5A.2.2.3 Befunde
Neben neolithischen und mittelalterlichen/neu-
zeitlichen Funden ist auch Keramik der Römi-
schen Kaiserzeit - zumeist Grobkeramik - vertre-
ten. Es war nicht möglich, auf dem großen Areal
Fundkonzentrationen und Befunde auszumachen.
Die im Luftbild erkennbare, im Zentrum der
Fundstelle liegende Verfärbung ist auf die höhere
Feuchtigkeit des tiefen Kolluviums zurückzufüh-
ren. Einige Heimatforscher sind der Ansicht, es
handele sich hierbei um die Reste eines Römerla-
gers.70 Die Anwesenheit von römischen Truppen
hätte sich aber bei den intensiven Begehungen
stärker durch Funde niederschlagen müssen.
5A.2.2.4 Keramik
Insgesamt wurden bisher über 4 kg vorgeschicht-
liche Keramik von der Fundstelle geborgen. Bei
den meisten Scherben handelt es sich um grobe,
unverzierte Wandungsstücke, z. T. mit Schlicker-
bewurf. Insgesamt fiel auf, dass es sich sehr oft um
oxidierend gebrannte Gefäße handelt. Dies unter-
scheidet sich von den anderen Fundplätzen mit
überwiegend reduzierend gebrannten Gefäßen.
5.4.2.2.4.1 Formen Uslar I bis VI
Verdickte Ränder traten mehrfach im Fundgut auf,
z. B. Taf. 42.1,2. Form Uslar I konnte nicht nach-
gewiesen werden, Form II ist einmal vertreten (Taf.
42.3). Die Form III findet sich dagegen mehrfach
und in verschieden Variationen (Taf. 42.11). Glei-
ches gilt für die Form Uslar IV (Taf. 42.4,5,8). Wie
auf fast allen kaiserzeitlichen Siedlungen findet
sich Uslar V und VI als am häufigsten auftreten-
de Gefäßform (z. B. Taf. 42.13,15). Als Besonder-
heit ist hier noch zu bemerken, dass ein Gefäß
kurz unterhalb des Randes den Abdruck eines
Haferkornes aufweist.71 Gefäßböden finden sich
ebenfalls im Fundmaterial (ohne Abb.), datieren-
de Anhaltspunkte fehlen aber.
5.4.2.2.5 Verzierungsarten
Die Verzierungsarten von dieser Fundstelle zeigen
nur einen kleinen Ausschnitt des üblichen Spek-
trums kaiserzeitlicher Siedlungsplätze. An Strich-
verzierungen sind grobe Besenstrichzier (Taf. 42.7),
vertikale Besenstrichzier in Zonen (Taf. 42.10),
Strichverzierung (Taf. 42.9) und bogenförmiger, aus
zwei Linien gebildeten Kammstrich (ohne Abb.)
vorhanden. Ebenso finden sich einfache Eindrück-
Verzierungen und Wulstgrubenzier (ohne Abb.).
5.4.2.2.6 Übriges Fundgut
Neben den Keramikgefäßen fand sich ein z. T. be-
schädigter Spinnwirtel (Taf. 42.13). Wichtigstes
nichtkeramisches Fundstück ist das verbogene, 5 g
schwere Fragment einer bronzenen Rollenkap-
penfibel (Taf. 42.21). Der Nadelhalter ist zum
größten Teil abgebrochen, der Kamm ist ebenfalls
beschädigt. Die Spiralkonstruktion ist nicht mehr
vorhanden. Der Bügel ist mit Punzen, Perlschnur-
und Dreiecksmuster verziert. Ansonsten finden
sich keinerlei Abnutzungsspuren an der Fibel. Ein
weiterer Metallfund, eine kleine Bronzezunge mit
Punzverzierung, ist als Riemenendbeschlag anzu-
sprechen (Taf. 42.20). An einem Ende findet sich
noch der Rest eines Niets. Parallelen zu diesem
Stück finden sich in fast allen römischen Limes-
kastellen der claudisch-flavischen Zeit (Schön-
berger 1980, 209). In Oberstimm werden ver-
gleichbare Beschläge dem Cingulum zugeordnet,
gleichzeitig wird auf die typologische Nähe zu Rie-
menbeschlägen des Pferdegeschirrs verwiesen
(ebd. Anm. 216). Neben Bronzefunden liegen auch
mehrere, zumeist stark korrodierte Eisengegen-
stände vor, deren genaue Ansprache und Datie-
rung jedoch unklar ist. Bei einem schmalen, halb-
mondförmig gebogenen Metallfund (Taf. 42.22)
könnte es sich um den Bügel einer weiteren Fibel
handeln. Sechsmal fanden sich Nägel oder nagel-
ähnliche, verbogene Eisengegenstände. Ein 8,5
cm langes Eisenfragment ist als Griffangelmesser
(Taf. 42.14) zu deuten.
Auf dem Areal wurden zudem zwei Wetzsteinfrag-
mente gefunden sowie ein flacher, runder Stein
mit 3 cm Durchmesser (Taf. 42.16). Die eine Sei-
te des Steins ist glatt geschliffen, die andere ist rau
belassen, sodass eine Deutung als Spielgerät von
den Abmessungen und der Formgebung durchaus
möglich ist.
5.4.2.2.7 Datierung des Fundkomplexes
Die Datierung des Fundplatzes in die ältere Römi-
sche Kaiserzeit ist durch eine B2-zeitliche Rollen-
kappenfibel belegt. Die Keramik bietet keine An-
haltspunkte zu einer weiteren zeitlichen Unter-
gliederung. Sichere Funde aus der jüngeren Römi-
schen Kaiserzeit liegen nicht vor.
