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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 6.1897-1898

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Nr. 25 (5. Dezember 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8937#0001
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LIMESBLATT.
Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.
Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.

Druck und Verlag der Fr. Lintz’schen Buchhandlung in Trier.
Nr. 25. Ausgegeben am 5. Dezember 1897.

165. Bogel und Marienfels. 1. Bogel. Ein
Kilometer westlich von Bogel schiebt sich
ein Hügelrücken in das Hasenbachthal
hinein, das hier seinen Anfang nimmt und
bei St. Goarshausen in das Rheinthal
mündet. Von der Strasse, die von Bogel
nach Reitzenhain führt, zweigt sich der
Steinchesweg ab, der in gerader Richtung
über den Hügelrücken hin zieht. Auf der
Nordseite fällt dieser ziemlich steil ab
nach der Landstrasse zu, die von St. Go-
arshausen über Bogel nach Nastätten führt.
Nach Süden geht er mit sanfter Abdach-
ung in das Wiesengelände des Hasenbachs
über. Auf diesem Hügel zeigten sich in
den Distrikten „Stegen“ und „Weierwäld-
chen“ viele römische Scherben, desgleichen
konnten längere Mauerzüge mit dem Eisen
festgestellt werden. In dem Weier- oder
Weilerwäldchen liess eine durch dasselbe
hinziehende 130 m lange Erhöhung eben-
falls eine Mauer vermuten. Da das Hasen-
bachthal einen der wenigen Naturwege von
der Höhe zum Rheine darbietet, so liess
sich annehmen, dass hier beim Beginn des-
selben eine römische Befestigungsanlage
zu suchen sei, die den Zugang zum Rheine
deckte. Dazu kommt, dass an Bogel selbst
eine alte, breite Strasse vorüberzieht, die
von Braubach ausgeht und hinter Ransel
in das Wisperthal hinein führt. Zahlreiche
Grabhügel längs derselben kennzeichnen
sie als einen bereits in vorrömischer Zeit
benutzten Weg. Dass er auch von den
Römern gebraucht wurde, beweisen meh-
rere in einiger Entfernung von demselben
gelegene Niederlassungen. Auch der von
Bogel nach Reitzenhain und weiter nach
Bornich ziehende Weg scheint sehr alt zu
sein, denn an ihm liegt bei Reitzenhain
ein hoher Grabbau uud bei Bornich eine

grössere römische Siedelung. Demnach
bildete Bogel bereits in alter Zeit einen
Strassenknotenpunkt. Die in der zweiten
Hälfte des August unternommenen Gra-
bungen haben jedoch die Annahme eines
Kastells nicht bestätigt. Die Anlage ist
ein grosser Meierhof, dessen durchweg 1 m
starke Umfassungsmauern ziemlich genau
nach den Haupthimmelsrichtungen orien-
tiert sind. Die Nordmauer ist 210, die
Westmauer 172, die Ostmauer 162 m lang;
die Südmauer scheint wegen des feuchten
Terrains nicht in gerader Richtung fort-
geführt zu sein.
Die Ostmauer hat in der Mitte einen
Thorweg, der durch zwei 1 m starke und
5,85 m lange Wangen gebildet ist. Diese
sind an der Innenseite 8 m von einander
entfernt. Sie haben je einen 1,50 m brei-
ten Ansatz, so dass der Durchgang vom
Gebiete des Meierhofs her 5 m breit war.
Es fanden sich hier ein Keilziegel, Schie-
ferplatten, Stücke von Ilypokaustziegeln
und Bodenplatten. Vor dem Thorwege
lagen viele Kiesel. Der von hier aus nach
der Reitzenhainer Strasse führende Weg
ist nach Aussage der Feldbesitzer in trocke-
nen Jahren an einem Streifen niedriger
Frucht in den Äckern deutlich zu erkennen.
Die Nordmauer hat ebenfalls in der
Mitte einen 5 m breiten Eingang, aber
ohne Thorbau. Von diesem zieht sich
nach der Mitte der Südmauer hin ein 7 m
breiter Weg, dessen Schotterung noch
stellenweise 10 cm über dem gewachsenen
Boden liegt. Sie besteht aus kleinen
Steinen, Flussgeschiebe und einer dünnen
Kiesdecke. An der Nordostseite dieser
Mauer findet sich 28 m vom Eingang ent-
fernt eine 1 m starke Quermauer. Auch
zeigten sich hier mehrere mit Asche und
 
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