Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Loewy, Emanuel
Neuattische Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 35: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61242#0013
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Stile verschiedener Zeiten stehen in ihnen nebenein-
ander, manche nachweislich ältere Schöpfung ist be-
nutzt: und nicht wenige dieser Vorbilder teilen sie
sei es mit der einen, sei es mit der anderen der be-
sprochenen neuattischen Gruppen. Und von den^Bil-
dern dieser Gefäße nicht zu trennen sind Stuckreliefsh(31)
von den Decken römischer Bauten derselben Zeit, in
deren Wandgemälden Erfindungen verschiedener Zeiten
ebenso nebeneinanderwohnen; sind Tonreliefs von der
Verkleidung wieder römischer Bauten der gleichen Zeit
(32—37), in denen dieselben Gestalten, identisch oder
wenig variiert, erscheinen: Satyrn, Mänaden, Sieges-
göttinnen, Eroten, Orientalen, einander gegenüber, einen
Dreifuß, Kandelaber, Palladien in der Mitte, stier-
opfernd, Fruchtschnüre tragend, an Gefäßen nippend
oder sich darin spiegelnd, Greifen mit Trank besänf-
tigend, dazu Gestalten der Palästra, mythologische
Szenen, Landschaften, zum Teil mit ägyptischer Fär-
bung. Kein Zweifel, alle diese Reliefs haben nur (nicht
selten unter sich weiter) übernommen, nur höchstens
in neuer Weise gruppiert, Elemente verschiedener Her-
kunft vermischt, vielleicht sogar verschiedene Gestalten,
wie jene kurzgewandigen Tänzerinnen (30) und die kre-
denzende Siegesgöttin (25), zu einer verschmolzen (31).
Mit einem Wort, es ist das Verfahren der Neuattiker,
nur an unendlich erweitertem Stoffe geübt, nicht be-
schränkt nach Zeit und Herkunft der Vorbilder. Was die
ganze Griechenkunst aller vorausgegangenen Zeiten ge-
schaffen, fällt hier als köstlicher Tribut Rom in den Schoß.
Und all das setzt sich fort in den folgenden Jahrhunderten,
anWänden und Gewölben von Thermen, Grabbauten, an
Triumphbogen, Sarkophagen (38), Thronen, Tischfüßen,
an den Harnischen römischer Kaiserstatuen, Gefäßen,
Kleingerät, Schmuckstücken, Siegelsteinen: fast die ganze
spätere Kunst, wo immer sie figürlich zieren will, von
dem unerschöpflichen Erbe der Vergangenheit lebend.

9
 
Annotationen