ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER KIRCHE
UND DES ALTARBILDES
Francesco Gonzaga an seinen Bruder Sigismondo,
Vikar des Bistums Mantua (mitgeteilt von P. Kristeller,
Andrea Mantegna, Berlin u. Leipzig 1902, Dok. 134,
135, 138):
Daniele Norsa war wegen des Vorfalls, von dem auf
S. 13 erzählt worden ist, mit einer Klage an den Mark-
grafen herangetreten, der die Sache zunächst anscheinend
auf sich beruhen ließ. Aber wenige Wochen nach der
Schlacht bei Fornovo, am 31. Juli 1495, schreibt Francesco
Gonzoga folgenden Brief:
„In Christo hochwürdiger Vater, erlauchtester Herr,
geliebtester Bruder! Wir erinnern uns, daß an der Ecke
des Hauses, das früher den Scaldamazzi gehörte, gegen
San Simone das Bild Unserer Lieben Frau gemalt war,
das anscheinend, nachdem die Juden das Haus gekauft
haben, abgekratzt wurde. Und weil uns scheint, man tue
damit der Ruhmreichsten Mutter Unrecht und mache
unserem heiligsten Glauben Schande, sorgt dafür, unter
Androhung der Strafe, die Euch angemessen erscheint,
daß die Juden sie so reich und schön wie möglich wieder
herstellen lassen, und befleißigt Euch dabei so, daß wir
sie, wenn wir wieder nach Hause zurückkommen, zu
unserer Zufriedenheit betrachten können . .
Der fanatische Eremitanermönch Fra Girolamo Redini,
der auch den Protonotar Sigismondo Gonzaga für seinen
Plan gewonnen hat, versucht nun mit seinem Brief vom
8. August 1495, den Markgrafen dazu zu bereden, nicht
nur dem Juden die Kosten für das Gemälde Mantegnas
aufzuhängen, sondern gleich auch das Haus abreißen und
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UND DES ALTARBILDES
Francesco Gonzaga an seinen Bruder Sigismondo,
Vikar des Bistums Mantua (mitgeteilt von P. Kristeller,
Andrea Mantegna, Berlin u. Leipzig 1902, Dok. 134,
135, 138):
Daniele Norsa war wegen des Vorfalls, von dem auf
S. 13 erzählt worden ist, mit einer Klage an den Mark-
grafen herangetreten, der die Sache zunächst anscheinend
auf sich beruhen ließ. Aber wenige Wochen nach der
Schlacht bei Fornovo, am 31. Juli 1495, schreibt Francesco
Gonzoga folgenden Brief:
„In Christo hochwürdiger Vater, erlauchtester Herr,
geliebtester Bruder! Wir erinnern uns, daß an der Ecke
des Hauses, das früher den Scaldamazzi gehörte, gegen
San Simone das Bild Unserer Lieben Frau gemalt war,
das anscheinend, nachdem die Juden das Haus gekauft
haben, abgekratzt wurde. Und weil uns scheint, man tue
damit der Ruhmreichsten Mutter Unrecht und mache
unserem heiligsten Glauben Schande, sorgt dafür, unter
Androhung der Strafe, die Euch angemessen erscheint,
daß die Juden sie so reich und schön wie möglich wieder
herstellen lassen, und befleißigt Euch dabei so, daß wir
sie, wenn wir wieder nach Hause zurückkommen, zu
unserer Zufriedenheit betrachten können . .
Der fanatische Eremitanermönch Fra Girolamo Redini,
der auch den Protonotar Sigismondo Gonzaga für seinen
Plan gewonnen hat, versucht nun mit seinem Brief vom
8. August 1495, den Markgrafen dazu zu bereden, nicht
nur dem Juden die Kosten für das Gemälde Mantegnas
aufzuhängen, sondern gleich auch das Haus abreißen und
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