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Schmidt, Susanne
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 30): Die ältere römische Kaiserzeit in Südniedersachsen — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68052#0054
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Auf dem Gräberfeld von Tündern, Kat. Nr. 343,
konnte eine Bestattung noch dem dazugehörigen
Scheiterhaufenplatz zugeordnet werden. Reste von
Ustrinen wurden auch in Sorsum, Kat. Nr. 338,
beobachtet. Neben drei regulären Urnenbestat-
tungen des Groner Friedhofes, Kat. Nr. 127, war
eine vierte Urne der Form Uslar II über den Lei-
chenbrand mit der Mündung nach unten gestülpt.
Alle Urnen waren in flache Gruben in den anste-
henden Löß eingetieft. Bei einer anderen Urne
waren noch geringe Reste einer Deckschale vor-
handen (Arndt 1999b, 207).
5.1.5 Brandgrubengräber/
Brandschüttungsgräber/Knochenlager
Andere Bestattungsformen außer Urnengräber
sind im Arbeitsgebiet nur sehr selten gefunden bzw.
im Fall von Brandschüttungsgräbern28 nur selten
als solche identifiziert worden (Karte 7), was ver-
mutlich an der Unscheinbarkeit dieser Bestat-
tungsformen liegt (s. o.). So ist es auch kein
Zufall, dass die Sonderformen ausnahmslos im
Zuge von archäologischen Ausgrabungen ent-
deckt wurden. Das Gräberfeld von Oberbillings-
hausen, Kat. Nr. 273, wies neben Keramikbruch
auch an mehreren Stellen fleckenartige dunkle
Bodenverfärbungen auf, sodass hier auch mit dem
Vorhandensein von Brandgrubengräbern zu rech-
nen ist.
Die vorherrschende Bestattungsform auf dem
Sorsumer Gräberfeld, Kat. Nr. 338, waren Brand-
schüttungsgräber, d. h. Urnengräber mit Brand-
schutt und Resten des Leichenbrandes in einer
Grabgrube sowie Knochenlager, also verbrannte
Knochen ohne heute feststellbares Behältnis.
Nur in wenigen Fällen handelte es sich um reine
Urnenbestattungen. Noch im Bereich des Fried-
hofes konnten Spuren eines Scheiterhaufens ent-
deckt werden.
Das Leichenbrandlager von Salzderhelden, Kat.
Nr. 315, bestand aus einer bis zu 30 cm eingetief-
ten muldenförmigen Grube, die vollständig mit
verbrannten Knochenresten gefüllt war. Beigaben
wurden nicht gefunden (Plümer 1980, 261). Reste
eines Brandgrubengrabes fand man bei der Unter-
suchung eines jüngeren Reihengräberfriedhofes
(Holle Kat. Nr. 181, Schroller 1938b).
Ein Knochenlager konnte in Tündern, Kat. Nr.
343, nachgewiesen werden.

5.1.6 Urnengräber
5.1.6.1 Bestattungen in Tongefäßen
Im Arbeitsgebiet sind von 40 Fundstellen eine
oder mehrere Urnenbestattungen belegt (Karte 7;
Kat. Nr. 5, 15,18, 29, 41, 42, 55, 62, 70, 74, 82, 86,
90, 103, 105, 106, 119, 127, 133, 136, 165, 178,
189, 201, 213, 223, 229, 251, 253, 265, 273, 281,
283, 315, 331, 338, 346, 357, 358, 359).
Die drei vollständig erhaltenen Gefäße aus dem
Salzderheldener Friedhof, Kat. Nr. 315 gehören
alle unterschiedlichen Formen an. Das eine
Gefäß (Plümer 1980, 262, Abb. 5b) gehört von
seiner Form her noch zu einem Typ der Spät-
latenezeit (Schönberger 1952, 55). Es handelt
sich um eine bauchige, kurzhalsige Flasche mit
ausbiegendem Rand, schmalem Schulterwulst
und eingedelltem Boden. In der Regel sind diese
Flaschen auf der rotierenden Scheibe hergestellt,
in diesem Fall handelt es sich jedoch um hand-
gemachte Ware. Die zweite vollständig gebor-
gene Urne repräsentiert ein Gefäß der Form
Uslar I, die dritte die Form Uslar III - ein bau-
chiger Topf mit nach außen gelegtem Rand (Plü-
mer 1980, 260, Abb. 5c; 6a). Des weiteren finden
sich die Gefäßtypen Uslar V, VI und flache, weit-
mündige Schalen, wobei aber nicht nachgewie-
sen werden konnte, dass es sich in jedem Fall um
einen Leichenbrandbehälter handelt. Als Boden-
formen finden sich Standfuß und Standringfuß.
An Verzierungen lassen sich Wulstgruben, läng-
lich-ovale Einstiche, Strich- und Gittermuster
sowie Schlickbewurf nachweisen (ebd., 265). Die
Formen III und V finden sich auf dem Einbecker
Gräberfeld, Kat. Nr. 70. Eine Scherbe weist dabei
eine Schnuröse auf, zwei weitere waren mit Wulst-
gruben sowie Kammstrich verziert (Werben 1996,
76). Das stark fragmentierte Gefäß von dem Vogel-
becker Friedhof, Kat. Nr. 346, lässt sich der Form
Uslar I bzw. I/II zuordnen. Es wies zudem Strich-
gruppenzier auf (Werben, 1989, 302, Abb. 2-5).
Die beiden Fußschalen aus Grasdorf, Kat. Nr. 119,
gehören zur Form Uslar II, das eine Gefäß ist am
Unterteil mit einer umlaufenden, durch Bogenha-
ken gebildeten Wellenlinie und darunter senk-
recht liegenden Kammstrichbändern verziert, das
zweite Gefäß ist unverziert. Ein vollständig erhal-
tenes Gefäß der Form II liegt auch aus Grone, Kat.
Nr. 127, vor (Arndt 1998, Abb. 65). Das Unterteil
dieser Urne ist mit einem Muster aus hängenden
Dreiecken sowie runden Dellen verziert. Die übri-

28 An der Fundstelle Kat. Nr. 273 wurde 1999 ein weiteres Brandschüttungsgrab geborgen (freundl. Mitteilung K. Grote).

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