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Claus, Martin; Fansa, Mamoun
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 18): Palithi: die Keramik der jüngeren Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und des Mittelalters aus dem Pfalzbereich von Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1983

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65794#0065
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Als Grundlage für die Datierung des Pöhlder Materials werden aus dem publizierten Material cha-
rakteristische Merkmale eines bestimmten Zeitabschnittes zu einer Zeitgruppe zusammengestellt.
Neben der Gefäßrandform spielen bei der Auswahl der Datierungskriterien der Zeitgruppe techno-
logische Merkmale wie z. B. Magerung, Farbe der Oberfläche, Wandstärke usw. eine Rolle. Zum
Vergleich wurden u. a. Funde aus dem weiteren Harzgebiet, West-Thüringen und anderen Teilen
Mitteldeutschlands sowie Stadtkerngrabungen (z. B. Hamburg, Hannover) herangezogen.
Eine absolute Chronologie läßt sich allerdings nicht entwickeln. Daher sind die hier vorgeschlagenen
Datierungsgruppen mit ihren Grenzlinien als durchlässig aufzufassen. D. h. Randformen, die einer
bestimmten Zeitgruppe zugeordnet sind, können auch in der benachbarten Zeitgruppe noch vor-
kommen.
Gruppe 1 (Abb. 16)
Diese Gruppe enthält alle jene Randformen, deren Entstehungszeit zwischen dem 10. bis Mitte des
12. Jahrhunderts liegt (Abb. 16). Charakteristisch für diese — fast ausschließlich von Kugeltopf-
randscherben gebildete — Gruppe sind die stark nach außen geneigte Randlippe und Ansätze zu ei-
ner Hohlkehle. Der Ton der abgerundeten, schräg oder senkrecht abgestrichenen Randscherben ist
braun bis grau im Bruch, schwarz bis schwarzbraun an der Oberfläche — nur vereinzelt hell gelblich
—, dabei grob gemagert. Die Oberfläche der weich bis hart gebrannten Gefäße zeigt hin und wie-
der einen deutlichen Überguß (slip); sie kann sowohl glatt als auch grob (körnig) sein.
Ähnliche Randformen aus dem 10. und 12. Jahrhundert liegen aus Magdeburg vor (NICKEL 1960,
Taf. 64, c, d, e, f). Das Gefäß d (GRIMM 1968, Taf. 57) aus der Pfalz Tilleda am Kyffhäuser — ver-
gleichbare Gefäßreste wurden hier auch in Zusammenhang mit einem Münzfund (11. /12. Jahrhun-
dert) zutage gefördert — kann als Parallele für den Randtyp 6 des Pöhlder Materials gelten (P.
Grimm 1968, 139, Taf. 57 f).
JANSSEN (1969, 116) datiert vergleichbare Randformen aus Königshagen ins 11./12. Jahrhundert,
wenngleich sie sich noch bis ins Spätmittelalter hinein nachweisen lassen.
So entspricht Randtyp 34 rechts bei STEPHAN unserer Randform 4, die Randtypen 19 und 30 ent-
sprechen unserer Randform 79 (vgl. STEPHAN 1978/79, Taf. 4).
Aus Rottleberode und Breitungen, Kr. Sangershausen (DDR) (TlMPEL 1974, 279 ff.), sind ähnliche
aus dem 10. bis 12. Jahrhundert stammende Gefäßränder bekannt. Die abgebildeten Breitunger
Randprofile 6 und 7 sind slawischen Ursprungs — wobei zu bemerken ist, daß die Grenze des Ein-
flusses slawischer Elemente in Südniedersachsen nicht genau bestimmt werden kann — und finden
ihre Entsprechung in den Randformen 81 und 6 aus Pöhlde.
GRIEP (1963, 1 ff.) datiert ähnliche Randformen wie 64, die in Goslar in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts vorkommen, sowie die ebenfalls in Goslar auftretende Parallele für die Randform 2 in
die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Einige der Randtypen der Gruppe 1 sind mit den dazugehörigen technologischen Merkmalen be-
reits von P. GRIMM (1933) in seiner Arbeit über die Entwicklung der mittelalterlichen Keramik in
den Harzlandschaften zusammengefaßt. GRIMMs Datierungsvorschlag: 1100 bis 1150.
Über die Hamburger Vergleichsfunde aus diesem Zeitraum gibt Tabelle 2 bei SCHINDLER (1951/52)
Auskunft.
Bei GRIMM (1978, 92) taucht im Rahmen seiner Untersuchungen zum Formholz einiges, den Scher-
ben der Gruppe 1 aus Pöhlde ähnliches Material der Wüstung Schulenrode bei Bad Harzburg auf4.
4 Leider stand uns das Material der von Frau Keibel-Maier durchgeführten Grabung Harzburg, das aus historischen und
geographischen Gründen zu einem Vergleich mit der Pöhlder Keramik wahrscheinlich am besten geeignet ist, noch
nicht zur Verfügung. Der Grabungsbericht von 1977 enthält noch keinen repräsentativen Querschnitt des Fundmate-
rials.

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