77
selben geleistet worden!" — entgegensetzte. Die Behaup-
tung der leidenschaftlichen Gegnerin, als sei das Volk. die
Masse, roh, nichtsnutzig, ungebildet, bekämpfte er durch
Beispiele aus der ueuesten Tagesgeschichte, wo gerade diese
Massen Sitte, Mäßigung, menschlich, christliches Gefühl
gezeigt hatten ; und wenn gleich er die Widersacherin nicht
völlig zum Schweigen zu bringen vermochte, so war der
Sieg von beiden Seiten ein zweifelhafter, da gar Manches
ungesagt bleiben mußte, um die Form nicht zu verletzen, zu-
gleich auch der Zeit Rechnung zu tragen, in welcher ja Alles
im Werden begriffen. Faktisch behauptetc Gräfin Jda das
Feld, da sie, wie gesagt, länger in unserem Kreise blieb als
der Ministerpräsident. Mir war es bei dieser Gelegenheit
sehr interessant, sund später auch konnte ich dieselbe Be-
merkung wiederholew, zu beobachten, wie alle Männer, die
sich ihr nahten, einen ganz andern Ton anschlugen, als mit
andern Frauen, ja die besten Seiten ihres Wissens und Kön-
nens hervorsuchten, um neben einem so klaren Geiste, wie
der ihrige es ist, würdig zu bestehen. „Wie unbequem,
dachte ich, muß diese Frau den Männern sein, die so ge-
wohnt sind, jedes weibliche Wesen vor ihrer höhcrn Bega-
bung, ja sobald nur ein Mann den Mund öffnet, die Se-
gel streichen zu sehen"; es fielen mir die Urtheile Schiller
unv Goethe's ein, die mit der geistvollen Frau v. Staöl
nicht fertig zu werden wußten, und herzlich froh waren, als
die berühmte Frau Weimar verließ. Gern will ich zuge-
selben geleistet worden!" — entgegensetzte. Die Behaup-
tung der leidenschaftlichen Gegnerin, als sei das Volk. die
Masse, roh, nichtsnutzig, ungebildet, bekämpfte er durch
Beispiele aus der ueuesten Tagesgeschichte, wo gerade diese
Massen Sitte, Mäßigung, menschlich, christliches Gefühl
gezeigt hatten ; und wenn gleich er die Widersacherin nicht
völlig zum Schweigen zu bringen vermochte, so war der
Sieg von beiden Seiten ein zweifelhafter, da gar Manches
ungesagt bleiben mußte, um die Form nicht zu verletzen, zu-
gleich auch der Zeit Rechnung zu tragen, in welcher ja Alles
im Werden begriffen. Faktisch behauptetc Gräfin Jda das
Feld, da sie, wie gesagt, länger in unserem Kreise blieb als
der Ministerpräsident. Mir war es bei dieser Gelegenheit
sehr interessant, sund später auch konnte ich dieselbe Be-
merkung wiederholew, zu beobachten, wie alle Männer, die
sich ihr nahten, einen ganz andern Ton anschlugen, als mit
andern Frauen, ja die besten Seiten ihres Wissens und Kön-
nens hervorsuchten, um neben einem so klaren Geiste, wie
der ihrige es ist, würdig zu bestehen. „Wie unbequem,
dachte ich, muß diese Frau den Männern sein, die so ge-
wohnt sind, jedes weibliche Wesen vor ihrer höhcrn Bega-
bung, ja sobald nur ein Mann den Mund öffnet, die Se-
gel streichen zu sehen"; es fielen mir die Urtheile Schiller
unv Goethe's ein, die mit der geistvollen Frau v. Staöl
nicht fertig zu werden wußten, und herzlich froh waren, als
die berühmte Frau Weimar verließ. Gern will ich zuge-