Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52

DER MEISTER «(£ °,So°

Der Meister mit den Bandrollen benutzte den Baldachin mit den drei Wappen-
schilden, den Teppich hinter dem Thron und die hölzernen Schranken für seinen
Siebenten Schöpfungstag (P. II. 13. 3.),1 die Figur Salomos verwendete er gegenseitig
und den Unterkörper der links stehenden Mutter gleichseitig auf dem Glücksrad und
Lebensbaum (P. II. 27. 48.).

Die Figur des Königs mit Thron, Rücklaken und Schranken diente als Vorlage für
einen gegenseitigen Holzschnitt der Chronica Hungariae des Johannes de Thwrocz
(Augsburg 1488),2 am Thron die Wappen von Ungarn. Auch findet sie sich zusammen
mit der des links stehenden Henkers in den Miniaturen einer deutschen Bibel o. O. u. J.
(Straßburg, Heinrich Eggenstein 1466) am Schlüsse des Buches Hiob. Nur die Köpfe
sind verändert.3

In der Sammlung des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein zu Maihingen bei
Nördlingen enthält eine runde Glasscheibe im Mittelfenster des sogenannten altdeut-
schen oder Manuskriptensaales oben rechts eine vereinfachte Wiedergabe des Stiches.
Man zählt darauf außer den beiden Kindern nur acht Figuren.

Die späteste Benutzung dürfte auf einer Handzeichnung von 1647 mit dem Mono-
gramm HR in Sigmaringen4 nachzuweisen sein, wo die beiden Mütter mit ihren Kindern
und die Zuschauer im Fenster links nach dem Stich kopiert sind.

NEUES TESTAMENT

8 DIE VERKÜNDIGUNG

Taf.77Nr. 195 Die heilige Jungfrau kniet, ein klein wenig gegen links gewendet, in
einer Kapelle. Ihr Haupt umschließt ein Strahlen- und Scheibennimbus,
und das lange Haar fließt in Ringeln über den Mantel herab, der sich
auf dem gequaderten Fußboden ausbreitet. Sie hebt die linke Hand und
stützt den rechten Arm auf den links vor dem Fenster stehenden Altar,
auf dem zwischen zwei Leuchtern ein offenes Brevier liegt. Rechts in
der Tür kniet Gabriel, in Profil gesehen. Er hält mit der Rechten ein

1 Die Wappenschilde enthalten dort das Monogramm Jesu. Vergl. L., M. m. d. B.
p. 23 und Rep. XIII. (1890) 225. 1.

2 Hain 15.518. Muther 329, Abbildung ebenda, Taf. 76. Ein Exemplar im Berliner
Kabinett. In der Augsburger Ausgabe der K. Universitätsbibliothek zu Budapest fand
ich den Salomo zweimal: fol. 86 v. als König Ludwig und fol. 123 v. als Ladislaus.
Vergl. L. Baer, Die illustrierten Historienbücher p. 152.

3 Kornätzung in Ludwig Rosenthals Kat. 130. (München 1909) Nr. 14.

4 Nr. 5700.
 
Annotationen