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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0109
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breite Mittelwulst sitzt etwas einseitig (Taf. 20,
CW 2).
2. Schnappschloß, Eisen, stark verrostet, nach der
Fundlage zum Deckel (?) des Sarges mit Beschlag 1
gehörend (7,0 0/0,50 N; 1,60 m tief). Das 145 mm
lange Schloß saß an der Innenseite des langen Bettes
und war abgeschlossen. Das Schloßblech hat die
Form eines „Schlüsselloches”, dessen unteres, um
das Brett geschlagene Ende 60 mm breit ist, das an-
dere mit dem Zipfel mißt 68 mm im Durchmesser.
Der Riegel ist etwa 12,5 mm hoch gewesen. Die auf-
genietete Federachse hat einen Dm von 13 mm, und
der mit Kupfer hart aufgelötete Kasten für die
Schlüsselführung ist 20:30 mm groß (Taf. 20, Cll7
2). Wenn auch nicht mit letzter Sicherheit auszu-
schließen ist, daß das Schloß an einem Brett saß, das
zum Eingang der Gruft gehört haben könnte, so
sprechen doch die Fundlage und die Kastensärge
mit Deckelscharnieren (C 8 und D 2 aus dem jünge-
ren Erbbegräbnis von Weyhe) dafür, daß auch hier
eine Bestattung in einer Kiste (Truhe) erfolgte.

3. Große Sargschraube mit Kugelkopf, Eisen (Typ wie
von Weyhe B 6, 9, Taf- 20, CL 3). Lesefund im obe-
ren Südteil der Gruft.
4. Zierleiste, Zinn gegossen, auf schmalem Steg drei-
paßähnliche Ranken. Gefunden wurden 0,20 Ifd. m
in zwei Stücken an der Südseite der Gruft über der
gestörten Wand (7,0 0/2,0 N, 1,55—1,60 m tief).
Leisten aus derselben Gußform in der Gruft von
Weyhe C 2, 3.
5. Engelkopf in Rankenornament (sog. Eckherme),
Zinn gegossen 65:115 mm, flache Rückseite. Gefun-
den an der Südwand (7,50 0/0,25 N; 1,50 m tief).
Das Stück lag zusammen mit Brettern, die aus der
Gruft CW in CN reichten, und gehört zu einem
jüngeren oder dem jüngsten Sarg dieser Gruft, da
genau solche Beschläge in einem der ältesten Gräber
der nach 1624 belegten Gruft v. Weyhe C 2, 3
gefunden wurden. Die Leiste 4 und der Engelkopf
dürften von einem Sarg stammen.

5.2.3.2 Die Gruft Chor-Süd (CS) (AM 24; Taf. 53, Schnitt 1 und 8)
Die Ostwand der Gruft CS liegt in einer Flucht mit der von Gruft CN. Doch liegt bei der ersteren der Fuß-
boden 1,28—1,32 m und bei der anderen 1,75 m tief. Die Fundamentunterkanten der Ostwand liegen bei
1,5 bzw. 1,8 m und die der Süd-, West- und Nordwand der Gruft CS einheitlich 1,5 m tief. Während das
Ziegelmauerwerk der Ost-, Süd- und Westwand mitten auf den Fundamenten sitzt, ist die Nordwand —
sie bildet gleichzeitig die Südwand der Gruft CN — einseitig aufgesetzt. Durch diese Maßnahmen wurde
die Gruft CS breiter als die nördliche, obwohl vom Fundament her beide Grüfte ursprünglich gleich breit
angelegt waren. Anscheinend erfolgte die Veränderung, als die Gruft CN vertieft wurde.
Die Wände der Gruft bestehen aus Ziegeln unterschiedlichen Formats (Nordwand ca. 80/120/280; Ost-
und Südwand 70:117:240, Süd- und Westwand 90/120/200). Die Steine sind alle mit Lehm vermauert.
Das Mauerwerk der Ost- und Südwand ist vier und das der Nord- und Westwand drei Schichten hoch er-
halten. Der Gruftboden bestand aus quadratischen, unglasierten 200:200:50—60 mm großen Platten und
aus drei größeren abgelaufenen Platten, die ursprünglich glasiert waren (vgl. Kap. 4.5). Östlich der West-
wand verläuft unter dem Pflaster 1,55—1,6 m tief der Fundamentgraben vom Chor der Kirche III. Die
Gruft ist wie die Grüfte CN und CW um die Mitte des 19- Jhs. mit gelbem Sand aufgefüllt worden. Bei
dieser Gelegenheit entfernte man auch die oberen Teile der Mauern. Wie besonders im Schnitt 1 zu sehen
ist, erfolgte das Auffüllen abschnittsweise und reicht in der Mitte bis 0,15 m über den Gruftboden hinab.
In der Gruft befanden sich zuletzt drei Särge, die aber schon zerfallen waren, als die Gruft mit Sand ver-
führ wurde. Sie bestanden aus Eiche und sind im Typ nicht mehr sicher zu bestimmen. Der Sarg in der
Mitte hatte ein kastenförmiges Unterteil mit dachförmigem Deckel (wie Taf 20, D 2). Die Fuß- und Kopf-
seite bestanden aus je einem Brett. Die beiden anderen Särge waren wie dieser oder nur kastenförmig. Alle
Särge hatten nur einen Griff an der Kopf- und Fußseite. Gebeine haben sich auffallend wenig erhalten.
Den Schädeln nach handelt es sich um junge Frauen oder Jugendliche. In der Südostecke der Kammer be-
fand sich ein 0,30:0,45 m großes Fach. Darin lagen der Schädel einer Frau und einige große Röhrenkno-
chen. Die in dieser Gruft gefundenen eisernen Beschläge kommen in der 1624 außerhalb der Kirche ange-
legten Gruft von Weyhe nicht vor. Datierung: Mitte 16. Jh. bis Anfang 17. Jh. Der Sarg mit den Zinnbe-
schlägen ist am jüngsten. Da auf dem Chor zu dieser Zeit ausschließlich Gestühl der Familie v. Weyhe
stand, ist anzunehmen, daß auch die Gruft CS den Bötersheimer Junkern gehörte.

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