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der klassischen K'ang-hsi-Periode sind daher in der Sammlung nicht zu finden.
Auch seine Neigung scheint ihn eher in andere Richtung geführt zu haben. Offenbar
gehörte den starken Blauweißporzellanen der Ming-Zeit (Nr. 215 — 302), die zu
Anfang dieses Jahrhunderts nur wenige beachteten, und den damals fast allein be-
kannten Vertretern der sogenannten Frühkeramik, den Seladon (Nr. 82—122)
seine wirkliche Liebe. Diese beiden, für damalige Verhältnisse frühen Typen, und
die frühen Schmelzmalereien des 17. Jahrhunderts (Nr. 331 ff.) sind in der Sammlung
ungewöhnlich reich vertreten, während die reicheren und jüngeren Schmelzmalereien
(famille verte und rose) ziemlich zurückstehen. Aber auch der Neigung zur sogenannten
Frühkeramik, die sich seit dem Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts
immer entschiedener aussprach, ist Dobrikow, abgesehen von den Seladon, nur zögernd
gefolgt. Dagegen haben nur wenige so früh die Schönheit des chinesischen Teppichs
(Nr. 457 ff.) erkannt, der noch im 19. Jahrhundert Ausgezeichnetes leistet, .erst
im 20. durch europäisch-amerikanischen Fabrikbetrieb dem Ruin entgegengeführt
wird. Auch die anderen Textilien werden interessieren, denn sie gehören, auch wenn
sie nur wenige Jahrzehnte alt sind, einer heute versunkenen Zeit höchster Stoffkultur
an (Nr. 496 ff.). Unter den nicht zahlreichen Gemälden verdienen die beiden
Pflanzenbilder der berühmten und berüchtigten Kaiserin Tz'u-hsi, des „alten Buddha",
Erwähnung, die mindestens in dem Grade eigenhändig sind, wie Allerhöchste Arbeiten
dieser Art eigenhändig zu sein pflegen (Nr. 425—426), unter den Graphiken
die Spezialausgabe der berühmten 53 Kuan-yin (Nr. 429) und die überaus seltenen
Cochin-schen Stiche der Conquetes de l'empereur de la Chine (Nr. 439), die
allerdings, wie leider viele Stücke der Dobrikowschen Sammlung, den Schädigungen
eines chinesisch-deutschen Junggesellenhaushalts nicht entgangen sind.

Einige Beiträge aus anderem Besitz ergänzen die Sammlung durch besonders
ansehnliche Einzelwerke, wie die große Ting-yao-Flasche (Nr. 44), die hier der
Ming-Zeit zugeschrieben wird, während ganz ähnliche Arbeiten im Palastmuseum
Peking als Sung gelten, ein paar prächtige Powder-blue-Vasen (Nr. 207 ff.), einen sehr
seltenen Typ der Scharffeuerdekoration (Nr. 294), ein farbiges Meisterstück der
Ch'ien-lung-Periode (Nr. 351), Monochrome der Yung-cheng-Zeit, die in China
selbst besonders hoch geschätzt werden (Nr. 193) und sehr hervorragende Cloisonnes
(Nr. 388, 390).

Kümmel.
 
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