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i6

Einleitung

beraubt, erhalten sich, und werden in späterer Zeit neu gefasst.
An die Steine knüpfen sich alchemistische Vorstellungen von
besonderer Heil- und Wunderkraft, welche ihre Bedeutung
für das Trinkgerät erhöhen. Die Wertschätzung der Steine,
besonders des Bergkristalles, sinkt, als man im XVII Jahr-
hundert hartes Kristallglas herzustellen vermochte.
Seltene Naturalien werden mit grofser Vorliebe zu
Prachtgeräten verarbeitet. Im Mittelalter knüpft sich auch an
sie der Wunderglaube, das Narvalhorn wird dem Einhorn
[Symbol der Reinheit] zugeschrieben, und Stücke desselben
in Gold und Juwelen gefafst, das Straufsenei gilt als Ei des
Phönix oder des Pelikan [Symbole der Unsterblichkeit und
des Opfertodes], ausländische Hörner gelten als Klauen von
Greifen. Beim Ausgange des Mittelalters nach Entdeckung
der Neuen Welt schwindet der Wunderglaube, aber das welt-
liche Interesse an diesen Naturalien ist noch weit stärker.
Sehr beliebt die Nautilusmuscheln, die Perlmuttermuscheln,
die Kokusnüsse. Das Schildkrot wird erst am Ende des
XVII Jahrhunderts häufiger benutzt.
Von H ö 1 z e r n verwendet das Mittelalter das feste Maserholz
zu Bechern, welche in Gold gefafst werden. Seit dem XVI Jahr-
hundert ist das Ebenholz die beliebteste Grundlage für Metall-,
besonders Silberarbeit.
Durch diese verschiedenen Materialien wird die Farbe
der Metallarbeit sehr mannigfaltig. Eine wirkliche Selbst-
ständigkeit erhält aber die Farbengebung des Metalls erst
durch die
Schmelzarbeit. Email
Das Nie Ho ist eineVorstufe der eigentlichen Glasschmelzen.
In eine Metallplatte wird die gewünschte Zeichnung vertieft
eingegraben. Eine leichtflüssige Metallmischung wird ge-
pulvert, als Brei angerührt, in die Vertiefung eingetragen
und bei einem schwachen Feuer, welches den Metallkörper
nicht angreift, eingeschmolzen; die Fläche wird schliefslich
abgeschliffen. Die betreffende Mischung gibt eine schwarze
Farbe [niger, nigellum, niello] und hebt sich am vorteil-
haftesten von Silber ab. Die noch nicht gefüllte gravierte
Platte kann abgedruckt werden wie ein Kupferstich. Solche
Drucke, von den Goldschmieden als Proben verfertigt, wie
der vom Schwertknopfe Kaiser Maximilians von Albrecht
Dürer, sind besonders kostbare Seltenheiten. Das Niello-
Verfahren ist schon im Altertum bekannt [antike Gürtel-
schliefsen in Schmuckkasten 432, Schalen des Hildesheimer
Silberfundes], es wird im frühen Mittelalter in Europa geübt,
kommt im späteren Mittelalter durch das Vorbild niellierter
 
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