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Lullies, Reinhard
Vergoldete Terrakotta-Appliken aus Tarent — Heidelberg, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.31764#0047
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chenen Hifsch, der von einem Gireifen getissen wird^". Handelt es sich hiet um be-
sondets handgteifhche Pälle einer unmittelbaten Beziehung zwischen den Ta.tentinet
Appliken und der unteritalischen Rehefkeramik, so gibt es andete unteritalische
Gefäße, die in ihrer Weise die Übernahme von Motiven der Tarentiner Appliken,
und zwar in Malerei, nicht weniger einleuchtend veranschauhchen. Aus einer grö-
ßeren Anzahl wählen wir als Beieg dafür zwei Gefäße aus, einen apulisch-rf. Becher
aus der 2. Hälfte des 4. Jhs. mit einem Greifen zwischen Bändern mit ,laufendem
Hund' -— auf die Bedeutung dieses textilen Motives werden wir im Zusammenhang
mit der Herleitung einzelner Typen der Tarentiner Appliken weiter unten einzu-
gehen haben (vgl. u. S. 84ff.)3^ — und eine kampanisch-rf. Lekythos in Würzburg
aus derselben Zeit mit einem Greifen des gleichen Typus, der unten von einer hell
ausgesparten Linie, oben wieder von einem Streifen mit ,laufendem Hund' einge-
laßt istss. Ebenso deutlich ist aber auch die Verbindung der Tarentiner Appliken
mit einzelnen geriefelten Plakettenvasen des 4. Jhs., die — wie die Reliefvasen —
von toreutischen Vorbildern abhängen^". Hier sei nur auf die Verwandtschaft zwi-
schen dem Löwen auf der Berliner Hydria P. 38384" und einzelnen Löwen der
Tarentiner Sarkophag-Appliken aufmerksam gemacht. Die Herkunft der Berliner
Hydria aus einer großgriechischen Werkstatt hielt Züchner nach dem Erwerbungs-
ort — Neapel — und den Henkeln für gegeben. Auf Grund des stilistischen Zu-
sammenhanges mit Tarentiner Plakettenvasen schien ihm Tarent als Herkunftsort
sehr wahrscheinRch zu sein. Diese Ansicht hndet nun durch die Verwandtschaft
mit den Löwen unserer Tarentiner Sarkophag-Appliken eine weitere Stütze.
Was dieVergoldung der Tarentiner Appliken betrifFt, so läßt sich kaum bezwei-
feln, daß sie reines Gold vortäuschen sollte. Daher liegt die Vermutung nahe, daß
es außer vergoldeten Appliken auch solche aus reinem Gold gegeben hat, seien
sie nun massiv gegossen oder aus Goldblech getrieben gewesen. Allerdings sind
goldene AppRken meines Wissens bisher nicht bekannt. Sie werden natürlich auch,
wenn sie im Altertum wirkRch vorhanden waren, ihres hohen Materialwertes wegen
zu den größten Seltenheiten gehört haben. Pür den einlachen Bürger müssen schon
Holzsarkophage mit vergoldeten AppRken viel zu kostbar gewesen sein.
Indessen besaß die Vergoidung der Appliken nicht nur eine dekorative Punk-
tion, sondern auch einen tieferen Sinn, der im Bewußtsein des 4. Jhs. v. Chr. ge-
wiß noch lebendig waüh Er Regt im Charakter des Goldes beschlossen, das als
reinstes und unveränderlichstes Metall im Altertum für ein Sinnbild des Ewigen
36 Heydemann, Vasensigg. Neapel 2999.
3^ CVA. Pologne 87, 3 = Cracovie, Coll. de PUnivets. Taf. 14, 3.
33 Langlotz, Griech. Vasen in Würzburg (1932) Taf. 248, 882.
3" Vgl. Courby a. O. 201R. W. Züchner, Jdl. 65/66, 1950/51, 182ff.
4" Züchner a. O. 185f. Abb. 14f.
44 Zum Gold als Werkstofl, zur Vergoldung in der antiken Plastik und zut Bedeu-
tung des Goldes und der goldenen Farbe im Altertum zuletzt: J. Liegle, Der Zeus des
Phidias (1952) 170ff. J. G. Szilägyi in: Acta antiqua Acad. scient. Hungariae 5, 1957, 52ff.
Reuterswärd a. O. 143f. S. auch Enc. Arte ant. III (1960) 173f. s. v. Doratura (L. Borrelli
Vlad).
 
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