Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lauts, Jan; Mantegna, Andrea [Ill.]
Andrea Mantegna - Die Madonna della Vittoria — Der Kunstbrief, Band 38: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1947

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66542#0048
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BERICHTE ÜBER DIE WEIHE DER KIRCHE
UND DES ALTARBILDES, 6. JULI 1496
I.
Sigismondo Gonzaga an seinen Bruder, den Mark-
grafen Francesco Gonzaga, am 6. Juli 1496 (mitgeteilt
bei P. Kristeller, a.a.O., Dok.No. 140):
„Erlauchtester, einziger Herr! Dauernd lebt in meinem
Gedächtnis jener grausame und höchst bittere Tag der
Waffentat, die sich — heute ist es ein Jahr —- im Gebiet
von Parma zutrug, und an dem der höchste Gott und
seine Glorreiche Mutter Eure Exzellenz nach vielen
tapferen und anstrengenden Taten zu Tod und Vernich-
tung der Feinde aus vielen Gefahren errettete; zusam-
men mit meiner Erlauchtesten Herrin (Isabella d’Este,
Francesco Gonzagas Gemahlin) habe ich überlegt, diesen
Tag zum Lobe Gottes und seiner Ruhmreichen Mutter
festlich zu begehen. Und so haben wir eine schöne Pro-
zession veranstaltet, die heute morgen feierlich mit allen
Mönchsorden und Priestern in folgender Weise statt-
gefunden hat: alle Ordensleute versammelten sich bei
San Sebastiano (wo sich Mantegnas Haus und Atelier
befand) mit dem größten Teil des Volkes; da war das
Bild der Ruhmreichen Jungfrau aufgerichtet, das Andrea
Mantegna geschaffen hat, auf einem großen, feierlich
ausgezierten Postament. Und über diesem stand ein
junger Mann als Gottvater gekleidet und zwei Propheten
auf jeder Ecke, und an den Seiten drei kleine Engel, die
Lobgesänge sangen; und ihm gegenüber standen die zwölf
Apostel. Als es an der Zeit war, hob man das Postament
auf, das von zwanzig Trägern getragen wurde, und so
trug man das Bild nach San Simone; eine Menge von
Männern und Frauen zog mit, wie man solche in Mantua

30
 
Annotationen