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Da keine Inschrift über dem hier Bestatteten Aufschluß
gibt, sucht die Bolkssage das Grab zu erklären. Sie
erzählt Folgendes H: Ein Ritter von Gerhausen hatte kein
Weib, kein Kind, überhaupt kein Wesen, das ihn liebte.
Trotz seines Alleinstehens auf der Erde, war ihn: der
Gedauke, das Leben verlasfen zu müffen, zuwnder; dieses
wurde ihm je näher am Verlöschen, desto lieber. Als
er nach den Gesetzen der Natur scheiden sollte, stand
an dem Bette des Sterbenden ein alter ehrwürdiger
Priester, Trostesworte spendend und auf eine Aufer-
stehung nach dem Tode hinweisend, das Kreuz begeistert
erhebend; allein der Ritter riß ihm das Crueifir aus
der Hand, schleuderte es an die Mauer, daß es klirrend
zerbrach, und schwur, er wolle wie Christus in drei
Tagen wieder lebend aus dem Grabe hervorgehen. Das
waren seine letzten Worte und er sank todt zurück. Wie
alle seine Vorfahren ihre Grablege im naher: Kloster
hatten, wurde auch seine Leiche dort beigesetzt. An:
dritten Tage nach seiner Beerdigung hörte man großen
Lärm in der Kirche. Die erschrockener: Mönche tiefer:
hinab nnd sahen entsetzt, daß der Grabstein des Ritters
vor: Gerhanser: halb aufgehoben war. Wie sie ihr: ganz
Wegnahmen, erblickter: sie den Todterr in sitzender Stel-
lung mit offenen Anger: ihnen entgegeustarrend. Die
Leiche war vor: gewaltigen Schlange:: umwunden, die
1) Ottmar F. H. ^chönhuth, Burgen und Klöster u. B- 2.
Da keine Inschrift über dem hier Bestatteten Aufschluß
gibt, sucht die Bolkssage das Grab zu erklären. Sie
erzählt Folgendes H: Ein Ritter von Gerhausen hatte kein
Weib, kein Kind, überhaupt kein Wesen, das ihn liebte.
Trotz seines Alleinstehens auf der Erde, war ihn: der
Gedauke, das Leben verlasfen zu müffen, zuwnder; dieses
wurde ihm je näher am Verlöschen, desto lieber. Als
er nach den Gesetzen der Natur scheiden sollte, stand
an dem Bette des Sterbenden ein alter ehrwürdiger
Priester, Trostesworte spendend und auf eine Aufer-
stehung nach dem Tode hinweisend, das Kreuz begeistert
erhebend; allein der Ritter riß ihm das Crueifir aus
der Hand, schleuderte es an die Mauer, daß es klirrend
zerbrach, und schwur, er wolle wie Christus in drei
Tagen wieder lebend aus dem Grabe hervorgehen. Das
waren seine letzten Worte und er sank todt zurück. Wie
alle seine Vorfahren ihre Grablege im naher: Kloster
hatten, wurde auch seine Leiche dort beigesetzt. An:
dritten Tage nach seiner Beerdigung hörte man großen
Lärm in der Kirche. Die erschrockener: Mönche tiefer:
hinab nnd sahen entsetzt, daß der Grabstein des Ritters
vor: Gerhanser: halb aufgehoben war. Wie sie ihr: ganz
Wegnahmen, erblickter: sie den Todterr in sitzender Stel-
lung mit offenen Anger: ihnen entgegeustarrend. Die
Leiche war vor: gewaltigen Schlange:: umwunden, die
1) Ottmar F. H. ^chönhuth, Burgen und Klöster u. B- 2.