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gen drei Urnen dieses Friedhofes sind stark frag-
mentiert, es handelt sich aber ebenfalls um scha-
lenartige Gefäße der Form II nach Uslar. Bei einer
von ihnen konnte eine flüchtige Ritzlinienzier
festgestellt werden (Arndt 1999b, 207 f.). Jünger-
kaiserzeitliche Schalenurnen liegen von den
Fundplätzen Badenhausen, Kat. Nr. 15, Deilmis-
sen, Kat. Nr. 42, Duderstadt, Kat. Nr. 54, Gleidin-
gen, Kat. Nr. 105, Groß Munzel, Kat. Nr. 133 und
Letter, Kat. Nr. 229, vor.
5.1.6.2 Bestattungen in römischen Metallgefäßen
Im Arbeitsgebiet finden sich mehrere römische
Metallgefäße (s. Kap. 6.4.2.1, Karte 8, Karte 35).
Allerdings ist nur bei dem Fund von Börry, Kat.
Nr. 36, sicher nachweisbar, dass es sich um
einen Leichenbrandbehälter handelte. Die Form
Eggers 55 („Hemmoorer Eimer“) wird in die jün-
gere Römische Kaiserzeit datiert (Eggers 1951,
116, Nr. 960). Bei fünf weiteren Gefäßen geht
man davon aus, dass es sich um Grabbehälter
oder Grabbeigaben handelt (Kat. Nr. 92, 143,
266, 356). Von dem Kessel Eggers 6/7 aus Lim-
mer, Kat. Nr. 236, sind weder Fundart noch Fund-
umstände bekannt. Der Östlandeimer aus Eime,
Kat. Nr. 63, ist nach Raddatz (1983/84,247-258)
weder als Grabbeigabe noch als Leichenbrand-
behälter zu deuten. Beide wurden daher als Ein-
zelfunde klassifiziert.
Die beiden römischen Gefäße aus dem Gräberfeld
von Salzderhelden, Kat. Nr. 315 (s. u.), sind auf-
grund ihres stark zerstörten Zustandes eher als
Grabbeigaben anzusprechen, denn als Urnen.
Auch Teile des Fußbeckens aus Wehmingen, Kat.
Nr. 365, zeigen starke Feuereinwirkung. Bei der
Kasserolle aus Salzderhelden ist aufgrund der
Form anzunehmen, dass es sich nicht um einen
Leichenbrandbehälter handelt. Das gilt auch für
die Funde aus Letter (Siebkelle, Kat. Nr. 219) und
Gehrden (Bronzeteller, Kat. Nr. 92). Bei dem Fund
aus Hajen, dem Bruchstück einer geschweiften
bronzenen Attasche mit stilisiertem Tierkopfende
von einer Fußschale Eggers 99/100, wird ein
Zusammenhang als Grabbehälter vermutet. Dies
gilt auch für die Gefäße von Nettlingen, Kat. Nr.
252, einem Bronzeeimer Typ Eggers 27 und ein
Bronzebecken Eggers 79. Aufgrund der frühen
Fundzeit ist auch hier nicht weiteres bekannt.

Bei den meisten Metallgefäßen des Arbeitsge-
biets ist die Interpretation als Grabgefäß nur über
Parallelen, z. B. aus dem Elbegebiet, zu führen,
da andere Beigaben oder Leichenbrand nicht
vorliegen. Unterstützt wird diese Annahme auch
durch die räumliche Verteilung dieses Phäno-
mens im nördlichen Bereich des Arbeitsgebietes.
Bis auf Fundstelle Kat. Nr. 315 befinden sich alle
Funde nördlich der Linie Holzminden-Einbeck.
Auffällig ist die Konzentration im Bereich der
Weser südlich von Hameln mit vier Fundstellen.
Insgesamt ist das Phänomen der Metallgefäßbei-
gabe im Arbeitsgebiet typisch für die ältere Römi-
sche Kaiserzeit, während für den jüngeren Ab-
schnitt nur der Hemmoorer Eimer von Börry,
Kat. Nr. 3 629, angeführt werden kann (zur Datie-
rung vgl. Kap. 6.4.2.1; zur sozialen Stratifizierung
vgl. Kap. 6.7.1.1).
5.1.7 Grabbeigaben
In den bisher bekannten Gräbern der Römischen
Kaiserzeit fanden sich nur wenige Beigaben (Kar-
te 8).30 Es konnten allerdings einige Gegenstän-
de (Einzelfunde) geborgen werden, die wohl als
Grabbeigaben zu deuten sind (vgl. Kap. 6.2.1).
Viele davon sind indes durch starke Feuereinwir-
kung unkenntlich geworden. Bei den identifizier-
baren Funden handelt es sich um Reste zweier
römischer Metallgefäße (eine Herzblattattasche
und einen Eimerhenkel eines situlaförmigen
Bronzeeimers vom Typ Eggers 19 sowie Rand-
stück einer Bronzekasserolle, Kat. Nr. 315). Des
weiteren fanden sich Reste von zwei bronzenen
Riemenzungen, das Bruchstück eines profilier-
ten Lochgürtelhakens, zwei schlichte Ringe aus
Bronze und Eisen sowie verschiedene Bronze-
nieten. Bei den Beigaben des Salzderheldener
Friedhofs handelt es sich also ausschließlich um
Trachtgegenstände bzw. gehobene Gebrauchsgü-
ter, es fand sich kein Nachweis von Waffen. Als
Trachtbeigabe ist auch ein Fragment einer unver-
brannten Knochennadel, Kat. Nr. 346, anzuse-
hen, die sich in der Urne von Vogelbeck befand
(Werben 1989, 303, Abb. 3, s. auch Kap. 6.2.2).
In dem Brandgrubengrab aus Holle, Kat. Nr. 181,
lag noch eine bronzene Fibel (Schroller 1938b).
Auch die Beigaben auf dem erst jüngst entdeck-
ten Friedhof von Göttingen-Grone, Kat. Nr. 127,

29 Der Hemmoorer Eimer von Latferde, Kat. Nr. 375, ist vermutlich aber mit den Stück von Börry identisch.
30 Der planmäßig untersuchte Friedhof von Sorsum erbrachte „eine reiche Beigabenausstattung“ (Fundbericht Nachr. Nieders.
Urgesch 1989, 58, 331, Nr. 20). Dieses steht im Kontrast zu den eher spärlichen Beigabenausstattungen im übrigen Unter-
suchungsgebiet. Die umfassende Publikation des Fundkomplexes steht noch aus.

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