Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mölsen, auf (Schmidt 1961, 106; 1970, Taf. 7, 3a; 1975, Taf. 16, 2). Ein Grabfund aus Liebenau läßt sich
an das Ende des 6. und den Anfang des 7. Jh.s datieren (Hässler 1983, 28, Taf. 11.42).
4.3.7 Die Verzierungen
Die auftretenden Verzierungsmuster sind für chronologische Fragestellungen nicht heranzuziehen, da
sie sehr „langlebig“ sind, bereits in der Latenezeit auftreten und auch im frühen Mittelalter vereinzelt
noch zu finden sind. Jedoch konnte Schirnig (1969, 31) mit Hilfe des keramischen Materials der Sied-
lung Böhme an der Aller aufzeigen, daß Fingertupfenränder gehäuft in seiner älteren Zeitstufe (B1 nach
Eggers) auftreten, während Verzierungen an unteren Gefäßteilen erst in der mittleren Zeitstufe (B2
nach Eggers) zur Blüte kommen.
Als häufigstes Verzierungselement treten Grübchen auf, die mit Fingernägeln oder -kuppen flächendek-
kend eingebracht wurden; die Randpartie und schmale Streifen am Gefäßboden werden davon ausge-
spart (Taf. 1, 3.5, 12, 13, 15). Sogenannte Wulstgruben gelten als typisches und im ganzen Arbeitsgebiet
von Uslars verbreitetes Verzierungselement, ohne chronologisch eingegrenzt werden zu können. Die
bestehenden Variationsarten stellt von Uslar (1938, 26-27, 38-39) ausführlich dar. Vereinzelt treten
auch Dekore auf, die durch eine kneifende Bewegung von Zeigefinger und Daumen entstanden sind
(Taf. 1, 3.14). Vergleichbares ist beispielsweise aus der Siedlung Böhme an der Aller bekannt geworden
(Schirnig 1969, Taf. 36, 4).
Etwas seltener ist die Kammstrichverzierung zu finden, meist senkrecht verlaufend mit unverzierten
Zonen dazwischen, z.T. aber auch einander überkreuzend angeordnet (Taf. 1, 3.11, 16). Kammstrich-
verzierungen haben eine weiträumige Verbreitung und sind seit der Zeitenwende im gesamten rhein-
wesergermanischen Raum vertreten. Ihre Anfänge sind bereits im latenezeitlichen Kontext zu suchen
(von Uslar 1938, 35). Stempeleindrücke von „getreidekornartiger“ Form (Taf. 1, 3.4), gekerbte Wülste
(Taf. 1, 3.13) oder auch zusammengesetzte Verzierungselemente (Taf. 1, 3.4, 16) sind innerhalb dieser
Warenart nur selten aufzufinden.
Die Verzierungselemente lassen eine Anbindung der Keramik an den durch von Uslar (1938, 38-39)
herausgearbeiteten rheinwesergermanischen Formenkreis zu. Um den Formenvorrat der Keramik zu
verdeutlichen, wurde in erster Linie auf die Gliederung zurückgegriffen, die von Uslar mit seinen
Gruppen I bis VI vorgelegt hat.

4.4 Schwarztonige feinkeramische Gefäße der römischen Kaiser- und der
Völkerwanderungszeit: Warenart 4
Keramik dieser Machart weist durchgehend eine schwarze Färbung des Tones auf; abweichende Farb-
werte sind in den meisten Fällen auf sekundären Brand zurückzuführen. Die Wandstärke liegt zwischen
5 und 7 mm; die mäßig hart bis hart gebrannten Scherben haben nur geringfügig zerklüftete, feinsandige
Bruchstrukturen. Als besonders charakteristisch kann eine geglättete oder intensiv geglättete Oberflä-
che mit z.T. mattglänzendem Aussehen angeführt werden. Die Magerung ist sehr feinkörnig, dicht und
gleichmäßig in den feingeschlämmten Ton eingelagert. Eine petrographische Analyse ergab, daß über-
wiegend Quarz als Magerungszuschlag verwendet worden war. Darüber hinaus konnten aber auch
Quarzit, Altton, Plagioklas, toniger Sandstein, opake Körner, organische Bestandteile und untergeord-
net Glimmer verzeichnet werden, wobei die Komponenten der Grundmasse und der Magerung nicht
klar zu trennen waren.
62 Gefäßscherben wurden dieser Warenart zugewiesen, d. h. 1,65 °/o des gesamten erfaßten Inventars.
In 28 Fällen traten Verzierungselemente auf; überwiegend Strichverzierungen oder Ritzdekore, verein-
zelt aber auch Stempeleindrücke. Nur einmal war ein Wulstdekor vertreten.

37
 
Annotationen