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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 6.1897-1898

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Nr. 25 (5. Dezember 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8937#0002
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Limesblatt.

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Scherben ausgefüllte Gruben, Amphoren-
stücke, Hypokaustziegel, das Stück eines
Mühlsteines und Lehmstakwerk. Diese
Dinge weisen darauf hin, dass hier längs
der Umfassungsmauer Baracken für die
Dienerschaft gestanden haben.
An der Westmauer wurde der Eingang
nicht gesucht, ebenso nicht an der Süd-
mauer, doch ist es wahrscheinlich, dass
hier ebenfalls ein Thorbau vorhanden ist,
denn der Landmann Phil. Heinrich Michel
hat an der Stelle, wo der Eingang zu
suchen ist, Mauern ausgebrochen und
Schieferplatten gefunden.


Durch einen parallel zum Steinchesweg
und nördlich von diesem gezogenen Gra-
ben wurden 2 Gebäude angeschnitten, ein
Bad und ein Magazin. Die Mauern des
Bades sind durchweg 75 cm stark. Das
Praefurnium a ist ein 1,08 m langer Kanal,
der aus Hypokaustziegeln hergestellt ist;
die Räume b und c haben eine 10 cm
starke, auf Sand und Ziegelbrocken ruhende
Betondecke, auf der die Hypokaustpfeiler
aus kleinen quadratischen Platten teil-
weise noch standen. Der Vorraum zu c
hat ebenfalls die Betondecke und einen
1,30 m breiten Eingang. In dem Raum e
fanden sich wenige Gefässscherben und
einige Knochen. Der Raum d hat keine
Hypokausten; der Boden ist festgestampf-
ter Lehm. Der Boden des Bassins e ist
aus feinen Ziegelplatten hergestellt, die
im Bruche eine graugrüne Farbe zeigen;
die Ecken sind durch einen Viertelrund-
stab verdichtet, die Wände durch aufrecht
stehende geriefelte Ziegel mit darüber ge-
legtem Beton gebildet. Ein Kanal f leitet
in mehreren stufenförmigen Absätzen, die
ebenfalls aus Ziegelplatten hergestellt sind,
das Wasser ins Freie. Der Raum g wurde

nicht näher untersucht, weil er fast ganz:
unter dem Steincheswege liegt. An den
Punkten h und i hört die starke Mauer
auf, und es setzt sich ein leichtes Mäuer-
chen an, das wohl eine nach Süden offene
Ilolzveranda trug.
Im Innern des Gebäudes fanden sich
überall zahlreiche an zwei Ecken abge-
schrägte Schieferplatten, Heizrohren mit.
runden und viereckigen Löchern, Dach-
ziegel und Wandbewurf, der in 'linearen
Verzierungen die Farben: weiss, schwarz,,
gelb, hell- und dunkelrot zeigte.
Das Magazin ist 30 m lang und 24 m
breit, die Mauern sind 1,10 m stark. Durch
drei dünne Quermauern ist es in 4 un-
gleiche Räume geteilt.
Nahe der Südwestecke liegt ein klei-
nes, 8 m langes und 4 m breites Gebäude.
Ein anderes turmähnliches Gebäude hat
der Landmann Phil. Adam Michel früher
nicht weit von der Mitte der Südseite aus-
gebrochen. An verschiedenen Punkten
liessen sich mit dem Eisen noch Gebäude-
reste feststellen. Da aber die weitere
Bearbeitung dem Zwecke der Limesgra-
bungen nicht entsprach, mussten sie un-
untersucht bleiben. Ebenso blieb die ei-
gentliche Villa unberührt. Dieses Gebäude
ist etwa 30—40 m lang und liegt im Weier-
wäldchen. Die Mauern stehen noch hoch,,
und die einzelnen Räume heben sich deut-
lich ab. Wandverputz, Heizröhren, Teile
von Wasserleitungsröhren, die in der Nähe
sich finden, weisen auf einen luxuriös ein-
gerichteten Bau.
Nach den gefundenen Thonscherben ist
die Anlage im zweiten Jahrhundert ent-
standen und bis ins dritte hinein bewohnt
gewesen. Sie' steht für unsere Gegend zu-
nächst vereinzelt da, weil sich in derselben
bis jetzt nur kleinere Siedelungen in grös-
serer Zahl gefunden haben. Es wäre da-
her sehr zu wünschen, dass sich die Mittel
zu einer abschliessenden Bearbeitung fin-
den möchten.
Von Funden sind zu erwähnen: 1 Schlüs-
sel, 1 Messer, ein kleiner Wagebalken,.
1 Bohrer und Ringe von hölzernen Was-
serleitungsröhren.
2. Marienfels. Die in Marienfels im
vorigen Jahre vorgenommenen Grabungen
 
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