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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0108
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Zur ersten Gruppe zählen größere Friedhöfe der älteren vorrömischen Eisenzeit, die mit wenigen
Gräbern des mittleren Horizontes dieser Periode abbrechen (z.B. Billerbeck, Jastorf). Auf dem
zweiten Friedhofstyp findet sich ein umgekehrtes Verhältnis (Thurau, Karmitz u.a.)195. Von den
insgesamt 165 Gräberfeldern der älteren vorrömischen Eisenzeit in Nordostniedersachsen sind nach
O. Harck 107 Jastorf-a/b-zeitlich. Auf 29 Friedhöfen fanden sich Bestattungen sowohl der älteren
als auch mittleren vorrömischen Eisenzeit; bei sieben dieser Friedhöfen soll die Belegung von der
älteren bis in die späte oder gar nachchristliche Eisenzeit gesichert sein.
In der mittleren Eisenzeit (Harck Id/IIa) geht die Anzahl der Friedhöfe um etwa zwei Drittel
auf 57 zurück. Von diesen enthielten 37 auch Gräber der älteren vorrömischen Eisenzeit. Allge-
mein nimmt die Anzahl der Bestattungen der mittleren vorrömischen Eisenzeit auf diesen Nekro-
polen zu. Drei dieser 57 Urnenfriedhöfe (Quarstedt = Darzau, Rebenstorf und Putensen) ent-
wickeln sich nach O. Harck weiter zu großen Zentralfriedhöfen der Spätlatenezeit und römischen
Kaiserzeit.
Für die späte vorrömische Eisenzeit stehen aus diesem Gebiet 32 Friedhöfe für die Auswertung
zur Verfügung. Diese weitere Dezimierung führt O. Harck darauf zurück, daß es seit der mittleren
vorrömischen Eisenzeit zur langsamen Herausbildung von Zentralfriedhöfen kommt. „Von diesen
32 waren drei bis in die ältere, fünf bis in die jüngere Kaiserzeit belegt“ (O. HARCK, 1972, 78—
82; 131 — 134).
Aus dieser kurzgefaßten Wiedergabe geht hervor, daß O. Harck entgegen G. Schwantes und
W. Wegewitz für das nordostniedersächsische Gebiet von einer störungsfreien Siedlungskontinuität
von der älteren vorrömischen bis in die römische Kaiserzeit ausgeht. Leider sind seine Ergebnisse
nicht in jedem Falle überprüfbar, da ein Großteil des Materials der angeführten Gräberfelder nicht
dargelegt wird 196. Auch fehlen bei den Kartierungen die Fundortangaben, so daß häufig nicht
festzustellen ist, um welchen Friedhof es sich im Einzelfalle handelt (vgl. z.B. O. HARCK, 1973,
Karte 14; 17). Allerdings geben die Tabellen 5 und 6 seiner Arbeit ausreichend Auskunft über die
Siedlungsverhältnisse in den jeweiligen Teillandschaften.
Dort ist abzulesen, daß von der älteren zur mittleren vorrömischen Eisenzeit eine Belegungs-
kontinuität auf verschiedenen Friedhöfen nachzuweisen ist. Auffällig bleibt jedoch die große Zahl
von Gräberfeldern, die mit Beginn der mittleren vorrömischen Eisenzeit abbrechen. In diesem
Rahmen muß auch das neugegrabene Urnenfeld von Soderstorf gesehen werden, welches von 281
Gräbern nur eines barg, das in die frühe mittlere Eisenzeit verweist 197. jm Bereich des Luhetals
wird die Tabelle 5a von O. Harck um weitere Fundkomplexe durch die Aufarbeitung sämtlicher
Gräberfeldabschnitte des Kreises Harburg durch W. Wegewitz in absehbarer Zeit zu ergänzen
sein 198. sie werden den bei O. Harck sichtbar werdenden Schnitt noch deutlicher hervorheben.
Die für die späte vorrömische Eisenzeit von O. Harck angenommene Belegungskontinuität trifft
unserer Meinung nach nicht zu. Vergleicht man auf den zitierten Tabellen die Besiedlung der ein-
zelnen Fundräume, so ist für das Luhetal z.B. Putensen der einzige Friedhof, der kontinuierlich
über die mittlere bis in die späte vorrömische Eisenzeit belegt worden sein soll, ja er ist neben
Soderstorf der einzige Friedhof dieses zur Jastorfzeit sonst so fundreichen Gebietes überhaupt, auf
dem die mittlere vorrömische Eisenzeit vertreten ist. Dabei handelt es sich um etwa 18 Gräber, von
denen 14 als Nachbestattungen in einem älterbronzezeitlichen, auf dem Gräberfeldareal liegenden
Hügel niedergelegt wurden. Die restlichen Bestattungen fand man auf dem Gräberfeld selbst,
195 Diesem Friedhofstyp wäre das Urnenfeld von Soderstorf, Kr. Lüneburg, zuzustellen.
196 o Harck, Kiel, bot Verfasser aber freundlicherweise die Gelegenheit, in seine Fundkartei Einblick nehmen zu dürfen,
wofür ihm an dieser Stelle nochmals gedankt sei.
197 h.-J. HÄSSLER (1976). Bei der kürzlich wieder aufgenommenen Grabung sind allerdings weitere Bestattungen der
frühen mittleren vorrömischen Eisenzeit geborgen worden.
198 Prof. Dr. W. Wegewitz gewährte Verfasser freundlicherweise Einblick in das Fundmaterial.

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