Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lessing, Gotthold Ephraim
Hamburgische Dramaturgie (Band 2) — [Bern], 1786

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49896#0011
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9

diesem Jahre. Wollten indeß die Engländer/ daß ihnen
die Franzosen auch hierinne nicht möchten zuvorgekommen
seyn, so würden sie sich vielleicht auf Daniels Philotas
beziehen können ; ein Trauerspiel von i6n, in welchem
man die Geschichte und den Karakter des Grafen , unter
fremden Namen , zu finden glaubte. * **))
Banks scheinet keinen von seinen französischen Vorgän-
gern gekannt zu haben. Er ist aber einer Novelle gefolgt/
die den Titel, geheime Geschichte der Königin Elisabeth
und des Grafen von Essex/ führet") / wo er den ganzen
Stoff sich in die Hände gearbeitet fand/ daß er ihn bloS
zu dialogiren / ihm bloS die äußere dramatische Form zu
ertheilen brauchte. Hier ist der ganze Plan / wie er von
dem Verfasser der unten angeführten Schrift, zum Theil,
-uSgezogen worden. Vielleicht , daß eS meinen Lesern
nichtzmnangcnehm ist , ihn gegen das Stück des Corneille
halten zu können.
"Um unser Mitleid gegen den unglücklichen Grafen
desto lebhafter zu machen, und die heftige Zuneigung zu
entschuldigen, welche dre Königin für rhn äußert, werden
ihm alle die erhabensten Eigenschaften emcs Helden bey-
gelegt; und e§ fehlt ihm zu einem vollkommenen Karakter
werter nichts, als daß er seine Leidenschaften nicht besser in
seiner Gewalt hat. Burleigh , der erste Minister der Kö-
nigin, der auf ihre Ehre sehr eifersüchtig ist, und den Gra-
fen wegen der Gunstbezeigungen beneidet, mit welchen sie
ihn überhäuft, bemüht sich unabläßig /ihn verdächtig zu
machen. Hierinn sieht ihm Sir Walter Raleigh, wel-
cher nicht minder deS Grafen Feind ist , treulich bey ; und
beyde werden von der boshaften Gräfin von Nottingham
noch mehr verhetzt, die den Grafen sonst geliebt hatte, nun
*) Oidber'8 I^ives olrkLLnxt. Vol. I. p. 147.
**) Itie Oomx-tnisn to tNe ItiskUre. Vol. II. x. 99.
 
Annotationen