it dem Kunstbesitz des im September 1924 verstorbenen
Herrn Jean Würz - Mannheim kommt eine der wich-
tigsten Spezialsammlungen süddeutschen Porzellans des
18. Jahrhunderts zum Verkauf. Seit vielen Jahren
ist der Name Jean Würz von den großen Porzellanausstellungen in
Mannheim (1899) und München (1909) bekannt. Die bedeutendsten
Stücke der Sammlung Würz hat Fr. H. Hofmann in seinem zwei-
bändigen Werk über „Frankenthaler Porzellan" (München, Bruck-
mann 1911) aufgenommen und abgebildet; manches findet sich auch
in dem vor zwei Jahren erschienenen Werk von Emil Heuser, „Por-
zellan von Straßburg und Frankenthal" (Neustadt a. d. Hardt 1922).
Herr Jean Würz war ein Sammler alten Schlages. Mit einer wahren
Leidenschaft ging er seiner Liebhaberei neben dem Beruf nach und
hütete seine Sammlung wie einen kostbaren Schatz. Während des
Weltkrieges, als Mannheim von den Bomben feindlicher Flieger be-
droht war, verpackte er kurz entschlossen seine Sammlung in Kisten,
ließ sie in einen Möbelwagen verladen und dirigierte diesen immer an
solche Orte, die am wenigsten gefährdet schienen.
Als Pfälzer bevorzugte Jean Würz begreiflicherweise die Manu-
faktur seiner engeren Heimat: Frankenthal. Sein Interesse rich-
tete er besonders auf die Frühzeit der Manufaktur unter Paul H a n-
n o n g und dessen erste Fabrik in Straßburg, die er unter dem
Druck Frankreichs aufgeben mußte, da das Privileg von Sevres jede
Konkurrenz ausschloß. Es gelang ihm, manche wichtigen Inkunabeln
aufzuspüren und die noch vielfach dunklen Beziehungen zwischen
beiden Fabriken zu klären. Auf dieser Grundlage baut sich seine
Sammlung auf. Sie bietet ein nahezu lückenloses Bild der gesamten
Entwicklung der Frankenthaler Manufaktur unter den beiden Han-
nong und unter dem Regime Carl Theodors von der Pfalz bis zu ihrer
Vereinigung mit der bayerischen Manufaktur in Nymphenburg.
Daß der Schwerpunkt der Sammlung Würz in der Figurenplastik
Frankenthals liegt, erscheint nicht verwunderlich, denn diese steht wie
bei allen süddeutschen Porzellanmanufakturen durchaus im Vorder-
grund. Das Beste, was Frankenthal an Geschirr, Gerät und dekorativen
Gefäßen hervorgebracht hat, war für den kurfürstlichen Hof selbst
und für befreundete Fürstlichkeiten bestimmt. Im Kunsthandel sind
nur ganz selten wirklich bedeutende Geschirre aufgetaucht. Die
Figurenproduktion Frankenthals muß dagegen sehr stark gewesen sein,
wenn man bedenkt, wieviel sich noch heute erhalten hat, trotz der
6
Herrn Jean Würz - Mannheim kommt eine der wich-
tigsten Spezialsammlungen süddeutschen Porzellans des
18. Jahrhunderts zum Verkauf. Seit vielen Jahren
ist der Name Jean Würz von den großen Porzellanausstellungen in
Mannheim (1899) und München (1909) bekannt. Die bedeutendsten
Stücke der Sammlung Würz hat Fr. H. Hofmann in seinem zwei-
bändigen Werk über „Frankenthaler Porzellan" (München, Bruck-
mann 1911) aufgenommen und abgebildet; manches findet sich auch
in dem vor zwei Jahren erschienenen Werk von Emil Heuser, „Por-
zellan von Straßburg und Frankenthal" (Neustadt a. d. Hardt 1922).
Herr Jean Würz war ein Sammler alten Schlages. Mit einer wahren
Leidenschaft ging er seiner Liebhaberei neben dem Beruf nach und
hütete seine Sammlung wie einen kostbaren Schatz. Während des
Weltkrieges, als Mannheim von den Bomben feindlicher Flieger be-
droht war, verpackte er kurz entschlossen seine Sammlung in Kisten,
ließ sie in einen Möbelwagen verladen und dirigierte diesen immer an
solche Orte, die am wenigsten gefährdet schienen.
Als Pfälzer bevorzugte Jean Würz begreiflicherweise die Manu-
faktur seiner engeren Heimat: Frankenthal. Sein Interesse rich-
tete er besonders auf die Frühzeit der Manufaktur unter Paul H a n-
n o n g und dessen erste Fabrik in Straßburg, die er unter dem
Druck Frankreichs aufgeben mußte, da das Privileg von Sevres jede
Konkurrenz ausschloß. Es gelang ihm, manche wichtigen Inkunabeln
aufzuspüren und die noch vielfach dunklen Beziehungen zwischen
beiden Fabriken zu klären. Auf dieser Grundlage baut sich seine
Sammlung auf. Sie bietet ein nahezu lückenloses Bild der gesamten
Entwicklung der Frankenthaler Manufaktur unter den beiden Han-
nong und unter dem Regime Carl Theodors von der Pfalz bis zu ihrer
Vereinigung mit der bayerischen Manufaktur in Nymphenburg.
Daß der Schwerpunkt der Sammlung Würz in der Figurenplastik
Frankenthals liegt, erscheint nicht verwunderlich, denn diese steht wie
bei allen süddeutschen Porzellanmanufakturen durchaus im Vorder-
grund. Das Beste, was Frankenthal an Geschirr, Gerät und dekorativen
Gefäßen hervorgebracht hat, war für den kurfürstlichen Hof selbst
und für befreundete Fürstlichkeiten bestimmt. Im Kunsthandel sind
nur ganz selten wirklich bedeutende Geschirre aufgetaucht. Die
Figurenproduktion Frankenthals muß dagegen sehr stark gewesen sein,
wenn man bedenkt, wieviel sich noch heute erhalten hat, trotz der
6