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DIE DEUTSCHE FACHPRESSE

chronologisch zuerst ein und schafft den Markstein in der Geschichte der fach®
technischen Zeitschriften. Zu Beginn des folgenden 19. Jahrhunderts verzeichnet
die Chronik*) schon mehrere gewerbliche Fachzeitschriften allgemeinen Charak®
ters, die alle Zweige der Mode, der Gewerbe und Fabriken zusammen-
faßten, ebenso wie auch das 1820 in Augsburg gegründete »Dinglers Poly-
technisches Journal« allen technischen Wissenschaften dienen konnte und
noch von keiner wuchtigen Last hunderter technischer Spezialgebiete erdrückt
wurde.
Die Gründer der Fachblätter waren damals keine gewerbsmäßigen Verleger,
sondern meist Angehörige des durch ihre Zeitschrift vertretenen Berufes.
Als dann vor einem Jahrhundert der fruchtbare Assoziationsgedanke zu
ungeahnter Lebendigkeit erwacht war, entstanden überall Vereine von Fach®
genossen, welche die in periodischen Versammlungen gewonnene und vertiefte
Erkenntnis und Erfahrung in regelmäßig ersdieinenden Schriften behandelten
und so die Entfaltung der glanzvollen Blütezeit der Fachzeitschriften einleiteten.
Die deutsche gewerbliche Regsamkeit kam somit schon inmitten einer lange
anhaltenden wirtschaftlichen Depression zu ziemlich lebendigem Ausdruck. Doch
erst mit Anfang der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die wirk®
liehe gewerbliche Fachzeitschriften=Literatur. In diesen Jahren konnte das ge®
werbliche und industrielle Feld des Fachzeitschriftenwesens in noch unbe®
schränktem Umfange bearbeitet werden,- denn nur langsam vermochte sich die
Erkenntnis von der Wichtigkeit eigener Zeitschriften für die verschiedenen
Branchen Bahn zu brechen. So hatten denn die Fachblatt®Unternehmungen
jener Zeit mit allerlei auf mangelndes Verständnis der Fach®Angehörigen für
ihre Aufgaben zurückzuführenden Schwierigkeiten zu kämpfen.
In den folgenden Jahrzehnten bemächtigten sich gewerbsmäßige Ver®
leger des üppigen, noch wenig betretenen Verlagsgebietes. Die Zentren des
Büchermarktes traten als Verlagsorte in den Vordergrund, und nun begann
nach den erfolgreichen Kriegsjahren 1870/71 die gewaltigste Entwicklungs®
periode des gewerblichen und industriellen Fadizeitschriften®Wesens. Aber
nicht allein die Anzahl der neuen Fachblätter stieg, sondern die Zeitschriften
erschienen nun häufiger, und ihr Umfang und Format wurden vergrößert.
In demselben Maße wuchs auch ihre Bedeutung, gefördert durch angemessen
honorierte, wertvollere, aber auch umfangreichere und reichhaltigere redak®
tionelle Darbietungen in immer strenger geschiedenen Rubriken. Trotz der bald
maßlosen Zunahme des Wettbewerbs erweitert sich der Lesekreis, der seine
Grenzen, insbesondere nach Regelung des Postvertriebes, weit über den
Erscheinungsort und das Heimatland hinaussteckt über Land und Meer, überall®
hin wo noch deutsche Zungen klingen, wo unsere Auswanderer eine Heim®
Stätte gefunden haben. Die rastlos fortschreitende Technik des Buchdrucks,
insbesondere der im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts erfolgte Er®
satz der hölzernen Handpressen durch eiserne Druckmaschinen, dann die Ein®
*> Vgl. Meißner, Dr. J. F. »Studien über das Zeitungswesen«, S. 131 ff.

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