LIMESBLATT.
Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.
Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.
Druck und Verlag der Fr. Lintz’schen Buchhandlung in Trier.
Nr. 26. Ausgegeben am 15. Februar 1898.
172. Nassau. [Teilstrecke Holzhausen-Hunzel.]
Mit der Stellvertretung des Streckeukom-
missars für die Untersuchungen im Limesge-
biete von Holzhausen an der Haide bis
Grenzhausen in der Provinz Hessen-Nassau
beauftragt, habe ich vom 30. August bis
zum 16. Oktober d. J. Ausgrabungen am
Limes nördlich von Holzhausen vorgenom-
men, über deren Ergebnisse ich kurz be-
richte.
Die 6,6 km lange Teilstrecke Holz-
hausen-Pohl-Hunzel war bisher noch nicht
genauer untersucht worden. Der Pfahlgraben
ist hier in den drei Waldparzellen Kohlwald,
Pohlerwäldchen und Am Landgraben (zwi-
schen Pohl und Hunzel) wohlerhalten, so
dass auch in den dazwischen liegenden
Feldern der Gemeinden Obertiefenbach und
Pohl sowie in dem Felde nördlich von
Holzhausen trotz des Fehlens äusserlich
wahrnehmbarer Spuren der ursprüngliche
Lauf des Limes nicht zweifelhaft war.
Cohausen hatte danach die Linie festge-
stellt, in jedem der drei Waldstücke je einen
Steinturm, bei dem Turm im Kohlwald
einen „I-Iöfbering“ (Begleithügel) gefunden
und hinter dem Limes im Walde nord-
westlich von Holzhausen eine römische
„Ummauerung“ nachgewiesen, ohne ihre
Bedeutung völlig aufzuklären. Von mir
sind jetzt folgende Arbeiten ausgeführt
worden.
I. [Verlauf], Durch eine grosse An-
zahl Einschnitte wurde der Lauf des Limes
auch in den Feldern der Gemeinden Holz-
hausen, Obertiefenbach und Pohl genau
bestimmt. Es ergab sich dabei eine Reihe
kleiner Abweichungen von Cohausens An-
nahmen, besonders bei Pohl, wo der Limes
von Südosten kommend nicht südlich, son-
dern mehr als 200 m nordöstlich von der
katholischen Kirche, also in der Mitte
zwischen Pohl und Lollschied nach Westen
umbiegt.
II. [Gräbchen.] Auf der genannten
Teilstrecke war das sogenannte Gräbchen
äusserlich nirgends mit Sicherheit wahr-
zunehmen, wurde aber fast überall gefun-
den und untersucht. Es läuft durchweg
vor dem Pfahl her, im Abstande von
durchnittlich 5,5 m von der Mitte des
grossen Grabens.
Im Kohlwald bei Holzhausen und im
Pohlerwäldchen besteht der Boden aus
wasserarmem, sehr hartem und zähem Ge-
stein (schiefrige, durch mehr oder minder
reichlichen Thon verkittete Grauwacke).
Das Gräbchen ist hier mit steilen, auf der
Aussenseite fast senkrechten Wänden sau-
ber und glatt ausgehoben, oben ca. 0,50,
unten 0,25—0,30 m breit und ca. 1 m
tief. An beiden Wänden, namentlich aber
auf der Innenseite fanden sich grosse,
flache, längliche oder plattenförmige Steine,
die immer der Länge nach läuferartig ver-
setzt waren, oft in grosser Zahl. Wo sie
in zwei Reihen begegneten, konnte man
zuweilen noch wahrnehmen, dass sie nach
der Mitte zu zusammengerutscht waren.
Dazwischen fanden sich mehr oder minder
reichlich mit Holzkohlenstückchen ver-
mischte Erde, hie und da verrostete Eisen-
nägel und an einzelnen Stellen, nament-
lich in der Nähe der Wachttürme, antike
Topfscherben, einmal auch ein Hufeisen.
In den Feldern von Holzhausen, Ober-
tiefenbach und Pohl besteht’ dagegen der
Boden vielfach aus sandhaltigem Lehm
von verschiedener Festigkeit. Auch der
Lehmboden ist in der Regel trocken, wie
die ganze Gegend au Wassermangel leidet.
An Stellen, wo nach der Terraingestalt
Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.
Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.
Druck und Verlag der Fr. Lintz’schen Buchhandlung in Trier.
Nr. 26. Ausgegeben am 15. Februar 1898.
172. Nassau. [Teilstrecke Holzhausen-Hunzel.]
Mit der Stellvertretung des Streckeukom-
missars für die Untersuchungen im Limesge-
biete von Holzhausen an der Haide bis
Grenzhausen in der Provinz Hessen-Nassau
beauftragt, habe ich vom 30. August bis
zum 16. Oktober d. J. Ausgrabungen am
Limes nördlich von Holzhausen vorgenom-
men, über deren Ergebnisse ich kurz be-
richte.
Die 6,6 km lange Teilstrecke Holz-
hausen-Pohl-Hunzel war bisher noch nicht
genauer untersucht worden. Der Pfahlgraben
ist hier in den drei Waldparzellen Kohlwald,
Pohlerwäldchen und Am Landgraben (zwi-
schen Pohl und Hunzel) wohlerhalten, so
dass auch in den dazwischen liegenden
Feldern der Gemeinden Obertiefenbach und
Pohl sowie in dem Felde nördlich von
Holzhausen trotz des Fehlens äusserlich
wahrnehmbarer Spuren der ursprüngliche
Lauf des Limes nicht zweifelhaft war.
Cohausen hatte danach die Linie festge-
stellt, in jedem der drei Waldstücke je einen
Steinturm, bei dem Turm im Kohlwald
einen „I-Iöfbering“ (Begleithügel) gefunden
und hinter dem Limes im Walde nord-
westlich von Holzhausen eine römische
„Ummauerung“ nachgewiesen, ohne ihre
Bedeutung völlig aufzuklären. Von mir
sind jetzt folgende Arbeiten ausgeführt
worden.
I. [Verlauf], Durch eine grosse An-
zahl Einschnitte wurde der Lauf des Limes
auch in den Feldern der Gemeinden Holz-
hausen, Obertiefenbach und Pohl genau
bestimmt. Es ergab sich dabei eine Reihe
kleiner Abweichungen von Cohausens An-
nahmen, besonders bei Pohl, wo der Limes
von Südosten kommend nicht südlich, son-
dern mehr als 200 m nordöstlich von der
katholischen Kirche, also in der Mitte
zwischen Pohl und Lollschied nach Westen
umbiegt.
II. [Gräbchen.] Auf der genannten
Teilstrecke war das sogenannte Gräbchen
äusserlich nirgends mit Sicherheit wahr-
zunehmen, wurde aber fast überall gefun-
den und untersucht. Es läuft durchweg
vor dem Pfahl her, im Abstande von
durchnittlich 5,5 m von der Mitte des
grossen Grabens.
Im Kohlwald bei Holzhausen und im
Pohlerwäldchen besteht der Boden aus
wasserarmem, sehr hartem und zähem Ge-
stein (schiefrige, durch mehr oder minder
reichlichen Thon verkittete Grauwacke).
Das Gräbchen ist hier mit steilen, auf der
Aussenseite fast senkrechten Wänden sau-
ber und glatt ausgehoben, oben ca. 0,50,
unten 0,25—0,30 m breit und ca. 1 m
tief. An beiden Wänden, namentlich aber
auf der Innenseite fanden sich grosse,
flache, längliche oder plattenförmige Steine,
die immer der Länge nach läuferartig ver-
setzt waren, oft in grosser Zahl. Wo sie
in zwei Reihen begegneten, konnte man
zuweilen noch wahrnehmen, dass sie nach
der Mitte zu zusammengerutscht waren.
Dazwischen fanden sich mehr oder minder
reichlich mit Holzkohlenstückchen ver-
mischte Erde, hie und da verrostete Eisen-
nägel und an einzelnen Stellen, nament-
lich in der Nähe der Wachttürme, antike
Topfscherben, einmal auch ein Hufeisen.
In den Feldern von Holzhausen, Ober-
tiefenbach und Pohl besteht’ dagegen der
Boden vielfach aus sandhaltigem Lehm
von verschiedener Festigkeit. Auch der
Lehmboden ist in der Regel trocken, wie
die ganze Gegend au Wassermangel leidet.
An Stellen, wo nach der Terraingestalt