Ratzeburg konnten neun Haupttypen unterschieden werden. Am ältesten sind die Kastensärge mit fast
quadratischem Querschnitt, die sich aus den flachen mittelalterlichen Kisten ableiten.
Es folgen Särge mit ,,dachförmigem” Deckel, ihr Unterteil und Deckel sind im Querschnitt trapezförmig,
doch kommen auch Särge mit annähernd kastenförmigen Unterteilen vor. Das Höhenverhältnis vom Sarg-
unterteil zum Deckel ist sehr unterschiedlich. Bei älteren Formen ist der Deckel nur etwa V4- bis ¥2 mal so
hoch wie das Unterteil, der Deckel jüngerer Särge ist dagegen fast genau so hoch wie das Unterteil. Diese
Ausführung leitet zur modernen Sargform über, bei der auch Deckel- und Unterteil an den Kopf- und
Fußseiten abgeschrägt sind.
Die Särge mit einteiliger Kopf- und Fußseite kommen bei den schon früher untersuchten Metallsärgen von
1592 bis 1665 vor; Särge mit getrenntem Ober- und Unterteil, aber geraden Kopf- und Fußseiten von 1620
bis 1703 (DRESCHER 1963). Bei den Holzsärgen verlief die Entwicklung offensichtlich ähnlich. Bei der Aus-
grabung war in der Regel zu erkennen, ob es sich um einen Kastensarg oder um einen der jüngeren Form
handelt, doch waren die Querschnitte selten genau zu ermitteln. Diese Särge werden daher hier allgemein
als „jüngere” Form bezeichnet. Nur in Ausnahmefällen war zu erkennen, ob die Kopf- und Fußseiten aus
einem Brett bestanden oder ob eine Trennung entsprechend dem Unterteil oder dem Deckel erfolgte.
Doch waren, soweit sich feststellen ließ, bei allen Särgen die Kopf- und Fußseiten gerade. Als Besonderheit
wurden in Tostedt drei Bestattungen festgestellt, die in Kisten mit einem Klappdeckel vorgenommen wor-
den sind. In einem Fall ist sogar ein Schnappschloß vorhanden, so daß zu vermuten ist, daß man vorhande-
ne Truhen benutzte (vgl. Taf. 20, CW 2, D 1, C 8).
Die Verbindung der Bretter erfolgte regelmäßig mit Holzdübeln. Es ist aber nicht auszuschließen, daß
z. B. schwalbenschwanzähnliche Verbindungen verwendet wurden. Eiserne Nägel oder Schrauben wurden
nur zum Befestigen des Deckels bei dem Typ mit getrenntem Unter- und Oberteil benutzt. Es fällt auf,
daß in der Regel nur ein einziger Nagel dazu verwendet wurde.
Die neuzeitlichen Särge sind etwas größer als die mittelalterlichen. Die Sarglängen wurden aber weiter
nach den Maßen des Toten bestimmt. Lediglich in dem Erbbegräbnis von Weyhe sind die Abmessungen
oft größer gewählt worden.
Die Köpfe der Toten lagen wie bei den älteren Bestattungen im Westen. Bei Nord-Südausrichtung befan-
den sie sich im Norden. Die Arme lagen immer ausgestreckt am Körper. Gefaltete Hände fanden sich
nicht.
Bis auf die Reste von Hauben aus Mädchen- und Frauengräbern und einer seidenen Fransenborte aus ei-
nem Männergrab gibt es keine Kleidungsreste (vgl. Gräber B8,2;C5,2;D1,3;D2,6; Grab Chor 3; S
12; und drei weitere außerhalb der Kirche). Auch Schmuck oder Beigaben irgendwelcher Art wurden nicht
festgestellt (zu Tod und Beerdigungen vgl. ANDREE 1901; SEIFFERT 1976).
Die Särge jüngerer Form waren zum Teil mit eisernen Tragegriffen ausgestattet. Die einfachste Ausrüstung
mit je einem Griff am Kopf- und Fußende ist anscheinend in Tostedt am ältesten, doch kommt sie noch
im 19. Jh. vor. Häufiger sind vier Sarggriffe, je zwei an den Längsseiten, verwendet worden. Dann gibt es
eine Ausführung mit noch je einem zusätzlichen Griff an der Kopf- und Fußseite. Einige Särge haben je
drei Griffe an den Seiten und noch je einen zusätzlich an den Schmalseiten. Die mit derart vielen Griffen
ausgestatteten Särge stammen alle aus dem 1624 errichteten Erbbegräbnis der Familie von Weyhe, Böters-
heim. Im Kirchenschiff sind Särge mit vier Griffen eine Ausnahme. Außerhalb der Kirche fanden sich in
den Erdgräbern nur selten Griffe. Es ist offensichtlich, daß die Ausstattung der Särge eine Kostenfrage war
und auch von der sozialen Stellung des Bestatteten abhing. Dasselbe gilt für die Ausstattung des Sarges,
seine Bespannung mit Stoff und die Anbringung von Kruzifix und Zierat aus Zinn (vgl. Kap. 5.2.10).
Da über die Sarggriffe und den einfachen Sargschmuck der Holzsärge bisher wenig gearbeitet worden ist,
diesen Stücken aber für die Datierung der jüngeren Gräber Bedeutung zukommt und die Beschläge viel-
fach denen der Möbel (Kisten, Truhen, Koffer) entsprechen, wurde diesen Stücken im Rahmen der To-
stedter Ausgrabung besondere Beachtung geschenkt. Hinzu kommt, daß manche Sargbeschläge älter sind
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quadratischem Querschnitt, die sich aus den flachen mittelalterlichen Kisten ableiten.
