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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0116
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der Griffbügel lag waagerecht und hatte sich,
vermutlich beim Herablassen des Sarges, an der
Grubenwand verhakt.
Am Kopfende lagen im Sarg einige Nadeln mit
Kugelkopf aus Messing (wie Taf. 35, 14).

Die Särge an der Nordwand
B 4. Älterer Mann, nur vorderer Teil des zerdrückten
Schädels erhalten. Möglicherweise alte Stirn Ver-
letzung. Sarg, jüngerer Typ, Eichenholz 32 mm
stark.
Der Sarg stand im darunter befindlichen zusam-
mengebrochenen Sarg C 2. Die Beschläge sind
vermutlich durcheinander geraten. So lagen die
Teile zweier Kreuze zusammengepackt auf die-
sem Sarg, doch muß das eine Kreuz B 4. 2 zu ei-
nem breiten Kastensarg (vermutlich C 2) gehört
haben. Wahrscheinlich nahm man das Kreuz
vom darunter befindlichen Sarg ab, als der näch-
ste darauf gesetzt wurde.
1. Griffe, Eisen, 2 Stück, mit großen eisernen Be-
schlagplatten, von denen nur Bruchstücke erhal-
ten sind. Griff 98:200 mm, Mittelwulst 50 mm
breit (Taf. 27, B 4. 1).
Die Beschlagplatte war aus dünnem Eisenblech
getrieben. Die Schlaufenösen des Griffs steckten
in Rosetten, von denen zwei erhalten sind. Auch
eine Engelputte ist vorhanden. Ein einzelner To-
tenkopf mit ,,Haaren” dürfte auch zum Griff-
beschlag gehört haben und wird der untere Ab-
schluß gewesen sein. Eine Krone — leider nur
bruchstückhaft erhalten — dürfte oben in der
Mitte gesessen haben.
2. Großes Sargkreuz aus ca. 1,5 mm starkem Zinn-
blech zusammengelötet. Länge noch 1,01 m,
Breite mindestens 0,54 m. Das obere Ende zeigt
Profilierung, darunter aufgenietete S-förmige,
145 mm breite Schrifttafel mit INRI; am Fußen-
de ist eine große Tulpe eingraviert, deren Blätter
„geflächelt” sind. Die Kreuzränder sind mit ei-
nem Tremolierstich verziert.
Nagellöcher zeigen die Lage des etwa 250 mm
langen verlorenen Körpers an (Taf 26, B 4. 2).
Dieses Kreuz, es lag auf den Kreuzresten des Sar-
ges B 4, dürfte zu C 2 oder einem anderen Ka-
stensarg gehört haben.
3. Großes Sargkreuz aus 1,5—2,0 mm starkem
Zinnblech zweiteilig gefertigt. Die Balken sind
nicht wie sonst zusammengelötet, sondern
Längs- und Querbalken sind Einzelteile, die je-
der für sich auf den Sarg genagelt worden sind
(Taf. 27, B 4. 3). Der stark verwitterte Längsbal-
ken ist noch in 1,03 m Länge erhalten. Dort wo
der Querbalken lag, war der andere Balken aus-
geschnitten. Neben dem Ausschnitt befinden
sich zwei Buckel.

Ähnlich wie Ausschnitt und Buckel war auch das
obere Ende des Kreuzes verziert, doch fehlt der
Abschluß. Die Buckelränder sind mit einem Tre-
molierstich verziert. Der 0,645 m breite Quer-
balken ist vollständig und gut erhalten. Die un-
verzierte Mitte schließt beiderseitig mit zwei
Zierbuckeln, wie die auf dem Längsbalken, ab.
Den seitlichen Abschluß bilden zwei gleichartige
Engelköpfe. Die Zeichnung ist mit einem
schmalen Stichel eingegraben, die Flügel, deren
Ränder Tremolierstichverzierung der üblichen
Art aufweisen, sind „geflächelt”. Die Mitte des
tropfenförmigen Endes ist buckelartig herausge-
trieben. Die beiden Köpfe waren dort, wo sich
das flache Mittelstück des Querbalkens zu den
Engelköpfen hin verjüngt, so abgebogen, daß sie
auf den Seitenbrettern der Sargdeckel lagen.
Vielleicht waren die Enden des Längsbalkens mit
ähnlichen Köpfen verziert. Ein Engelkopf dieses
Typs fand sich auch bei Sarg B 6, doch ist er bes-
ser gearbeitet.
4. Sargbeschlag, Zinn, massiv gegossen, nur Bruch-
stück, Hand mit Blattwerk, 110 mm lang, erhal-
ten. Dieses Stück gehört vermutlich zu Sarg B 5,
der gegossenen Sargschmuck hatte (Taf. 27, B 4.
4).
B 5. Ältere (?) Frau. Schädel erhalten, 149—179 mm.
Die Kieferpartien fehlen.
Sarg jüngerer Form, innerer Teil ohne Beschläge,
aus Eichenholz, äußerer Sarg Kiefernholz, ca.
20—44 mm stark, mit Samtbespannung. An al-
len Kanten doppelte Reihe von kleinen eisernen
Polsternägeln.
1. Griffe, Eisen, 6 Stück, stark verrostet. Typ nicht
mehr feststellbar.
2. Ovale Griffbeschläge, Zinn, nach Modell aus
Metallblech dünnwandig gegossen, 141:218
mm. 3 vollständige Platten (eine lag am Fußende
von B 6) und ein Bruchstück sind noch vorhan-
den. Die Platte zeigt zwischen den perlrandver-
zierten Löchern für die Griffösen ein Stunden-
glas, darunter Totenkopf und Knochen, dar-
über, auf Akanthusranken, die von zwei Engel-
putten getragene Krone (Taf. 30, B 5. 2).
3. Krone, Zinn gegossen, 143:293 mm. Rückseite
flach. Die Krone saß an der Kopfseite des Sarges
über dem Griff (Taf. 32, B 5. 3).
4. Großes Kruzifix (Taf. 25, B 5. 4). Kreuz mit
schmalem Querbalken. Zinn, aus ca. 2 mm star-
kem Blech zusammengelötet. Balkenenden reich
ornamentiert, bis auf das verwitterte Fußende
gut erhalten. Länge noch 1,04 m, Breite 0,258
m.
Körper, Zinn gegossen, 390 mm lang. Rückseite
hohl, nach dem Guß überarbeitet.
Die S-förmige 145 mm breite Schrifttafel liegt

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