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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 11.1896

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No. 33
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https://doi.org/10.11588/diglit.61688#0472
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Die

Ich

Die

daher

Nun fuhren wir los, doch wir kamen
nicht weit,
Da stockte das Ganze plötzlich,
Das Dampfross versagte, jetzt sassen
wir fest,
Die Lage war einfach entsetzlich;
Uns Passagieren ist schliesslich dabei
Nichts anderes übrig geblieben,
Wir mussten von Steglitz bis Frankfurt
am Main
Den ganzen Courierzug schieben.

gjch lag im Bette, es war in der
Nacht
Vor Antritt der Ferienreise,
Und Träume von komplizirter
Natur
Bedrückten mich schrecklicher
Weise.
Ich hatte — wie Mancher hat es
gehabt! —
Das hitzigste Reisefieber,
Und in dem Traume wahrhaftig
ging
Mir alles drunter und drüber.

Und endlich sass ich in meinem Coupe,
Ich dachte mir weiter nichts Böses,
Da kam ein sächsischer Schaffner herbei,
Der sprach zu mir: ,,Aiherrcheeses,
Sie haben ja gar-keen Billjettchen nich“ —
Mein Schreck war fürwahr kein geringer,
Der Schaffner zog seine Zange hervor
Und knipste mir sämmtliche Finger.

Ich
Noch
Doch
Vor Abgang des Zugs zu bekommen.
Da griff ich nach meinem Fahrscheinheft,
Mit dem ich gedachte zu reisen,
Und -schleunigst begann ich wie kam ich
nur drauf! —
Die Rundreiseblätter zu speisen.

spürte Hunger und hätte
gern etwas zu mir genommen,
leider war nichts Essbares mehr

Jndcss vergeblich rief man im
Saal
Den Kellner, dass er bediene,
Es standen nämlich auf dem Perron
Die Kellner auf der Maschine,
Da heizten sie eifrig den Kessel-
raum,
Doch nicht mit Kohlen, behüte!
Vielmehr mit Brödchen und kalten
Cotelettes
Und Würstchen von Hefter’scher ;
Güte. ; )

Da stieg ich empor zu des Warte-
saals Raum
Und wandte mich gleich zum
Buffete,
Dahinter stand die Buffetmamsell,
Es war eine äusserst adrette;
war beim Tranchiren und
schnitt immerfort,
weiss nicht aus welchem
Motive,
Scheiben des kalten Auf-
schnitts herab
Von einer Lokomotive.

Und weiter ging es darauf in der Nacht^
Schlafwagen wollte ich nehmen,
Zu meinem Bedauern musst’ ich mich da
Zu grosser Mühsal bequemen.
Mein Bett stand auf offenem Güter-j
waggon, f
Ich fand diese Einrichtung traurig, \
Es war auch empfindlich kalt in der Nacht f Alt
Und regnete obendrein schaurig.

Zum Bahnhof bin ich zuvörderst
einmal
In einer Gondel gekommen,
Mit einem Berliner Kutscher, der
Als Motor vorausgeschwommen.
So kam ich in einem eignen
Gefährt
Bis zum Askanischen Platze,
Und oben die Anhalterbahnhofs-
Uhr
Schnitt mir eine grässliche
Fratze.

Die steile Böschung hinu
Und stürze kopfüber und f
Und schreie — da wer«
Ntm/sehe^ich, wie ich- gefallen war,
^rem^lel/e, Bin heil, o^ne Wunden«,
Ter ist da, ich hab’ sogar
’ dem Koffer gefunden!

Und wie ich bei Darmstadt vorüber; ^
,y kanrjx
— Man kann meinen fZustyrd. er-
messen —
Da fällt es mir ein, ich hab’ja‘ ^wTlaus,
Verteufelt! den Koffer vergessen!
Mir war’s, als ob der verdammte Zug
Mit zehnfacher Schnelligkeit liefty
Doch ich wollt’ mein Gepäck, —- und ich
springe hinab
Und springe in; eiml^U'ThUe . - v . . J
Und falle und falle, ich weiss nicht
4 ü Vohin,
:er,
hiesse Kobolz
/ich munter;


SSeranttoortltd) für bie SRebciction: (St)efrebacteur Qllej. in 53erltn; für ben Snferatentbeil: ®uft. Beignieifter in Berlin. — ©ruct oon <£>. ©. ^ermann, Berlin SW., Seutihtrafje 8.
 
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