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Lessing, Julius; Kunstgewerbemuseum Berlin [Contr.]
Gold und Silber — Handbücher der Königlichen Museen zu Berlin, Band 2: Berlin: Spemann, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.56972#0062
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Die Arbeiten in geschichtlicher Folge

Wir haben jetzt nur die rein formale Ausbildung zu
betrachten. Selbstverständlich dürfen wir in der Gestaltung
der Gold- und Silberarbeiten keine vollständige Kluft zwischen
kirchlichem und weltlichem Gerät annehmen. Die von der
kirchlichen Architektur stark beeinflufsten Formen des kirch-
lichen Silbers kommen auch gelegentlich an weltlichen Arbeiten

Elefantenzahn als Trinkhorn. Lüneburg 1486. 0,69 hoch.


vor. Wir würden sogar in manchen Fällen geneigt sein,
Stücke als für kirchliche Zwecke bestimmt anzusehen, wenn
uns nicht durch äufsere Umstände das Gegenteil bewiesen
würde; so bei den Lüneburger Konfektschalen mit geistlichen
Darstellungen auf architektonisch gestalteten Sockeln [S. 93].
Weltlichem und kirchlichem Gebiete gemeinsam ist das
Horn. Es wird als Greifenklaue in der mittelalterlichen Kirche
mit dem Kultus der heiligen drei Könige in Verbindung ge-
bracht, wird in Greifengestalt gefasst oder auf eine silberne
Greifenkralle gestellt; zugleich behält es als urältestes Trink-
gerät der Germanen eine symbolische Bedeutung, auch nach-
dem der Gebrauch desselben längst abgekommen, so das
 
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