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Kruse, Karl Bernhard; Brandorff, Helmut
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 27): Der Hildesheimer Dom: von der Kaiserkapelle und den Karolingischen Kathedralkirchen bis zur Zerstörung 1945 : Grabungen und Bauuntersuchungen auf dem Domhügel 1988 bis 1999 — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69498#0351
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Ausblick
Mit dem Einsatz leistungsfähiger naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden können heutzutage
viele archäologische Fragestellungen beantwortet werden. Jedoch müssen aus prinzipiellen Gründen
auch einige Fragen, wie z. B. eine Direktdatierung von Metallfunden, unbeantwortet bleiben. Die unter-
suchten kupferhaltigen Funde der Hildesheimer Domhofgrabung repräsentieren einen, wenn auch hete-
rogenen, Querschnitt in Bezug auf Materialart und zeitlicher Zuordnung. Die erhaltenen Ergebnisse
belegen einen bewußten und gekonnten Einsatz unterschiedlicher metallener Materialien, wie Kupfer,
Bronze und Messing neben Gold, Silber und Quecksilber, sowie Blei und Eisen. Es ist von einer Mate-
rialherstellung einschließlich einer Wiederverwendung von „Metallschrott“ (vgl. Brockner, Haack,
Leveque, Klemens 1996) und beachtlichem handwerklichem Geschick und Kenntnissen der Metallver-
und -bearbeitung auszugehen.
Um eine größere statistische Breite und weiterführende Erkenntnisse zu erhalten, sind in Zukunft wei-
tere diesbezügliche interdisziplinäre Arbeiten erforderlich. Beispielsweise ist die Herkunft (bzw. der
Handel) des Quecksilbers, das in Deutschland nur in geringem Vorkommen bei Bad Kreuznach / Rhein-
pfalz (Römpp, in: Falbe, Regnitz 1995) auftritt, von Interesse. Ebenso ist die Ermittlung der Zinn(erz)-
herkunft in der Bronze ein noch ungelöstes Problem der Archäometrie.
Bewußt wurde auch auf Spekulationen zur Material- bzw. Ausgangserzherkunft verzichtet, da davon
auszugehen ist, daß hier verschiedene Materialien legiert und vermischt oder auch wieder aufgeschmol-
zen wurden, wodurch das jeweilige Elementspurenmuster nicht mehr aussagefähig ist (vgl. Brockner,
Griebel, Koerfer 1997).
Zusammenfassung
Kupferhaltige Metallfunde der Hildesheimer Domhofgrabung von 1992 aus dem 9./10. bis 18./19.
Jh. n. Chr. (Datierung nach Stratigraphie und begleitender Keramik durch den Ausgräber) wurden im
Hinblick auf ihre Materialherstellung und Fertigung metallographisch und mit Hilfe des Rasterelektro-
nenmikroskops (REM) hinsichtlich der verwendeten Materialien und der Gefüge untersucht. Das Fund-
spektrum ist bezüglich der Materialart und zeitlichen Zuordnung sehr heterogen. Kupfer, Bronze und
Messing, sowie Silber und Gold in Verbindung mit Quecksilber (aus Feuerversilberung und -Vergoldung)
sind mit handwerklichem Geschick und bemerkenswerten Kenntnissen genutzt worden.
Summary
Copper containing metal founds from an excavation in the court of the Cathedral of Hildesheim dated
in the 9./10.—18./19. Century AD (dating by stratigraphy and accompaning pottery by the excavator)
were investigated by optical metallography and scanning electron microscopy to obtain their Chemical
materials composition and microstructure information. The found’s ensemble is heterogeneous regarding
the kind of used materials and to the chronological Classification. Copper, bronze and brass, as well as
silver and gold combined with mercury (silver- and gold-amalgam gilding) were used by craftsmanship
with remarkable skill and knowledge.
Danksagung
Wir danken herzlich der Metallographin A. Heiske und der Werkstoffprüferin S. Lenk vom Institut für Werkstoff-
umformung der TU Clausthal für die Messungen am Rasterelektronenmikroskop und Herrn Dr. K. B. Kruse für die
Zurverfügungstellung des Probenmaterials.

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