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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0027
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vergangenen zehn Jahren D. SCHÜNEMANN (1966a; 1966b; 1967b; 1968b; 1971; 1972) eine
größere Anzahl eisenzeitlicher Fundkomplexe publiziert. Material von einem kleinen, in chrono-
logischer Hinsicht bemerkenswerten Friedhof bei Uphusen publizierte K. RADDATZ (1955).
Leider sind die bislang bekannt gewordenen Gräberfelder dieses Kreises ebenfalls nie in ihrer
ganzen Ausdehnung ausgegraben worden, so daß Untersuchungen über Siedlungskontinuität sowie
Belegungsgröße und -dauer auch hier nur im begrenzten Ausmaß durchzuführen sind.
Wie aus diesen kurzgefaßten Ausführungen ersichtlich wird, ist die Quellenlage in den einzelnen
Kreisen des Untersuchungsgebietes sehr unterschiedlich. Neben zahlreichen modernen Ausgra-
bungen steht ein sehr großer Bestand an alten Grabungsfunden, dessen wissenschaftliche Qualität
sehr differenziert zu beurteilen ist. Größere Unsicherheiten bei der Interpretation überregionaler
Forschungsergebnisse können sich darüber hinaus aus der sehr unterschiedlichen quantitativen
Materialbasis ergeben.
Um die großen Unterschiede im Quellenstand etwas auszugleichen, wurde eine repräsentative
Auswahl geschlossener Grabfunde, aber auch formenkundlich interessanter Einzelfunde erfaßt und
hier abgebildet. Dabei handelt es sich überwiegend um Funde aus Kreisen, aus denen bislang nur
wenig Material veröffentlicht worden ist.

B. Forschungsgeschichte
Etwa gleichzeitig mit der Periodisierung der Hallstatt- und Latene-Kultur in Süddeutschland
durch O. TISCHLER (1881; 1885) erschienen für das nordeuropäische Gebiet die ersten funda-
mentalen Arbeiten über die hiesige vorrömische Eisenzeit.
Die 1881 herausgegebene und 1882 von J. MESTORF (1882) ins Deutsche übersetzte Arbeit J.
UNDSETS (1881) über „Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa“ führte in der Folgezeit zu
einer fruchtbaren Auseinandersetzung verschiedener Wissenschaftler mit diesem Forschungsthema.
1886 wurde die noch heute bedeutende Studie von J. MESTORF (1886) über „Die Urnenfried-
höfe in Schleswig-Holstein“ verlegt, in der sie eine wichtige Erkenntnis andeutete, die sie wenige
Jahre später an anderer Stelle untermauerte. Während J. Undset das erste Auftreten des Eisens in
Norddeutschland in die Zeit der Latenekultur stellte, erkannte J. Mestorf, daß ein Teil der in
Schleswig-Holstein gefundenen Gräber einer zeitlich früheren Phase angehören mußte, da aus
ihrem Material keine Latenebeeinflussung ersichtlich wurde, sondern vielmehr Gegenstände in die-
sen Gräbern lagen, die unschwer mit Erscheinungen in der süddeutschen Hallstattkultur zu paralle-
lisieren sind. Diese Auffassung teilte sie später mit C. NEERGARD (A.O. MADSEN, C. NEER-
GARD, 1894), welcher aufgrund der Ausgrabungen am Gräberfeld von Aare, Jütland, zu gleicher
Erkenntnis kam. Ähnlich erklärte sich O. MONTELIUS (1891/93; 1896), der die vorrömische
Eisenzeit in 3 Perioden gliederte, zu diesem Thema. Auf die nahezu 60 Jahre später stattfindende
Auseinandersetzung um diesen Gegenstand zwischen E. SPROCKHOFF (1952), der die nord-
deutsche Eisenzeit als Reflex der unmittelbaren Beeinflussung durch die Latenekultur ansah, und
G. SCHWANTES (1955), welcher sich Zeit seines Lebens für eine unabhängig von der
Latenekultur aber unter hallstättischen Einfluß entstandenen nordischen Eisenzeit aussprach, sei
hier nur hingewiesen. Eine endgültige Klärung dieser Frage wird Gegenstand einer gesonderten
Untersuchung sein müssen.
Mit der von O. Montelius vorgelegten, am schwedischen Material erarbeiteten Gliederung der
nordischen vorrömischen Eisenzeit wurde eine bedeutende Grundlage geschaffen, die auch in ihrer
absolut-chronologischen Bemessung relativ genau den modernen Vorstellungen entspricht:

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