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DER MEISTER »(£
Landschaft mit ihren Baumreihen, Hügeln, Stadtprospekten und Berg-
schlössern. Aber diese Wandgemälde rühren trotz ihrer großen Di-
mensionen von einem kleinen Lokalkünstler her, der das bescheidene
Flämmchen seiner Erfindungsgabe an der Schaffenskraft des Meisters
•<£ entzündete und für seine Bilder vielleicht noch andere Stiche
zu Rate zog. Die Gruppe der schlummernden Jünger am Ölberg hat
er sicher von irgendeinem älteren Blatt entlehnt. Sie berührt wie eine
alte Melodie, die man oft gehört hat, ohne sagen zu können, wo und
wann.
Irgendwelche Beziehungen des Meisters °(£ zu älteren Stechern
lassen sich nicht oder doch nur in ganz vereinzelten Fällen nachweisen.
Er steht vom Beginn seiner Tätigkeit als eine in sich gerundete, feste
Persönlichkeit da. Selbst die Abhängigkeit einiger Blätter seiner
Passionsfolge von den entsprechenden Darstellungen des Meisters
der Nürnberger Passion, die ich im I. Bande dieses Werkes p. 257
annehmen zu müssen glaubte, erweist sich nach den ebenso subtilen
wie überzeugenden Untersuchungen Geisbergs 1 als irrig. Der Meister
der Nürnberger Passion hat vielmehr die Folge des Meisters °(B
gekannt und benutzt.2
Dagegen habe ich bereits a. a. O.3 darauf hingewiesen, daß der
früheste heilige Georg vom Meister (Nr. 144) deutlich
erkennbare Reminiszenzen an die ältere Darstellung dieses Heiligen
vom Meister des Kalvarienberges, L. I. 300. 6. enthält. Wenn man noch
hinzufügt, daß sein Figurenalphabet wahrscheinlich durch das Vorbild
des xylographischen von 1464 angeregt wurde, dessen Kenntnis der
Buchstabe jt- voraussetzt,4 und daß einige andere Buchstaben zu der
Annahme berechtigen, dem Stecher seien gewisse eidechsenartige
Fabeltierformen, wie sie die Miniatoren des XIV. und XV. Jahrhunderts
für ihre Initialen bevorzugten, nicht unbekannt gewesen, so ist eigent-
1 Anfänge p. 44.
2 In diesem Sinne hatte ich den Sachverhalt schon im Katalog des Germanischen
Museums p. 57 dargestellt.
3 Bd. I. p. 301.
4 Vergl. den CEuvre-Katalog Nr. 283 — 305.
DER MEISTER »(£
Landschaft mit ihren Baumreihen, Hügeln, Stadtprospekten und Berg-
schlössern. Aber diese Wandgemälde rühren trotz ihrer großen Di-
mensionen von einem kleinen Lokalkünstler her, der das bescheidene
Flämmchen seiner Erfindungsgabe an der Schaffenskraft des Meisters
•<£ entzündete und für seine Bilder vielleicht noch andere Stiche
zu Rate zog. Die Gruppe der schlummernden Jünger am Ölberg hat
er sicher von irgendeinem älteren Blatt entlehnt. Sie berührt wie eine
alte Melodie, die man oft gehört hat, ohne sagen zu können, wo und
wann.
Irgendwelche Beziehungen des Meisters °(£ zu älteren Stechern
lassen sich nicht oder doch nur in ganz vereinzelten Fällen nachweisen.
Er steht vom Beginn seiner Tätigkeit als eine in sich gerundete, feste
Persönlichkeit da. Selbst die Abhängigkeit einiger Blätter seiner
Passionsfolge von den entsprechenden Darstellungen des Meisters
der Nürnberger Passion, die ich im I. Bande dieses Werkes p. 257
annehmen zu müssen glaubte, erweist sich nach den ebenso subtilen
wie überzeugenden Untersuchungen Geisbergs 1 als irrig. Der Meister
der Nürnberger Passion hat vielmehr die Folge des Meisters °(B
gekannt und benutzt.2
Dagegen habe ich bereits a. a. O.3 darauf hingewiesen, daß der
früheste heilige Georg vom Meister (Nr. 144) deutlich
erkennbare Reminiszenzen an die ältere Darstellung dieses Heiligen
vom Meister des Kalvarienberges, L. I. 300. 6. enthält. Wenn man noch
hinzufügt, daß sein Figurenalphabet wahrscheinlich durch das Vorbild
des xylographischen von 1464 angeregt wurde, dessen Kenntnis der
Buchstabe jt- voraussetzt,4 und daß einige andere Buchstaben zu der
Annahme berechtigen, dem Stecher seien gewisse eidechsenartige
Fabeltierformen, wie sie die Miniatoren des XIV. und XV. Jahrhunderts
für ihre Initialen bevorzugten, nicht unbekannt gewesen, so ist eigent-
1 Anfänge p. 44.
2 In diesem Sinne hatte ich den Sachverhalt schon im Katalog des Germanischen
Museums p. 57 dargestellt.
3 Bd. I. p. 301.
4 Vergl. den CEuvre-Katalog Nr. 283 — 305.