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SONDE RA U S S TE EL UN G EN

DIE DEUTSCHE FACHPRESSE
Von Dr. Jakob Friedrich Meißner in Rohrbach bei Heidelberg.
WTÄHREND das Buch seinen Leser in einzelne Materien vertieft,
wendet die Fachpresse, die heute gleich der Tageszeitung einen
hervorragenden Bestandteil der geistigen Nahrung des Volkes bildet,
auf dem ihr zugewiesenen engeren Gebiet allen sachlichen und persönlichen,
praktischen und theoretischen, allgemeinen und besonderen Fragen ihre ge-
spannte Aufmerksamkeit zu und macht —um der Bücherweisheit praktische Be-
deutung zu geben — die Überfülle der in Büchern behandelten Wissenschaften
durch Bibliographien, Auszüge und Referate über die mit Kennerblick ge-
sichteten Stoffe der naheliegenden Fachgebiete wirklich erst zum Gemeingut
des Volkes. Die gut geleitete Fachpresse zeigt auf den von ihr erwählten
Gebieten die gleiche Umsicht und Beweglichkeit wie die Tageszeitung, die sich
bei der fortgesetzten, gewaltigen Ausdehnung ihres Inhalts nur den der Allge-
meinheit dienenden Interessen widmen kann. Dementsprechend verursacht der
redaktionelle Teil der Fachzeitschriften wegen ihres kritischer angelegten Leser-
Publikums, wegen des verhältnismäßig kleineren Interessenkreises, den die Fach-
presse vertreten soll, und der damit zusammenhängenden Gründlichkeit in der
Behandlung des für das Fachblatt geeigneten Materials meist einen erheblichen
Apparat und erfordert bedeutende geistige Arbeit. Und da uns im FachzeiU
schriftenwesen eine hohe Entwicklung der typographischen Ausstattung begegnen
und viele Fachblätter außerdem teure und technisch bedeutsame Kunstbeilagen
oder andere Illustrationen bieten, darf mit vollem Recht behauptet werden, daß
das geistige, wirtschaftliche und technische Niveau der Fachpresse dem der
Tagespresse mindestens gleichwertig ist und daß Wissenschaft, Gewerbe und
Handel ohne ihre Fachpresse eine so hohe Stufe, wie sie tatsächlich erreicht
ist, schwerlich erklommen hätten.
Zu einer Zeit, in welcher die mittelalterlichen abgeschlossenen Gelehrten-
und Literaten=Kasten mit ihren scharf beobachteten Traditionen die Ausbreitung
der Forschungsresultate nicht mehr erschwerten und hemmten, pflegten die
Hochburgen der Wissenschaft, die Universitäts= und Akademie = Städte, als
erster Verlagsorte, ihre Periodica,- also lange vor Gründung gewerblicher Fach-
blätter entstanden wissenschaftliche Diskussions= und Informations =
organe. Und die im 18. Jahrhundert zu einer wichtigen Erscheinung des
Literatur- und Kulturlebens gewordenen populären deutschen moralischen
Wochenschriften zeitigten eine nachhaltige Bewegung des geistigen Lebens,
das sich in einem gesteigerten Lesebedürfnis äußerte und dem klassischen
Zeitalter Goethes und Schillers und den damaligen Literatur=Zeitschriften das
Arbeitsfeld beackerte. Zu einer solch lesefrohen Zeit setzt die periodische
Literatur der Buchdruckerkunst mit dem Journal »Der Buchdrucker« <1766>
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