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M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Editor]
Katalog der Rüstungen- und Waffen-Sammlung des Herrn Karl Junckerstorff in Düsseldorf nebst Möbeln, Bildern und Antiquitäten aus demselben Besitz: Versteigerung zu Cöln, Montag den 1. Mai 1905 — Cöln, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.32217#0005
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I. Rüstungen und Binzelteile von Rüstungen.

1. Oanze gotische Rüstung aus blankem Eisen. Schaller mit niedrigem abgeflachtem Kamm, langem Nackenschutz
und Augenschlitz, mit eisernen Nieten durchzogen. Barthanbe einmal geschoben mit Federzapfen. Halsberge, dreimal
geschoben, hat Federzapfen für das Armzeug. Die Brust zweimal gestiftet und gegratet mit zwei grossen ausgehauenen
Blumen an den Orten, aufschlagigem Lanzenhaken und viermal geschobenem Schurz mit gegliederten und aus-
geschnittenen Beintaschen. Der Rlicken zweimal geschoben mit fächerartiger Kannelierung und ausgehauenen Orten,
daran ein fächerartig kannelierter Schurz mit vier Geschieben und ausgehauenen Orten. Die Achseln mit Vorder-
und Hinterfliegen nebst Lanzenausschnitt sind viermal geschoben und fächerförmig kanneliert, mit anhängender,
ebenfalls kannelierter Brechscheibe. Das Armzeug stumpf und kanneliert, wovon der Oberarm viermal geschoben
mit weit geschwungenen spitz auslaufenden kannelierten Ellenbogenkacheln. Die Fingerhandschuhe, reich gekehlt,
sind fünfmal geschoben mit ausgehauenen Orten und spitzen Knöcheln. Die oberen Diechlinge sind fünfmal geschoben,
kanneliert und mit geriffeltem Wulst umzogen. Die Kniekacheln fünffach geschoben mit gekehlten Flügen. Die
Beinschienen, mittelst Drehzapfen unter den Knieen befestigt, haben innen Scharniere. Die Schnhe mit langen
Schnabelspitzen zum abnehmen sind eifmal geschoben.

Auf dem Sehaller und der Halsberge Beschauzeichen der Stadt Nürnberg. Die g-anze Rüstung befindet sich auf Puppe mit Lederhose.

Sehr schönes Stiick von vorzüglicher Ausführung. Höhe 187 cm.

2.

Ganze Maximilian- oder Mailiinder Pfeifenrüstung aus hlankem Eisen, durchweg reich kannelieri, teilweise mit grossen
Pfeifen und mit messingiiberzogenen Nieten hesetzt. Heim mit drei Wulsten, aufschlagigem quergekehltem Visier,
mit Augenschlitzen und wulstigem Halsreifen. Haisberge dreimal geschoben mit Federzapfen. Achselstücke dreimal
geschoben mit Brechrändern, Lanzenausschnitt und anhängender Brechscheibe. Brustplatte gewulstet mit dick auf-
gelegter Platte. Rücken in derselben Weise verziert, mit Scharnieren an dem Vorderstück befestigt. An demselben
befindet sich ein dreimal geschobener Gesässreifen, Armzeug f'ünfmal geschoben, in den Ellenbogenkehlen geschlossen,
mit halben Muscheln. Fäustlinge elffach geschoben. Beintasclien siebenmal geschoben und gewulstet. Oherdiechlinge
zweimal geschoben und gewulstet. Kniebnckeln fünfmal geschoben mit Muscheln. Beinröhren glatt mit Sporen-
ausschnitt und durch Scharniere gehalten. Sclinhe (sog. Kuhmäuler) achtfach geschoben mit nach vorne halb
geschlossenen Wulsten.

Mit Marke W (wohl das Zeichen des Hofplattners von Worms, der unter Karl V. arbeitete) uud Nürnberger Beschauzeichen. Selten schönes
Stiick, hervorrasrend durch die schöne Arbeit und das prächtige Material. Wurde angeblich vom Prinzen Walsee um 1530 getragen. Auf
Puppe. . Höhe 180 cm.

3. Ganze Maximilian- oder sog. Maiiänder Ilüstung, genau wie die vorhergehende kanneliert, aber ohne die stark hervor-
tretenden Pfeifen. Helm mit Federbuschhülse. Lanzenhaken fehlt.

Verfertiger: Jörg Seusenhofer in Ingolstadt, nach dessen noch erkennbarem Waffenschmiedzeichen. Auf Puppe mit Lederhose. Angeblich
getragen vom Grafen Pichler, Reitergeneral unter Ferdinand I. Höhe 180 cm.

4. Ganze Rüstung, durchweg geätzt und mit messingüberzogeneH Eisennieten hesetzt. Helm mit hohem, geriffelten Kamm,
Stich- und Hiebvisier und stark wulstigem Halsring. Halsherge dreifacli geschoben mit Federzapfen. Achselstücke
drei- und vierfach geschoben mit Brechrändern und Lanzenausschnitt. Brust mit scharfem Grat, starkem Wulst,
Lanzenhaken und dreifach geschobenem Bauchreifen. Beintaschen dreifach geschoben mit Schuppenwulsten. Bücken
 
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