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Loewy, Emanuel
Neuattische Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 35: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61242#0010
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den Sockelschmuck eines solchen gewiß geeignet war
des Gottes siegreicher Kampf mit Herakles um den
Dreifuß in Delphi, ein oft, vielleicht auch in dem ge-
krönten Liede, besungenes Thema, von dessen über-
kommenen bildlichen Zügen der Künstler nicht abgehen
mochte (13). Andere Reliefs feierten wahrscheinlich
Wagensiege (14): wir sehen förmlich, wie der neuattische
Nachbildungsgedanke die Kette der gleichgearteten
Denkmäler durchläuft. Oder es sind Mädchenreigen,
wohl am schönsten in den vor nicht langem erst wieder-
gewonnenen Dreivereinen, der Horen (17) und der Tau-
göttinnen (16), beide vielleicht von demselben Werk, Altar
oder Basis, des ausgehenden 4. Jahrhunderts, sicher beide
von der gleichen formbeherrschenden Meisterhand. Nicht
selten werden in solchen Reigen, in Zügen von Göt-
tern (23) und sonst archaische Formen festgehalten, wenn
auch im einzelnen sei es gemildert, sei es überbetont.
Und dies nicht etwa als Einfall der Neuattiker. Daß
die künstlerischen Werte des Archaismus auch nach-
archaischen Künstlern wohl bewußt waren, bezeugen
in Athen selbst erhaltene „archaistische“ Originale, die
nach Formgebung und Ornament dem Neuattizismus
weit vorausliegen, bezeugt ein Relief des Kapitols, Pan
und drei Nymphen, das noch in der neuattischen Kopie
die Inschrift des wohl maßgebendsten Archaisten Kalli-
machos, vom Ende des 5. Jahrhunderts, trägt. Dem
Verfahren der Neuattiker aber kam solch geflissent-
liches Archaisieren schon entgegen.
Und einmal im Zuge, macht neuattische Betriebsam-
keit nicht bei den bezeichneten Denkmälern Halt. Auch
architektonische Friese wie jene der Balustrade des
Niketempels, Athens monumentalstes Bildwerk, die
Giebel des Parthenon (18), Gemälde, wie die berühmte
Iphigenia des Timanthes, auch diese in Athen (19), und
selbst Statuen (20, 21), sie alle macht sich die neu-
attische Reliefbildnerei zunutze.

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