Das Mittelalter. Gotisches Gerät
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Oldenburger Horn von 1455, gefertigt für den dänischen Hof
von Daniel Archäus aus Westfalen, jetzt in Schlofs Rosen-
borg in Kopenhagen. Trinkhörner als Festgerät noch 1566 in
der S. Georgs-Schützengesellschaft von Amsterdam.
Als Trinkhorn behandelt ist der grofse, in Silber gefafste
Elefantenzahn von 1486 das Hauptstück des Lüneburger
Schatzes, an dem die reichen Architekturformen motiviert
sind durch die im Mittelalter höchlichst an-
gestaunten Nachrichten des klassischen Alter-
tums von Elefanten mit Türmen auf dem
Rücken. Dieser Vorstellung erwächst die
grofse Turmarchitektur auf zwei Elefanten;
auf den Zinnen der Türme erscheinen be-
waffnete Kämpfer, darüber hinaus erheben
sich Pfeiler, Schwibbogen, neue Pfeiler und
Fialen als prächtige Stütze des aufrecht
stehenden Zahnes, der durch den Silber-
beschlag sehr geschickt aus der Schrägung
zu einem geradlinigen oberen Abschlüsse
übergeführt und dadurch stattlich vergröfsert
ist. Der Deckel des so geschaffenen Trink-
gefäfses, ebenso wie die Fassung des Randes
mit Gravierung geschmückt, kann aufge-
schraubt werden auf eine als Kreuzblume
gestaltete Endigung der Spitze.
Auch in Tafelaufsätzen, dargestellt
auf burgundischen Wandteppichen aus der
Zeit Karls des Kühnen um 1470, finden wir
architektonische Motive, turmartige Auf-
bauten mit Figuren besetzt, inmitten eines
Mauerrandes, welcher die Begrenzung für
das Becken der Tischfontäne bildet.
Eine derartige architektonische Behand-
lung der Geräte, die wir an den Monstranzen
durchgehends finden, erscheint aber bei weltlichen Stücken
nur als Ausnahme, welche durch besondere Aufgaben veran-
lafst ist, oder als spielender Zusatz an Fufs und Deckel wie
an der Kasseler Kanne. Die eigentliche Gerätbildnerei
für profane Zwecke, für welche wir aus dem XIV und
besonders dem XV Jahrhundert zahlreiche Beispiele besitzen,
geht ihren eigenen Weg.
Die Grundlage der Bildung ist das wirkliche Trinkgefäfs,
welches sich bereits im XIV Jahrhundert entwickelt zu der
typischen Form eines Deckelpokals auf hohem Fufs.
Die Form dieses Pokals entsteht nicht wie die Form der an-
tiken Gefäfse aus einer künstlerischen Erfindung der Umrifs-
linien, sondern beruht auf technischen Grundbedingungen und
Pokal mit Christophorus.
Lüneburg 1486. 0,67 h.
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Oldenburger Horn von 1455, gefertigt für den dänischen Hof
von Daniel Archäus aus Westfalen, jetzt in Schlofs Rosen-
borg in Kopenhagen. Trinkhörner als Festgerät noch 1566 in
der S. Georgs-Schützengesellschaft von Amsterdam.
Als Trinkhorn behandelt ist der grofse, in Silber gefafste
Elefantenzahn von 1486 das Hauptstück des Lüneburger
Schatzes, an dem die reichen Architekturformen motiviert
sind durch die im Mittelalter höchlichst an-
gestaunten Nachrichten des klassischen Alter-
tums von Elefanten mit Türmen auf dem
Rücken. Dieser Vorstellung erwächst die
grofse Turmarchitektur auf zwei Elefanten;
auf den Zinnen der Türme erscheinen be-
waffnete Kämpfer, darüber hinaus erheben
sich Pfeiler, Schwibbogen, neue Pfeiler und
Fialen als prächtige Stütze des aufrecht
stehenden Zahnes, der durch den Silber-
beschlag sehr geschickt aus der Schrägung
zu einem geradlinigen oberen Abschlüsse
übergeführt und dadurch stattlich vergröfsert
ist. Der Deckel des so geschaffenen Trink-
gefäfses, ebenso wie die Fassung des Randes
mit Gravierung geschmückt, kann aufge-
schraubt werden auf eine als Kreuzblume
gestaltete Endigung der Spitze.
Auch in Tafelaufsätzen, dargestellt
auf burgundischen Wandteppichen aus der
Zeit Karls des Kühnen um 1470, finden wir
architektonische Motive, turmartige Auf-
bauten mit Figuren besetzt, inmitten eines
Mauerrandes, welcher die Begrenzung für
das Becken der Tischfontäne bildet.
Eine derartige architektonische Behand-
lung der Geräte, die wir an den Monstranzen
durchgehends finden, erscheint aber bei weltlichen Stücken
nur als Ausnahme, welche durch besondere Aufgaben veran-
lafst ist, oder als spielender Zusatz an Fufs und Deckel wie
an der Kasseler Kanne. Die eigentliche Gerätbildnerei
für profane Zwecke, für welche wir aus dem XIV und
besonders dem XV Jahrhundert zahlreiche Beispiele besitzen,
geht ihren eigenen Weg.
Die Grundlage der Bildung ist das wirkliche Trinkgefäfs,
welches sich bereits im XIV Jahrhundert entwickelt zu der
typischen Form eines Deckelpokals auf hohem Fufs.
Die Form dieses Pokals entsteht nicht wie die Form der an-
tiken Gefäfse aus einer künstlerischen Erfindung der Umrifs-
linien, sondern beruht auf technischen Grundbedingungen und
Pokal mit Christophorus.
Lüneburg 1486. 0,67 h.