Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58

Die Arbeiten in geschichtlicher Folge

Die Renaissance
Italien
Der Beginn des XV Jahrhunderts bringt für Italien die
Wiedergeburt der antiken Kunst. In künstlerischem und zu-
gleich patriotischem Drange sucht man unter Schutt und
Trümmern die Ueberreste der römischen Kultur als Vorbilder für
ein neues Schaffen. Was man an den noch zu Tage stehen-
den Denkmälern und bei den Ausgrabungen fand, waren Stein-
ornamente, und zwar monumentaler Art, da man zunächst
die am leichtesten erkennbaren Schutthaufen der öffent-
lichen Bauten und Tempel durchforschte. So erwächst das
Renaissanceornament aus der strengen Marmorskulptur und
sucht sich innerhalb derselben dem antiken Vorbilde zu nähern.
Dafs in diese Bewegung, welche den ganzen Formenkreis
der bildenden Künste umgestaltete, die Geräte mit hinein-
gezogen wurden, versteht sich von selbst. Aber für die Ge-
rätbildnerei war der Weg zur Antike nicht leicht. Antikes
Metallgerät wurde so gut wie gar nicht gefunden, die eigent-
lich ergiebigen Funde, die von Pompeji, gehören in das
XVIII Jahrhundert; auch die Gräberfunde, welche die griechi-
schen Thonvasen an das Licht brachten, gehören der späteren
Zeit an. Im XV Jahrhundert war man für Gerätformen an-
gewiesen auf die wenigen monumentalen Ziervasen und Kan-
delaber, welche überdies noch in Trümmern zum Vorschein
kamen und höchst willkürlich ergänzt wurden, sodann auf
die feierlichen Aschenurnen der Kolumbarien. Gelegentlich
kam die Darstellung von Opferkannen und Geräten auf antiken
Sarkophag-Reliefs zu Hilfe. Welchen Nutzen die Renaissance
aus diesen spärlichen Funden zog, können wir aber auch nicht
einmal an ausgeführten Arbeiten verfolgen. Auf kaum irgend
einem Gebiet der dekorativen Kunst haben Raub und Krieges-
nöte so vollständig aufgeräumt, wie auf dem des italienischen
Silber- und Goldgerätes für weltliche Zwecke, und doch wissen
wir, dafs sich im XV und XVI Jahrhundert in Italien ein
Reichtum an Prachtgeräten ansammelte, wie ihn Deutschland zu
keiner Zeit besessen hat. Die Entfaltung grösster Pracht ent-
sprach der Hofhaltung der kleinen Tyrannen und diente zu-
gleich dazu, Schätze für den Notfall anzuhäufen. Aber diese
Schätze waren es dann auch, welche in fortwährenden Fehden,
bei Aufständen und in Zeiten schwärmerischer Bufsübungen
das erste Opfer wurden. Nicht nur für die Kenntnis des XV,
sondern auch für die des XVI Jahrhunderts sind wir jetzt
fast lediglich angewiesen auf das, was sich an Zeichnungen
 
Annotationen