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Loewy, Emanuel
Neuattische Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 35: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61242#0012
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im Widerspruch. Ist er vielleicht, von dem anderen
Bilde (24) her, neuattische Zutat ?
Aber auch bei gelösteren Gruppen und selbst Einzel-
gestalten zeigt sich das Bestreben, jenen ersten Typen-
kreis durch die Wahl noch reizvollerer Vorbilder, wenn
auch immer noch innerhalb der gleichen Zeit und Stoffe,
und an den gleichen Gerät- und Gefäßformen, zu über-
bieten. Der borghesische Krater (26) mit seinen mehr
malerisch, als reliefgemäß empfundenen Gestalten streift
freilich schon die Grenze des Attisch-klassischen. Zwei
andere gleiche Exemplare, zusammen mit zwei ähnlichen
Marmorvasen, auf deren Rund die erwähnte Einkehr des
Dionysos (24) übertragen ist, und zahlreichen anderen
größeren und kleineren Kunstwerken als Ladung eines
Schiffes auf der Fahrt von Athen nach dem Westen
gesunken und in unseren Tagen wieder emporgebracht,
führen uns Herkunft und Bestimmung auch dieser neu-
attischen Erzeugnisse und den Massenbetrieb der Werk-
stätten greifbar vor Augen.
Und folgen wir der Richtung: nach Italien, wo, vor-
nehmlich in Arezzo um das Ende der Republik und
den Beginn der Kaiserzeit, die Herstellung weitver-
breiteter glänzendroter Tongefäße blühte. In deren
Reliefs (27—30) erscheinen männliche und weibliche
bakchische Gestalten, in Handlungen des Kultes, Trau-
ben lesend oder kelternd, Tänzer, Tänzerinnen, musi-
zierende Frauen, Jünglinge und Mädchen beim Gelage,
Siegesgöttinnen, Eroten und Nereiden auf Seetieren,
Masken, Kämpfe, Jagden, und diese Typen nicht ein-
fach, sondern sie reihen sich, gruppieren sich, im Flinter-
grunde und zwischen ihnen sind andere Gegenstände
zugesellt, Säulen, Altäre, Hermen, Palladien, Dreifüße,
Bäume und Pflanzenwerk, aufsprießend, sich rankend,
als Girlanden aufgespannt. Haben die Töpfer diesen
Reichtum ersonnen? Oder die Silberschmiede, über
deren Gefäßen jene wahrscheinlich die ihrigen geformt ?

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