Diagramm 5.9 Fundzeit der Einzelfunde
5.5 Einzelfunde
Als Einzelfunde werden alle Funde (Einzelstücke)
gewertet, die ohne Grab- oder Siedlungszusammen-
hang gefunden wurden bzw für die ein Zusammen-
hang nicht bekannt ist. Münzfunde werden separat
aufgeführt (s. Kap. 4.2.1). Die Kartierung der Einzel-
funde ergibt kein auffälliges Bild (Karten 4, 18, 19).
Beachtenswert ist aber, dass in einem sonst schein-
bar siedlungsfreien Gebiet (außer Kat. Nr. 5 und 6)
gleich mehrere Einzelfunde registriert wurden (Kat.
Nr. 63, 77?, 295 und 84). Allerdings handelt es sich
dabei in drei (mit Kat. Nr. 77 in vier) Fällen um römi-
schen Import sowie um eine Fibel (Kat. Nr. 295), d.
h. also keine typischen Siedlungsanzeiger.
5.5.1 Auffindungsart und Auffindungszeit
Diagramm 5.10 Prozentuale Verteilung der Einzelfunde
nach Fundtypen
Mit nur 28 Fundstellen (6 %) ist diese Fundgattung
nach den Depotfunden diejenige mit dem gering-
sten Umfang72. Die genauen Umstände der Entde-
ckung liegen zumeist im Dunkeln oder beruhten
auf Zufall. Darüber hinaus ist ein frühes Fundda-
tum charakteristisch (19. Jh. bzw. vor 1920). Der
Anstieg seit etwa 1990 ist durch den vermehrten
Einsatz von Metalldetektoren zu erklären.
Bei den Einzelfunden handelt es um auffällige, gut
datierbare Gegenstände, wie etwa verzierte Wand-
scherben, Fußteile von Keramikgefäßen oder Me-
tallfunde. Es liegt daher nahe, dass es in vielen Fäl-
len nicht erkannte Gräber sein dürften. Bei vier
der Einzelfunde handelt es sich um Gewässerfun-
de (Kat. Nr. 20, 63, 66 und 84), die Opfergaben
darstellen könnten. Diese Deutung wird verstärkt
durch die Tatsache, dass alle römische Importge-
fäße sind (vgl. Kap. 6.4).
Zu den Einzelfunden lässt sich resümieren, dass
es sich um auffällige Gegenstände handelt, die
zumeist unter unbekannten Umständen ans Ta-
geslicht kamen. Der Anteil an römischen Import-
gegenständen ist dabei mit 35 % recht hoch. Ohne
genaue Kenntnis der Fundumstände oder zumin-
dest des genauen Fundortes ist eine Beurteilung
der Einzelfunde kaum möglich. Die Einzelfunde
im vermeintlich siedlungsleeren Gebiet im mittle-
ren Leinegebiet lassen jedoch an eine intentionel-
le Niederlegung denken, zumal es sich fast aus-
nahmslos um wertvolle Gegenstände handelt.
72 Dies muss nicht typisch für vorgeschichtliche Fundstellen sein. So zeigt die Funddatenanalyse für das Neolithikum, bedingt
durch die Steingeräte, ein starkes Übergewicht dieser Fundgattung (Heege 1987, 47). Für siedlungungsarchäologische
Untersuchungen wirkt sich dieser Umstand allerdings negativ aus, da weitere Aussagen zu Einzelfunden in der Regel
schwierig sind, da sie theoretisch Überreste aller Quellengattungen darstellen können.
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