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Clemm, Fritz [Sammler] [Hrsg.]; Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Dr. Fritz Clemm, Berlin: Ausstellung: Sonnabend, den 31. November bis Montag, den 2. Dezember 1907 ; Versteigerung: Dienstag, den 3. Dezember bis Donnerstag, den 5. Dezember 1907 — Berlin, Nr. 1496.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15223#0014
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volle Würdigung dieser bedeutenden Sammlung aber kann erst eintreten,
wenn man an Hand des vorliegenden Katalogs ihren ganzen Umfang über-
sieht, doch würde es zu weit führen, ihrem wissenschaftlichen und kultur-
geschichtlichen Wert hier nur einigermaßen gerecht zu werden, —- wir
müssen uns darauf beschränken, materiell das hervorzuheben, was von den
üblich vorkommenden Typen abweicht. Es ist keine Gefäßsammlung vom
entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt aus, keine Geschichte des Porzellans
an Beispielen, — Dr. Clemm sammelte fast ausschließlich künstlerische
Prunkstücke der jeweiligen Blütezeit einer Manufaktur.

So ist Meißen hauptsächlich durch Arbeiten aus der Zeit von etwa
1720—1750 vertreten, also der Epoche Hörolds und Kaendlers. Von der
kleinsten Riechdose an bis zum pompösen Tafel-Schaustück stehen diese
Arbeiten auf der Höhe der Kunst, zeigt die Malerei trotz häufiger Wieder-
holung der Motive doch jene entzückende Mannigfaltigkeit von „indianischen“
Blumen, Chinoiserien, „Seeprospekten“ mit üppiger Gold- und Lüster-
umrahmung, daß sie neben den Figuren Meißen seinen Weltruf verschafften,
als die andern Manufakturen noch über die ersten Versuche nicht hinaus
waren.

Über diese Blütezeit sagt Brüning treffend (Europ. Porz, des
18. Jahrh. pag. XIX): „Alle diese Miniaturbildchen geben den

Porzellanen der Frühzeit den Charakter des Kostbaren, Seltenen,
das man wie die Handschriften des Mittelalters mit größter Liebe
und Sorgfalt bemalte, da man der hohen Wertschätzung dieser
auf intime, eingehende Betrachtung berechneten Dekoration des
kostbaren, neugefundenen Stoffes durch den Käufer gewiß war.
Wo man auf weitsichtigere, dekorative Wirkung hin schmücken
mußte, wählte man die auf den ostasiatischen Porzellanen sich
darbietende Blumenmalerei.“

Geringeres Interesse brachte Dr. Clemm den Figuren entgegen, aber
was davon in der Sammlung vorhanden ist, ist ganz eigenartig, völlig
abweichend von den sonst bekannten Typen: Die beiden Centauren, die
berühmte dänische Gruppe von J. Kaendler, die Tafelfiguren des
„Sommers“ und „Winters“, das so seltene „Kriegs-Schachspiel“.

Dieser Sammlung von Meißener Porzellan stehen ebenbürtig die Erzeug-
nisse von Vincennes-Sevres gegenüber: in der Hauptsache aus der Zeit
von 1750—1780. Alle die verschiedenen für Sevres charakteristischen, email-
 
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