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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0328
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Die Pariser Weltausstellung.in Wort und Bild.

kurzem zu charakterisieren. Olbrich hat nämlich zwei Vor-
züge in seine praktische Thätigkeit mitgebracht: Eine reiche,
liebenswürdige Erfindungsgabe und eine gediegene Schulung.
Er war der unbestrittene Liebling seines Meisters Otto
Wagner und schon an der Akademie als hervorragendes Ta-
lent vielgenannt. Nun ist aber gerade Wagner ein Verfechter
der Material-Echtheit und Gediegenheit, überdies ein Mann von
dem verwöhnten Geschmack der eleganten Welt. So kam es,
dass Olbrich gerade jenen Forderungen, welchen der moderne
Künstler am seltensten gewachsen ist; Der Forderung nach
vollständiger Vertrautheit mit den verschiedenen Handwerks-
techniken einerseits und
mit den Bedürfnissen
des vornehmen Publi-
kums andererseits mit
Leichtigkeit nachkom-
men konnte. Er hatte
wohl in früheren Jahren
die Schwäche, seiner
lustigen Phantasie allzu-
sehr nachzugeben und
so entstanden zahlreiche
Interieurs in Wien, die
an einer verwirrenden
Ueberfüile der Motive
leiden. Auch Hess er
sich oftmals zu Experi-
menten verleiten, die
für seine Erfahrung
wertvoller gewesen sein
mögen, als für das Wohl-
befinden des betreffen-
den Wohnungsinhabers.
Die Arbeiten, welche
Olbrich in seiner letzten
Schaffensperiode, vor-
nehmlich seit seiner
durch den Grossherzog
von Hessen erfolgten
Berufung hervorbrachte,
zeigen bereits eine
energische Selbstzucht
und dürfen wohl zu den
reifsten Produkten der
neuen Stilrichtung ge-
zählt werden. Es ist für
die Mitglieder des Wiener

Kunstgewerbevereins
ein wichtiger Schritt
gewesen, als sie sich
aus ihrer gegen alles
Moderne ablehnenden
Haltung herausbegaben
solchen Künstlers
Der Aussteih

Ausstellungsraum der Wiener Kunstgewerbeschule.

Schrankeinbau in, zwei Nischen geteilt, deren eine um die
Kaminecke gruppiert erscheint, die andere bildet einen behag-
lichen Winkel zum Karten- oder Schachspielen. Der -erstere
Teil des Interieurs ist durch den Hoftischler Schmitt, der
zweite durch H. Vogel ausgeführt. Die Kacheln des Hardt-
muthschen Ofens sind von der Künstlerhand Franz Zeleznys,
von dem auch die herrlichen Schnitzarbeiten an Lambris,
Ofenvorbau und Möbeln stammen, geformt worden; rote
Blnmenornamente heben sich leuchtend von der dunkeln Ge-
samtfarbe. Die Zwischenwand der beiden Sitzecken ist eine
köstliche Komplikation von Gebrauchs- und Schmuckgeräten:
Wandschrank, Sofa und
Vitrine (sämtlich im dun-
kelsten Mahagoni) sind
zu einem Ganzen von
glücklicher Silhouette
und feinem Gesamtton
verschmolzen. Silber-
beschläge , bunte Intar-
sien , Säulchen aus
hellem Holz (Ahorn) be-
leben die Flächen; eine
den Aufbau krönende
Stehuhr, deren Stunden-
ziffern auf eingelegte
Perlmutterrosen graviert
sind, von zwei hübschen
silbernen Figuren des
Ciseleurs Waschmann
flankiert, sei besonders
hervorgehoben. An der

gegenüberliegenden
Zimmerpartie sind Glas-
schränke und Buffetts
von eleganten gerun-
deten Formen ausge-
stellt, teils mit Silberbe-
schlägen, teiis mit facet-
tierten Gläsern ausge-
stattet. Einen besonders
aparten Schmuck weist
das Bücherkästchen auf,
dessen in Schlangenlinien
durchbrochene Thüren
mit durchschimmernder
malachitgrüner Seide
unterlegt sind. In diesem
Raum ist jedes Detail,
. die in den Thürrahmen
.eingespannten und mit
reizvollen Applikationen
versehenen Vorhänge,
die geschnitzten Supraporten,die Beleuchtungskörper, derpräch-
tige graue Teppich etc. mit virtuosem Blick zusammengestimmt.
Ein Gegenstück zu diesem Ausstellungsraum eines Vereins
bildet der auf der anderen Seite der Freitreppe belegene Saal

und sich unter Führung eines

inmitten des Kampfreviers aufstellten.

der auf diese Weise entstand, wird

allgemein als geschmackvolle und gediegene Arbeit anerkannt.

Rings um den Raum, der in drei Partien zerfällt, zieht sich * der Wiener Kunstgewerbeschule, nach Entwürfen des

Professors der Fachschule, Architekten Josef Hoffmann aus-
geführt und mit Arbeiten des Spitzenkurses, der Baron Myr-
bachschen Zeichen- und Malschule etc. bestellt.- Es war keine
leichte Aufgabe, diesen mehrfach gegliederten, für so ver-
schiedene Ansprüche bestimmten Raum einheitlich zu ge-
stalten. Hoffmann hat für diesen Zweck eine Dekoration in
Anwendung gebracht, die man vielleicht für einen Wohnraum
nicht gutheissen könnte, die aber an dieser Stelle vorzüglich
zur Wirkung gelangt. Er hat nämlich-.die gesamten Wände
mit grauem Stoff zwischen rotbraunen Lambris bedeckt und

eine Lambris aus politiertem und olivgrün gebeiztem Mahagoni-
holz. Auch die Möbel bestehen zum grössten Teil aus diesem
kostbaren Material, das hier besonders glücklich behandelt
wurde. Es ist nämlich nur solches Holz verarbeitet worden,
das durch seine reizvolle Faserzeichnung durch den dunkeln
Ton der Beize durchscheinen und ihn mit einem metallähn-
lichen Schimmer beleben konnte. Von grossem Reiz ist ferner
die Stoffbespannung der Wände, deren gestickte Ornamentie-
rung mit einer einzigen Ausnahme sich vorzüglich ; in die
Gesarntstimmung einfügt. Die eine Wand ist durch einen
 
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