Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stephan, Hans-Georg; Baart, Jan M. [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 17): Coppengrave: Studien zur Töpferei des 13. bis 19. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland — Hildesheim: Verlag August Lax, 1981

DOI Kapitel:
2. Die Töpferei in Coppengrave
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65793#0024
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
se wenig Auskunft. Im Jahre 1748 stellte ein
Coppengraver Töpfer „grobes Milch = Zeug”
her, es ergaben sich Streitigkeiten mit den Ho-
henbüchenern, ob dort ebensolches verfertigt
werde (8 Alt Greene 183). Im Jahre 1766 wird
sogenanntes „gelbes Zeug” hergestellt. „Stand-
hafte” Kochtöpfe (vielleicht sind Kochtöpfe mit
feuerfestem Standboden im Gegensatz.zu den
Grapen gemeint) können mit dem örtlichen Ton
nicht gefertigt werden. Als Magerung dient
Sand, am besten soll der von Föhrste sein (8 Alt
Greene 183). Im Jahre 1788 beklagen sich die
Hohenbüchener Meister: „Seit einiger Zeit ha-
ben die Duinger selbst angefangen irdene Töpfe
zu verfertigen” (neben Steinzeug), dies schade
ihrem Broterwerb (8 Alt Greene 185). Aus dem
oben Gesagten geht eindeutig hervor, daß der
Schwerpunkt der Produktion im 18. Jh. die Her-
stellung von Irdenware gewesen ist.
Es fehlte jedoch nicht an Versuchen, Steinzeug
zu brennen, die keineswegs immer erfolglos ge-
blieben sind (vgl. Kap. 2.4 und 2.7.1.4). Unge-
fähr im Jahre 1748 ist in Hohenbüchen ein Ofen
„zu Verfertigung des sogenandten Duinger
Stein-Guths” gebaut worden (8 Alt Greene
183). Im Jahre 1766 versuchten zwei Meister aus
Coppengrave mit örtlichem Ton Steinzeug zu
brennen: Sie erhalten dazu freies Brennholz.
Der Ofen hält aber den Versuch nicht aus, so
daß das Salz einige Stunden zu früh beigegeben
werden muß, außerdem wird ein Teil der Ware
beschädigt. Als Ergebnis erhält man ein Stein-
zeug, das nicht die braune Farbe des „Duinger
Zeugs” aufweist, sondern große Ähnlichkeit be-
sitzt mit „Sieburger Zeug” — also dem Sieg-
burger Steinzeug. Die Herstellung des „gelben
Zeugs” (der Irdenware) ist aber wirtschaftlicher,
weshalb es dabei bleibt (8 Alt Greene 185).
Aus dem Jahre 1764 oder 1784 (Datum unleser-
lich) verlautet schließlich: „In Hohenbüchen
wird, nach drey geschehenen, fruchtlos ausgefal-
lenen Versuchen, kein Stein = Guth mehr ge-
macht” (8 Alt Greene 222).
Eine interessante Quelle für die Geschichte der
Töpferei in Coppengrave ist auch der Bericht ei-
nes Anonymus im „Hannoverschen Magazin”
des Jahres 1774, überschrieben „Eine Reise ins
Lauensteinische 1769”:
„Den 28ten begaben wir uns, über Thüste und
Weensen, nach Duingen, einem Flecken, das

wegen seiner Töpfer bekannt ist. Man zählt etli-
che und vierzig Häuser derselben, wo Steintöp-
fe, das heißt feste Töpfe die nicht zum Kochen
bestimmt sind, gemacht werden. Die Oefen,
dann das Geschirr, nachdem es vorher in der
Luft ausgetrocknet gebrannt wird, stellen ein
Gewölbe, oder eine Probiermuffel im Großen
dar. Die zwey derselben, welche ich gesehen,
waren etwa 6 Fuß weit, 15 bis 18 Fuß lang, und 6
Fuß hoch. Die Feuerseite ist so gemauert, daß
darin viele Löcher offen gelassen, und die gegen-
über stehende Seite hat ein paar schornsteinähn-
liche Zuglöcher. Das an jene erstere auswendig
angelegte Holzfeuer flammet und glühet dann,
vermittelst der offenen Löcher, durch die Ge-
schirre, womit der ganze Ofen locker ausgesetzt
ist, herdurch. Am merkwürdigsten ist aber das
Drehen der noch feuchten biegsamen Erde auf
der Scheibe, dem man, so gemein die Kunst
nun ist, nicht ohne Vergnügen zusehen kann.
Es giebt hier, bloß arbeitende Töpfer, und dann
handelnde. Jener, die arm zu seyn pflegen, sind
mehrere, dieser wenigere. Einer der erstem, des-
sen Geschicklichkeit auf der Drehbank ich zu-
sah, war ein Ratsherr des Fleckens. Die handeln-
den Töpfer, obgleich sie zum Theil ebenfalls ar-
beiten, verhandeln die selbst verfertigte, auch
den andern, bey ganzen Oefen voll, abgekaufte
Waare an entfernten Oertern, und versorgen
auch unser Hannover damit. Dazu kaufen sie
noch Kochtöpfe von Coppengrave und Hohen-
büchen, wo ebenfalls stark gearbeitet wird, ver-
packen diese in ihre große weite Steintöpfe, und
schaffen dann alles zu Lande nach Hameln. Die
Parthey ist so beträchtlich, daß einer der han-
delnden Töpfer zuweilen wohl 500 Rthlr. für
bloße Fracht dahin bezahlen soll. Zu Hameln la-
det man das Gut auf Schiffe, und gehet damit
aus der Weser in die See, theils nach Hamburg
und Altona, auch Holland, theils, und mehr
noch, nach Dänemark und Schweden, ja Dan-
zig, Riga, und Rußland, wo man die Wasserkrü-
ge und Einsalztöpfe von Duingen so vortrefflich
findet, daß man sie theuer bezahlt. Es nehmen
diese handelnden Töpfer Frau und Kinder, und
wenn diese auch nur wenige Wochen alt sind,
mit sich nach jenen entlegenen Oertern, und
miethen noch zum Herumtragen ihrer Waare
Mägde und Knechte, denen sie 30 bis 40 Rthlr.-
halbjährigen Lohns geben sollen. Ihre Häuser

14
 
Annotationen