Oie Herstellung.
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Zlügel des Weingartner Altars im Augsburger Oom! Inschrift des Schreiners
Haider auf der geschnitzten Tür des Konstanzer Münsters!).
Ein lehrreiches und warnendes Beispiel für die Deutung von Inschriften
liefert die lebende Volkskunst Siziliens. Dort sind die kastenförmigen zwei-
rädrigen Bauernwagen reich geschnitzt und vollständig bemalt. Oer Rasten
trägt an den Außenwänden Kelder mit figürlicher Malerei, meist aus der
Heldensage. In die Herstellung teilen sich der Stellmacher, der Ornamentmaler
und der Zigurenmaler, der auch die Schrift macht. Er gibt, außer erklärenden
Textzeilen für seine Bilder, Namen und Adresse des Stellmachers und des
Ornamentmalers (mit der Bemerkung „petturato cli . . ." gemalt von),
aber — nicht seine eigene! (vgl. Giuseppe Lapito, II Larrctto Siciliano, 5. 54;
NonoArakie cli arti ckecorativi, Vol. 8, Milano, piantamda valcarenghi, k92Z;
auch franz, und engl. Ausg.)
Bei Inschrift und Urkunde des Mittelalters ist auch stets zu beachten, daß
„kecit" ohne näheren Zusatz oft „ließ machen" bedeutet, also den Stifter nennt,
nicht den Hersteller.
viel Mühe haben der Erklärung immer die Urkunden zuni Ronstanzer
Gestühl mit ihren scheinbaren Widersprüchen gemacht. Oer Vergleich mit
Zreising bringt die einfache Lösung. Dort hat Glurer sich, nach Ausweis der
Rechnungen, nur zweimal, im ganzen 5 Tage, aufgehalten, zur Vorbesprechung
und zum vorlegen des Entwurfs. Oas Gestühl wurde dann unter seiner
Unternehmerschaft von und bei Schreinermeister Bernhard in Kreising gefertigt.
Glurer schickte nur noch zweimal Boten von Geisenfeld aus. Ähnlich war
offenbar in Ronstanz die Stellung Nikolaus Gerhaerts von Legden als Urheber
und Unternehmer. Er ließ in Ronstanz von eigenen Gesellen wohl die Schnit-
zerei, vom Ronstanzer Schreiner Haider die Schreinerarbeit ausführen, während
er selbst in Straßburg wav.
Arbeitsstelle und Arbeitszeit.
Oie Arbeit geschah in der Werkstatt des ausführenden Meisters oder auch
auf einem der Rirche gehörigen Platz, so für Salem auf dem Nlostergut in
Pfullendorf. Dagegen wurde das Gestühl für Melrose in Schottland am Grt
des Unternehmers, in Brügge gefertigt! Aber erst nach der Aufstellung im
Lhor folgte bei großen Gestühlen die letzte Vollendung, das Anbringen von
geschnitztem Zierat, und zuletzt die Tätigkeit des Malers. Vas zog sich oft noch
Zahre hiiU. Oie gesamte Arbeitszeit schwankt für die großen Gestühle zwischen
1 Ebenso reiste in kiomont der auswärtige Meister vor der endgültigen Zertigstellung ab. vgl. Schenber
5. 49,' auch Moudon, Scheuder S. 62f.!
2 vgl. Bond S. 70. Baldachin und Krönung vom Gestühl der St. Georgskapelle in Windsor wurden in
London hergestellt (ebda.).
3 In Kreising 1488—90, in Salem l593—95. In Überlingen wurde die geplante Maßwerkschnitzerei an
der Innenseite der Pultwangenenden nie vollendet. Auch die vorsalarkatur von St. Stefan in Konstanz, die mit
ölattwerkschnitzerei begonnen war, ist mit einfachem Kehlprofil zu Ende gefüllt worden.
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Zlügel des Weingartner Altars im Augsburger Oom! Inschrift des Schreiners
Haider auf der geschnitzten Tür des Konstanzer Münsters!).
Ein lehrreiches und warnendes Beispiel für die Deutung von Inschriften
liefert die lebende Volkskunst Siziliens. Dort sind die kastenförmigen zwei-
rädrigen Bauernwagen reich geschnitzt und vollständig bemalt. Oer Rasten
trägt an den Außenwänden Kelder mit figürlicher Malerei, meist aus der
Heldensage. In die Herstellung teilen sich der Stellmacher, der Ornamentmaler
und der Zigurenmaler, der auch die Schrift macht. Er gibt, außer erklärenden
Textzeilen für seine Bilder, Namen und Adresse des Stellmachers und des
Ornamentmalers (mit der Bemerkung „petturato cli . . ." gemalt von),
aber — nicht seine eigene! (vgl. Giuseppe Lapito, II Larrctto Siciliano, 5. 54;
NonoArakie cli arti ckecorativi, Vol. 8, Milano, piantamda valcarenghi, k92Z;
auch franz, und engl. Ausg.)
Bei Inschrift und Urkunde des Mittelalters ist auch stets zu beachten, daß
„kecit" ohne näheren Zusatz oft „ließ machen" bedeutet, also den Stifter nennt,
nicht den Hersteller.
viel Mühe haben der Erklärung immer die Urkunden zuni Ronstanzer
Gestühl mit ihren scheinbaren Widersprüchen gemacht. Oer Vergleich mit
Zreising bringt die einfache Lösung. Dort hat Glurer sich, nach Ausweis der
Rechnungen, nur zweimal, im ganzen 5 Tage, aufgehalten, zur Vorbesprechung
und zum vorlegen des Entwurfs. Oas Gestühl wurde dann unter seiner
Unternehmerschaft von und bei Schreinermeister Bernhard in Kreising gefertigt.
Glurer schickte nur noch zweimal Boten von Geisenfeld aus. Ähnlich war
offenbar in Ronstanz die Stellung Nikolaus Gerhaerts von Legden als Urheber
und Unternehmer. Er ließ in Ronstanz von eigenen Gesellen wohl die Schnit-
zerei, vom Ronstanzer Schreiner Haider die Schreinerarbeit ausführen, während
er selbst in Straßburg wav.
Arbeitsstelle und Arbeitszeit.
Oie Arbeit geschah in der Werkstatt des ausführenden Meisters oder auch
auf einem der Rirche gehörigen Platz, so für Salem auf dem Nlostergut in
Pfullendorf. Dagegen wurde das Gestühl für Melrose in Schottland am Grt
des Unternehmers, in Brügge gefertigt! Aber erst nach der Aufstellung im
Lhor folgte bei großen Gestühlen die letzte Vollendung, das Anbringen von
geschnitztem Zierat, und zuletzt die Tätigkeit des Malers. Vas zog sich oft noch
Zahre hiiU. Oie gesamte Arbeitszeit schwankt für die großen Gestühle zwischen
1 Ebenso reiste in kiomont der auswärtige Meister vor der endgültigen Zertigstellung ab. vgl. Schenber
5. 49,' auch Moudon, Scheuder S. 62f.!
2 vgl. Bond S. 70. Baldachin und Krönung vom Gestühl der St. Georgskapelle in Windsor wurden in
London hergestellt (ebda.).
3 In Kreising 1488—90, in Salem l593—95. In Überlingen wurde die geplante Maßwerkschnitzerei an
der Innenseite der Pultwangenenden nie vollendet. Auch die vorsalarkatur von St. Stefan in Konstanz, die mit
ölattwerkschnitzerei begonnen war, ist mit einfachem Kehlprofil zu Ende gefüllt worden.
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