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Gebers, Wilhelm; Lüth, Friedrich
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 25): Rullstorf — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.68710#0015
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Eingebunden in derart günstige Voraussetzungen, ist schließlich die gute bis sehr gute Erhaltung der
Bodendenkmale eines der entscheidenden Kriterien für die staatliche Denkmalpflege gewesen, an
dieser Stelle bevorzugt die Quellensicherung durch Ausgrabungen seit nunmehr 16 Jahren zu lei-
sten.

1.2 Zur Grabung
Die ersten, bereits 1979 zu Beginn des Bodenabbaues getätigten Notgrabungen standen noch ganz
unter dem Provisorium der vor Ort gegebenen Notlage. In Unkenntnis der reichhaltigen Boden-
denkmale war in den 70er Jahren fast die Hälfte des Kronsberges zum industriellen Bodenabbau
freigegeben worden. Die ersten reichhaltigen Bodenfunde trafen den damals verantwortlichen
Bezirksarchäologen Dr. W.-D. Tempel ohne Vorwarnung. In Eile angeworbene studentische
Kräfte versuchten mit unzulänglicher Ausstattung und unzureichenden Mitteln, den größten Scha-
den zu verhindern, ein Unterfangen, das von Anfang an nicht mit dem Maschineneinsatz der
Abbauunternehmer Schritt halten konnte.
Mangelhafte Bereitschaft zur Kooperation seitens einer Betreiberfirma hat damals, zu Beginn der
Grabungen, aber auch in den folgenden Jahren immer wieder unnötige Schäden an der Denkmal-
substanz verursacht. Diesem Umstand wurde seitens der staatlichen Denkmalpflege ab 1980 durch
systematische Ausgrabungen Rechnung getragen. Es gelang immerhin, durch die jährlichen Gra-
bungskampagnen soviel Raum zwischen Abbaugebiet und Grabungsflächen zu gewinnen, daß nun-
mehr durch den fortschreitenden Bodenabbau keine Schäden zu befürchten waren und zudem eine
den Anforderungen heutiger Grabungs- und Dokumentationsstandards angemessene Quellensiche-
rung gewährleistet war.
Das Verfahren wurde 1984 nochmals auf den Prüfstand gestellt, als für die Ostumgehung Lüneburgs
unerwartet viel Sand zur Schüttung der Brückenrampen benötigt wurde. Damals mußten in aller
Eile Grabungen im Bereich der Fundstelle Nr. 8 aufgenommen werden. In diesem Bereich, wo ehe-
dem nach den Ergebnissen eines Suchschnittes aus dem Jahr 1982 nur mit einem bronzezeitlichen
Gräberfeld gerechnet worden war, wurde - unter einer 20 cm mächtigen Schicht aus Flugsand - eine
Siedlung der römischen Kaiserzeit und ein bis dahin unbekanntes spätsächsisches Gräberfeld ange-
schnitten. Obwohl noch nicht vollständig ausgegraben, hat es mittlerweile als größtes durch Pferde-
beigaben geprägtes Gräberfeld mit Erstbefunden, wie der Beigabe eines geschirrten Lockhirsches,
besondere Aufmerksamkeit gefunden. Über diese sensationellen Funde wurde berichtet (Gebers
1985 d, 1986 a).
Das spätsächsische Gräberfeld wurde - auch wegen der neuartigen Befundkombination von Körper-
und Brandgräbern, Scheiterhaufen und der erwähnten Tiergräber - im Rahmen einer Dissertation
an der Universität Münster einer ersten Auswertung zugeführt (Hornig 1993). Weitere Grabungen
in dem nach der ersten Auswertung wohl älteren, noch nicht untersuchten Friedhofsbereich ver-
sprechen Hinweise auf den bisher wenig bekannten Zeitabschnitt des 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr.
Diese Grabungserfolge, zu denen auch die vollständige Untersuchung des jungbronzezeitlichen
Friedhofs gerechnet werden kann (Gebers 1985 c), waren nur eine Seite der Medaille. In der Zwi-
schenzeit hatte sich der Bodenabbau im Bereich der zweiten Sandgrube so dicht an die nicht unter-
suchten Siedlungsflächen herangeschoben, daß auch hier wieder mit Schäden zu rechnen war. Fast
gleichzeitig waren auf einer kleinen Sandkuppe, im nicht zum Abbau freigegebenen Bereich, beim
Pflügen Urnengräber der vorrömischen Eisenzeit angeschnitten worden. So mußte auch an dieser
Stelle - um weitere Schäden zu verhindern - eine kleine Ausgrabung im unmittelbar betroffenen
Areal erfolgen.

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