Es folgen Särge mit ,,dachförmigem” Deckel, ihr Unterteil und Deckel sind im Querschnitt trapezförmig,
doch kommen auch Särge mit annähernd kastenförmigen Unterteilen vor. Das Höhenverhältnis vom Sarg-
unterteil zum Deckel ist sehr unterschiedlich. Bei älteren Formen ist der Deckel nur etwa V4- bis ¥2 mal so
hoch wie das Unterteil, der Deckel jüngerer Särge ist dagegen fast genau so hoch wie das Unterteil. Diese
Ausführung leitet zur modernen Sargform über, bei der auch Deckel- und Unterteil an den Kopf- und
Fußseiten abgeschrägt sind.
Die Särge mit einteiliger Kopf- und Fußseite kommen bei den schon früher untersuchten Metallsärgen von
1592 bis 1665 vor; Särge mit getrenntem Ober- und Unterteil, aber geraden Kopf- und Fußseiten von 1620
bis 1703 (DRESCHER 1963). Bei den Holzsärgen verlief die Entwicklung offensichtlich ähnlich. Bei der Aus-
grabung war in der Regel zu erkennen, ob es sich um einen Kastensarg oder um einen der jüngeren Form
handelt, doch waren die Querschnitte selten genau zu ermitteln. Diese Särge werden daher hier allgemein
als „jüngere” Form bezeichnet. Nur in Ausnahmefällen war zu erkennen, ob die Kopf- und Fußseiten aus
einem Brett bestanden oder ob eine Trennung entsprechend dem Unterteil oder dem Deckel erfolgte.
Doch waren, soweit sich feststellen ließ, bei allen Särgen die Kopf- und Fußseiten gerade. Als Besonderheit
wurden in Tostedt drei Bestattungen festgestellt, die in Kisten mit einem Klappdeckel vorgenommen wor-
den sind. In einem Fall ist sogar ein Schnappschloß vorhanden, so daß zu vermuten ist, daß man vorhande-
ne Truhen benutzte (vgl. Taf. 20, CW 2, D 1, C 8).
Die Verbindung der Bretter erfolgte regelmäßig mit Holzdübeln. Es ist aber nicht auszuschließen, daß
z. B. schwalbenschwanzähnliche Verbindungen verwendet wurden. Eiserne Nägel oder Schrauben wurden
nur zum Befestigen des Deckels bei dem Typ mit getrenntem Unter- und Oberteil benutzt. Es fällt auf,
daß in der Regel nur ein einziger Nagel dazu verwendet wurde.
Die neuzeitlichen Särge sind etwas größer als die mittelalterlichen. Die Sarglängen wurden aber weiter
nach den Maßen des Toten bestimmt. Lediglich in dem Erbbegräbnis von Weyhe sind die Abmessungen
oft größer gewählt worden.
Die Köpfe der Toten lagen wie bei den älteren Bestattungen im Westen. Bei Nord-Südausrichtung befan-
den sie sich im Norden. Die Arme lagen immer ausgestreckt am Körper. Gefaltete Hände fanden sich
nicht.
Bis auf die Reste von Hauben aus Mädchen- und Frauengräbern und einer seidenen Fransenborte aus ei-
nem Männergrab gibt es keine Kleidungsreste (vgl. Gräber B8,2;C5,2;D1,3;D2,6; Grab Chor 3; S
12; und drei weitere außerhalb der Kirche). Auch Schmuck oder Beigaben irgendwelcher Art wurden nicht
festgestellt (zu Tod und Beerdigungen vgl. ANDREE 1901; SEIFFERT 1976).
Die Särge jüngerer Form waren zum Teil mit eisernen Tragegriffen ausgestattet. Die einfachste Ausrüstung
mit je einem Griff am Kopf- und Fußende ist anscheinend in Tostedt am ältesten, doch kommt sie noch
im 19. Jh. vor. Häufiger sind vier Sarggriffe, je zwei an den Längsseiten, verwendet worden. Dann gibt es
eine Ausführung mit noch je einem zusätzlichen Griff an der Kopf- und Fußseite. Einige Särge haben je
drei Griffe an den Seiten und noch je einen zusätzlich an den Schmalseiten. Die mit derart vielen Griffen
ausgestatteten Särge stammen alle aus dem 1624 errichteten Erbbegräbnis der Familie von Weyhe, Böters-
heim. Im Kirchenschiff sind Särge mit vier Griffen eine Ausnahme. Außerhalb der Kirche fanden sich in
den Erdgräbern nur selten Griffe. Es ist offensichtlich, daß die Ausstattung der Särge eine Kostenfrage war
und auch von der sozialen Stellung des Bestatteten abhing. Dasselbe gilt für die Ausstattung des Sarges,
seine Bespannung mit Stoff und die Anbringung von Kruzifix und Zierat aus Zinn (vgl. Kap. 5.2.10).
Da über die Sarggriffe und den einfachen Sargschmuck der Holzsärge bisher wenig gearbeitet worden ist,
diesen Stücken aber für die Datierung der jüngeren Gräber Bedeutung zukommt und die Beschläge viel-
fach denen der Möbel (Kisten, Truhen, Koffer) entsprechen, wurde diesen Stücken im Rahmen der To-
stedter Ausgrabung besondere Beachtung geschenkt. Hinzu kommt, daß manche Sargbeschläge älter sind
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