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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Alte chinesische Kunst: Sammlung Joseph Hartl, Foochow (Nr. 2102): Frühe Sakral-Bronzen, Früh-Keramik, Seladone, Porzellane aller Gattungen, Malereien der letzten Jahrhunderte, Wandschirme, Kleinkunst: 14. Mai 1936 — Berlin, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.6070#0005
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ukien, „Die glückliche Provinz Chinas" für lange Jahrhunderte, ist uraltes
Kolonialland seit Beginn der Chow-Dynastie, Foochow, die Hauptstadt,
galt bereits in der Han-Zeit als Stadt ersten Ranges. Weitab gelegen von
den großen Verkehrswegen Chinas, hatte diese waldreiche Provinz mit ihren
Bergen, felsigen und gefährlichen Küsten niemals viel Einladendes für Fremde.
Trotzdem war Fukien von der Tang- bis zur Mandschu-Zeit die Heimatprovinz
der meisten Mandarine, allerdings auch die Heimat der gefürchtetsten Seeräuber
ganz Chinas wiederum. Und so ist es geblieben, kaum verändert bis zum heutigen
Tage. Die ganze Provinz bildet mit ihren verschiedenen, selbst untereinander scharf
getrennten Sprachgebieten noch im heutigen China ein auf sich allein gestelltes
Gebilde.

Sechs Jahre ununterbrochen war Foochow meine Heimat. Auf meinen vielen,
oft monatelangen Reisen im Innern lernte ich die ganze Provinz Fukien von Grund
aus kennen wie sonst kaum ein Europäer. Niemals hatte ich das Gefühl der Furcht
oder Unsicherheit; eine einigermaßen genügende Kenntnis der Sprache, ein Ein-
gehen und Verstehen der uns im Grunde so fremden Lebensgewohnheiten und
Sitten genügte, daß ich, der Fremde, stets ein freundliches Willkommen fand.
Jedem Chinesen liegt die Hochachtung und Wertschätzung alter Kunstgegenstände
im Blute; und findet er dieselbe pietätvolle Beachtung ihm teurer Gegenstände von
seifen eines Fremden, um so schneller ist dann der Weg für ein gegenseitiges
Näherkommen geebnet. So trifft sich der Osten mit dem Westen. Sammlungen,
behütet durch Jahrhunderte, niemals einem Fremden vorher zugänglich, standen
mir zur Besichtigung und oft auch zum Kaufe offen.

Unruhen, Aufstände, alles ging in diesen Jahren über uns hinweg, bis die Ein-
fälle der kommunistischen Kiangsi-Tnippen in Fukien in den Jahren 1933
und 1934 unendliches Leid und Unglück über die friedliehe Bevölkerung brachten.
Zerstörte Städte und Dörfer, Raub und Mord zeigten den Weg der roten Truppen
bis selbst in die allernächste Nähe der Hauptstadt Foochow.

In diesen Jahren, von 1929 bis 1935, habe ich meine Sammlung dort aufgebaut.
Jedes Stück wurde in Fukien oder Chekiang erworben, nur ganz vereinzelte Stücke
fanden aus dem Norden Chinas den Weg zu uns nach Fukien. Manches Stück
wurde selbst an den alten Herstellungsplätzen der Töpfereien, die in der Sung-Zeit
blühten, erworben, so das sogenannte Chien-Yao (Temmoku) in Sui-Chi und in
 
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