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Mit Röntgen-Strahlen, oder: Was die verschiedenen Primaner im Kopfe haben!

Vom Erhabenen zum Lächerlichen.
Die von einer Berliner Zeitung angestellte Um-
frage: „Welche That des neunzehnten Jahrhunderts
ist als die hervorragendste zu betrachten?“ hat auch
uns viel Kopfzerbrechen verursacht.
Nachdem wir drei Tage und drei Nächte, ohne
Speise und Trank zu uns zu nehmen, intensiv nach-
gedacht und alle hervorragenden Thaten des Jahr-
hunderts bis zum 27. Dezember 1898 einer peinlichen
Revue unterzogen, gelangten wir zu der nieder-
schmetternden Erkenntniss, dass das neunzehnte
Jahrhundert noch nicht ganz zu Ende, die Lösung
des Problems also vorläufig unmöglich ist.
Wir behalten uns die Beantwortung der Frage
für eine der im nächsten Jahrhundert erscheinenden
Nummern der „Lustigen Blätter“ vor und geben
für heut nur einige Eindrücke wieder, die wir der
durch die umfragende Zeitung gegebenen Anregung
verdanken.

Grossartige Thaten
waren ohne Frage die
Eroberungszüge des
ersten Napoleon.
Dass in den Befrei-
ungskriegen deutsche
Mädchen ihr Haar auf
dem Altar der Vater-
landsliebe opferten, um
Geld zu lösen, war gross
und erhaben.
Grossartig waren die
griechischen Freiheits-
kriege der zwanziger
Jahre.

Lächerlich ist es, dass
die modernen Franzosen
nur noch galante Erobe-
rungen machen.
Dass es heut Damen
giebt, die Geld opfern,
um ihr Haar zu kom-
plettiren, ist lächerlich.

Heut sind die Grie-
chen nichts weniger als
frei, nur ihre Schulden
sind noch grossartig.
Lächerlich!

Dass in Berlin im
Jahre 1848 alles ver-
barrikadirt war, war
einfach grossartig.
Eine grossartige That
war die Gründung des
Weltpostvereins
durch Stephan im Jahre
1874.
Eine grossartige That
war die Erfindung Edi-
sons, das gesprochene
Wort phonographisch
festzuhalten.

Lächerlich ist es, dass
im Jahre 1889 noch
kein Platz für ein
Denkmal der Märzge-
fallenen ist.
Weniger —grossartig
ist Podbielski’s Gedanke
des staatlichen Post-
monopols.
Weniger grossartig ist
es, dass Herr Bosse heut
den Gelehrten das
Sprechen verbieten will.

Grossartig war Rönt-
gen’s Erfindung, in das
Innere der Körper zu
sehen.

Lächerlich ist es,
dass man an der Aussen-
seite des Reichstags-
gebäudes noch immer
keine Inschrift sieht, a. g.

„Der Tod des Tiberius.“
Deklamator: „Schaff’ mir Kühlung,
Grieche! Im Busen trag’ich den Vesuv!
Eis! Eis!“
Piccolo: Vanille, Gemischt- oder
Himbeer-Eis?

Praktisch.
Vermiether: Und der Fahrstuhl
läuft direkt neben Ihrem Zimmer.
Schauspieler: Vorzüglich! Den
benutze ich bei meinen Uebungen gleich
als Versenkung!


Ein Küchenroman.
Minna: Du, Wilhelm, warum bist Du eigentlich Deiner vorigen Braut untreu
geworden?
Wilhelm: Ach, an der war ja alles falsch, sogar der Hase, den sie mir
Sonntags aufhob.

No. 3

LUSTIGE BLÄTTER.

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