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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Editor]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Gemälde alter Meister, Plastik, Kunstgewerbe aus dem Besitz des Regierungs-Baumeisters Adolf Wollenberg, Berlin: Versteigerung: Donnerstag, den 17. März 1932 — Berlin, Nr. 2053.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.5869#0005
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VOR WORT

s gibt oder es gab eine berlinische Art, Sammellust
mit Wohnluxus zu vereinigen, eine Art, die direkt
und mittelbar durch die strebsamen Museen be-
stimmt wurde.

Als Messels wählerischer Geschmack auf Bodes
anfeuernde Tatkraft traf, entstand Dr. Eduard
Simons Haus, das glänzende und bewunderte
Muster eines ,,Wohn-Museums".
Die Dinge, die in diesem Kataloge verzeichnet sind, stammen aus dem
Besitz A. Wollenbergs, des Baumeisters, der im Geiste Messels manches
Haus errichtet und ausgestattet hat, der die eigne Wohnung reich, farbig
und warm mit Möbeln, Stoffen und Gemälden gefüllt hat.

Ein Architekt, der sammelt, wird stets geneigt sein, das einzelne
Kunstwerk als einen Baustein im Hinblick auf ein Ganzes, das ihm als
sein Werk vorschwebt, zu wählen und zu verwenden.

Der Wohnluxus macht eine Krisis durch. Da wir uns ungern einge-
stehen, daß wir nicht mehr können, erklären wir, nicht mehr zu wollen,
und nehmen eine überlegen kritische Haltung an gegenüber dem üppi-
gen Eklektizismus. Mit einemmal erscheint es als ein fragwürdiges
Unternehmen, Kunstwerke, die abgelebten Kulturen entstammen, in
Wohnräume einzufügen, die den Bedürfnissen unserer Tage dienen.

Jede Zeit hat mit eignen Neigungen und Vorurteilen die Werke der
Vergangenheit betrachtet und, indem sie sich des Erbes bemächtigte,
ziemlich willkürlich darüber verfügt. Zum Beispiel: als die bürgerlichen
niederländischen Gemälde aus dem 17. Jahrhundert gnädige Aufnahme
fanden in den aristokratischen seidnen Salons des 18., mußten sie ele-
gant gekleidet eintreten, in goldnen Rahmen, deren Stil ihrem Wesen
durchaus widersprach. Und daraus entwickelte sich eine zählebige
Konvention, die heute noch gültig ist.

Ich kann mir wohl vorstellen, daß in Zukunft eine strengere Auf-
fassung sich scheuen wird, das mit tiefer Ehrfurcht betrachtete Kunst-
werk dem alltäglichen banalen und bequemen Hausrat zuzuordnen.
Neue Lebensformen zeichnen sich in der Architektur ab und werden
auch für die Aufstellung und Pflege der Bilder und Bildwerke neue
Grundsätze zur Geltung bringen.
 
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