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Kruse, Karl Bernhard; Brandorff, Helmut
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 27): Der Hildesheimer Dom: von der Kaiserkapelle und den Karolingischen Kathedralkirchen bis zur Zerstörung 1945 : Grabungen und Bauuntersuchungen auf dem Domhügel 1988 bis 1999 — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69498#0388
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Brennmaterial wurde Holz, Stroh, Torf genutzt. Für hochwertige Produkte wie Dachziegel wurde über-
wiegend Holzkohle verwandt. Dachziegel wurden immer im Mischbesatz mit Ziegeln gebrannt, ca. die
Hälfte bis ein Drittel der Ofenbestückung waren Dachziegel.
Diese diskontinuierlich betriebenen Öfen brachten bis zu 40 % Ausschuß an gebrannter Ware (Schmolz
und Schwachbrand). Die Brenndauer betrug mehrere Wochen - im erwähnten Beispiel des Meilerbran-
des Südafrika werden von kalt zu kalt (Aufheizung bis Abkühlung) 6 bis 8 Wochen veranschlagt. Selbst
für sortierte Ziegel sind Temperaturdifferenzen von >100-200 K in Abhängigkeit von der Lage des Ein-
zelziegelrohlings zur Zirkulation der Brenngase (Setzschema) und von den erzielten Brenntemperaturen
und deren Haltezeiten möglich.
Die Güte der Sortierung ist maßgeblich an dem zur Vermauerung/Dachdeckung gelangenden Ziegel-
material beteiligt.
2. Untersuchungen Hildesheimer Dachpfanne aus der Amtszeit Bischof Bernwards im Vergleich
zu später datiertem Dachziegelmaterial
Die bei archäologischen Ausgrabungen in Hildesheim zutage geförderten Dachziegelbruchstücke aus der
Amtszeit des Bischofs Bernward 993 bis 1022 ermöglichen einen Einblick in die frühen Fertigungen von
Dachziegeln und deren baustofflicher Güte. Die Qualität dieser Ziegel denen späterer Kulturschichten
aus gleichen/benachbarten Fundstellen gegenüberzustellen und zu vergleichen, die Ergebnisse mit den
Anforderungen an moderne Dachziegel zu beurteilen, ist Anliegen dieses Beitrages.
Nachfolgend werden die Dachpfannen-Fundstücke charakterisiert, ihre zeitliche Zuordnung nach ersten
Datierungen der Grabungsbefunde vorgenommen und ihre bildliche Dokumentation benannt.

Tabelle 1: Kennzeichnung der Fundstücke

Katalogisierungs-Nr.
zeitliche Zuordnung
Abb. Nr.
Beschreibung
Farbansprache
Hi 86/24/193.3
Zeit Bernwards
Abb. 1 und 2
Dachpfannenbruchstück
mit Stempelansatz und
Reduktionskernansatz
dünne ziegelrote
Außenhaut, starke graue
Reduktionskernzone mittig
Hi 86/24/202.2
Zeit Bernwards
Abb. 7
Dachpfannenbruchstück
mit Reduktionskern-
ausbildung
ziegelroter Rand, graue
Reduktionskernzone mittig
Hi 87/24/452
Zeit Bernwards
Abb. 15-17
Dachpfannenbruchstück
ziegelroter Scherben
Hi 87/24/422
13. Jh.
Abb. 27
und 28
Dachpfannenbruchstück,
mit glasierter Oberfläche
ziegelroter Scherben
mit brauner Glasur

3. Ermittlung von stofflichen und technisch-physikalischen Kennwerten der Dachpfannen-Fundstücke
Zur Charakteristik der Dachziegelscherben der unterschiedlichen Fertigungszeiten und deren Einschät-
zung wurden nachfolgende Analysen mit den ausgewiesenen Methoden/Geräten durchgeführt:
- Bestimmung der chemischen Vollanalyse und der Gehalte an Gesamtkarbonat in Anlehnung an die
Methode nach Scheibler
- Ermittlung der mineralogischen Zusammensetzung der Scherben mittels Röntgendiffraktometrie mit
Gerätetechnik Siemens D 5000
- Lichtoptische Ermittlung des Aufbaus der Scherben über Dünnschliffmikroskopie und Stereomikro-
skopie
- Rasterelektronenmikroskopie mit energiedisperser Mikroanalyse mit Gerätetechnik Hitachi S 2700
- Ermittlung der Wasseraufnahme, Rohdichte und offene Porosität nach DIN 51056 und in Anlehnung
an DIN 52103

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