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Landinus, Christophorus; Wolf, Eugen [Übers.]
Camaldolensische Gespräche — Das Zeitalter der Renaissance, 2. Serie ; 7: Jena: Eugen Diederichs Verlag, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.55590#0011
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ZUR EINFÜHRUNG

Nicht das aussichtberühmte, hoch über Neapel gelegene Ca- Der Ort der
maldoli, unter den Klöstern dieses Namens wohl das be- GesPrach&
kannteste, hat den Gesprächen des Cristoforo Landino den
Namen gegeben, sondern das älteste, das von der Hauptstadt
Toskanas in südöstlicher Richtung eine gute Tagereise ent-
fernte Mutterhaus des Camaldulenserordens. Man verläßt, wenn
man einen tüchtigen Fußmarsch nicht scheut, in Pontassieve
— an der Linie Florenz -Arezzo — die Bahn, überschreitet den
Consumapaß, einen der Zugänge ins Casentino, wie sich diese
ganze Gegend nennt, und gelangt dann auf langsam abwärts
führender Straße in das Tal des oberen Arno. Jenseits geht es
steil bergan und nach mehrstündiger Wanderung findet sich der
nordische Reisende in einer Landschaft, die ihn mit ihren präch-
tigen, nur spärlich von südlicher Vegetation durchsetzten Tan-
nenwäldern merkwürdig vertraut anmutet. Hier liegt in einem
engenHochtal das ehemalige, ursprünglich zur Fremdenherberge
der Einsiedelei bestimmte Kloster von Camaldoli, auch heute
noch eine gern aufgesuchte Villegiatur. Noch eine Stunde Stei-
gung und wir haben, in einer Höhe von uoo m, die von Gärt-
chen umgebenen Zellen des zu Beginn des n. Jahrhunderts
von Sankt Romuald gegründeten Eremo di Camaldoli erreicht
und damit die Örtlichkeit, in deren Nähe Landino seine Dispu-
tationen stattfinden läßt.
Es sind Gelehrte und für gelehrte Dinge interessierte Männer
des öffentlichen Lebens aus dem Mediceerkreis, die sich an
einem Julitage des Jahres 1468, um der Hitze der Ebene zu ent-
fliehen, da oben einfinden und ihr unerwartetes Zusammen-
treffen als willkommene Gelegenheit zu philosophischer Unter-
haltung betrachten: der junge Lorenzo Medici, später il Magni-
fico zubenannt, mit seinem Bruder Giuliano, die Aristoteliker
Alamanno Rinuccini, Piero und Donato Acciaiuoli, Marco Pa-
renti und Antonio Canigiani, der Platoniker Marsilio Ficino,
dann der Wortführer, Leo Battista Alberti, der „Allseitige“,
ferner der Abt des Klosters, Mariotto Allegri, und endlich der
Verfasser der Gespräche selbst, Cristoforo Landino, und sein

I Landino

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