Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0111
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
milienfriedhof in Bötersheim und im 1886 errichteten Mausoleum beigesetzt. Genaue Angaben zu den
sieben nach 1761 in dem Begräbnis beigesetzten Leichen enthält das Sterberegister (vgl. Kap. 13.3).
Das Erbbegräbnis liegt an der Nordseite des Chors, am Schiff beginnend und bei der Chorrundung en-
dend. Das Fundament der West-, Nord- und Ost-Wand besteht aus trocken verlegten Feldsteinen, deren
Unterkante 0,85 m tief liegt. Die Südwand der Kammer ist die Chorwand, deren Fundament bis 1,63 m
reicht. Auf dem Feldsteinfundament begann ab 0,2 m Tiefe zwei Stein starkes, 0,63 m dickes Ziegelmau-
erwerk in Kalkmörtel (Format 280/135/80), das stellenweise bis 0,1 m unter der Oberfläche erhalten war.
Der Gruftinnenraum war 3,80:5,85 m groß.
Der Aufbau bestand aus Fachwerk mit gemauerten Gefachen, wie das Foto von 1880 ausweist (Taf. 3, 7;
vgl. Beschreibung in Kap. 12.10.4). Der Zugang, eine quadratische Tür mit kleinem Fenster, befand sich
zuletzt an der Nordseite. Ursprünglich gelangte man direkt von der Kirche in die Gruft. Doch hat man
diesen Zugang, der noch im Plan von Mithoff zu erkennen ist und dessen Lage Fundamentsteine einer
Treppenstufe anzeigen, wieder vermauert (vgl. Abb. 1, 1).
Anfang des 18. Jhs. wurden verschiedene Reparaturen an der Kirche durchgeführt, nachdem zunächst so-
gar der Neubau der Kirche mit einem vergrößerten von Weyhe’schen Grabgewölbe geplant war, wie aus
den Plänen des Stader Etatsbaumeisters A. Dreyer von 1723 zu ersehen ist (vgl. Kap. 14.4). Vermutlich
stammt der bis 1880 erhaltene Aufbau des Begräbnisses aus dieser Zeit. Nach dem Abbruch der Kirche
wurden, wie aus den im Gutsarchiv Bötersheim erhaltenen Briefen vom 10. und 15. 6. 1880 hervorgeht
(vgl. Kap. 13.2.11), auch die Baumaterialien des Anbaus versteigert. Die Särge sollen zum Teil eingetieft
und umgesetzt worden sein. Dann füllte man die Gruft zunächst etwa einen Fuß hoch mit anstehender
Friedhofserde und darüber mit gelbem Sand auf. Nach Abschluß des Kirchenabbruchs und der endgülti-
gen Planierung des Platzes wurde ein grabsteinähnliches Denkmal über der Gruft errichtet und ein Le-
bensbaum dazu gepflanzt. Das Denkmal wurde erst um 1950 entfernt, da es baufällig geworden war.
Die Ausgrabung zeigte, daß die oberste Füllung der Gruft (von +0,2 bis —2,25 m) aus etwa 0,45 m star-
kem dunklem Boden gebildet wurde. Darunter folgte in der westlichen Hälfte des Raumes 0,25 m hoch
gelber Sand. Im östlichen Teil war diese Schicht nur etwa 0,1 m stark, darunter befand sich bis zum Pfla-
ster, das an der Ostwand 0,64—0,67 m und an der Westwand 0,69—0,75 m tief lag, wieder dunkle Erde.
Acht Särge von Erwachsenen standen in zwei Gruppen zu beiden Seiten eines Mittelganges, an dessen
Südseite sich ein Kindersarg befand (vgl. Abb. 75).
Die großen Särge standen auf je zwei Sockeln aus in Lehm verlegten Ziegelsteinen, darunter befand sich
gleichmäßiges unversehrtes Kopfsteinpflaster. Lediglich im nördlichen Teil des Mittelganges ist das Pfla-
ster möglicherweise einmal aufgenommen worden, denn die Steine waren hier in größeren Abständen und
weniger sorgfältig verlegt. Etwas südlich davon saßen die Wurzeln des neben dem Denkmal gepflanzten
und erst vor Beginn der Grabung entfernten Lebensbaumes. Sonst wurden keine Störungen festgestellt.
Eingetieft, wie es im Schreiben vom 15. 6. 1880 an Herrn v. Weyhe heißt, wurden bestimmt keine Särge.
Umstellungen sind auch unwahrscheinlich. Vermutlich stellte man während der Abbrucharbeiten fest, daß
die Särge tief genug unter der künftigen Oberfläche liegen würden, so daß sich ein besonderes Eintiefen
erübrigte. Außerdem hat man die Stelle des Erbbegräbnisses gut 0,2 m höher aufgefüllt als den übrigen
Kirchengrund.
Zwischen den Särgen lagen einige Dachpfannenbruchstücke, Reste von Dachschiefer, Fensterbeschläge
und Scherben von Ofenkacheln und Geschirr; Dinge, die offensichtlich beim Abbruch der Gruft und der
Kirche hierher gelangten. Auch einige im Füllboden gefundene Sarggriffe sowie ein Schädel, der in der
Nordostecke der Gruft lag, mögen erst zu diesem Zeitpunkt in die Gruft gelangt sein.
Das Pflaster war in Sand verlegt und mit seiner Unterlage 0,15—0,2 m dick. Im westlichen Teil lag unter
dem Sand eine etwa 0,06 m starke mit Bauschutt durchsetzte Sandschicht, die besonders in der Südostecke
sehr viel Holzkohle enthielt. Auch Reste eines Kachelofens aus der 2. H. des 17. Jhs. sowie Topfscherben
fanden sich hier (vgl. Abb. 25 u. 26). Darunter standen eingetieft weitere Särge. Offensichtlich hat man,

13 Materialheft 19

97
 
Annotationen