70 Vgl. auch Bevern, Kat. Nr. 380 und Hönnersum, Kat. Nr. 185. Bei beiden Fundstellen wird nach der Luftbildauswertung
eine Interpretation als römisches Marschlager diskutiert.
71 Freundliche Mitteilung H. Kroll, Kiel.
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Neben neolithischen und mittelalterlichen/neu-
zeitlichen Funden ist auch Keramik der Römi-
schen Kaiserzeit - zumeist Grobkeramik - vertre-
ten. Es war nicht möglich, auf dem großen Areal
Fundkonzentrationen und Befunde auszumachen.
Die im Luftbild erkennbare, im Zentrum der
Fundstelle liegende Verfärbung ist auf die höhere
Feuchtigkeit des tiefen Kolluviums zurückzufüh-
ren. Einige Heimatforscher sind der Ansicht, es
handele sich hierbei um die Reste eines Römerla-
gers.70 Die Anwesenheit von römischen Truppen
hätte sich aber bei den intensiven Begehungen
stärker durch Funde niederschlagen müssen.
5A.2.2.4 Keramik
Insgesamt wurden bisher über 4 kg vorgeschicht-
liche Keramik von der Fundstelle geborgen. Bei
den meisten Scherben handelt es sich um grobe,
unverzierte Wandungsstücke, z. T. mit Schlicker-
bewurf. Insgesamt fiel auf, dass es sich sehr oft um
oxidierend gebrannte Gefäße handelt. Dies unter-
scheidet sich von den anderen Fundplätzen mit
überwiegend reduzierend gebrannten Gefäßen.
5.4.2.2.4.1 Formen Uslar I bis VI
Verdickte Ränder traten mehrfach im Fundgut auf,
z. B. Taf. 42.1,2. Form Uslar I konnte nicht nach-
gewiesen werden, Form II ist einmal vertreten (Taf.
42.3). Die Form III findet sich dagegen mehrfach
und in verschieden Variationen (Taf. 42.11). Glei-
ches gilt für die Form Uslar IV (Taf. 42.4,5,8). Wie
auf fast allen kaiserzeitlichen Siedlungen findet
sich Uslar V und VI als am häufigsten auftreten-
de Gefäßform (z. B. Taf. 42.13,15). Als Besonder-
heit ist hier noch zu bemerken, dass ein Gefäß
kurz unterhalb des Randes den Abdruck eines
Haferkornes aufweist.71 Gefäßböden finden sich
ebenfalls im Fundmaterial (ohne Abb.), datieren-
de Anhaltspunkte fehlen aber.
5.4.2.2.5 Verzierungsarten
Die Verzierungsarten von dieser Fundstelle zeigen
nur einen kleinen Ausschnitt des üblichen Spek-
trums kaiserzeitlicher Siedlungsplätze. An Strich-
verzierungen sind grobe Besenstrichzier (Taf. 42.7),
vertikale Besenstrichzier in Zonen (Taf. 42.10),
Strichverzierung (Taf. 42.9) und bogenförmiger, aus
zwei Linien gebildeten Kammstrich (ohne Abb.)
vorhanden. Ebenso finden sich einfache Eindrück-
Verzierungen und Wulstgrubenzier (ohne Abb.).
5.4.2.2.6 Übriges Fundgut
Neben den Keramikgefäßen fand sich ein z. T. be-
schädigter Spinnwirtel (Taf. 42.13). Wichtigstes
nichtkeramisches Fundstück ist das verbogene, 5 g
schwere Fragment einer bronzenen Rollenkap-
penfibel (Taf. 42.21). Der Nadelhalter ist zum
größten Teil abgebrochen, der Kamm ist ebenfalls
beschädigt. Die Spiralkonstruktion ist nicht mehr
vorhanden. Der Bügel ist mit Punzen, Perlschnur-
und Dreiecksmuster verziert. Ansonsten finden
sich keinerlei Abnutzungsspuren an der Fibel. Ein
weiterer Metallfund, eine kleine Bronzezunge mit
Punzverzierung, ist als Riemenendbeschlag anzu-
sprechen (Taf. 42.20). An einem Ende findet sich
noch der Rest eines Niets. Parallelen zu diesem
Stück finden sich in fast allen römischen Limes-
kastellen der claudisch-flavischen Zeit (Schön-
berger 1980, 209). In Oberstimm werden ver-
gleichbare Beschläge dem Cingulum zugeordnet,
gleichzeitig wird auf die typologische Nähe zu Rie-
menbeschlägen des Pferdegeschirrs verwiesen
(ebd. Anm. 216). Neben Bronzefunden liegen auch
mehrere, zumeist stark korrodierte Eisengegen-
stände vor, deren genaue Ansprache und Datie-
rung jedoch unklar ist. Bei einem schmalen, halb-
mondförmig gebogenen Metallfund (Taf. 42.22)
könnte es sich um den Bügel einer weiteren Fibel
handeln. Sechsmal fanden sich Nägel oder nagel-
ähnliche, verbogene Eisengegenstände. Ein 8,5
cm langes Eisenfragment ist als Griffangelmesser
(Taf. 42.14) zu deuten.
Auf dem Areal wurden zudem zwei Wetzsteinfrag-
mente gefunden sowie ein flacher, runder Stein
mit 3 cm Durchmesser (Taf. 42.16). Die eine Sei-
te des Steins ist glatt geschliffen, die andere ist rau
belassen, sodass eine Deutung als Spielgerät von
den Abmessungen und der Formgebung durchaus
möglich ist.
5.4.2.2.7 Datierung des Fundkomplexes
Die Datierung des Fundplatzes in die ältere Römi-
sche Kaiserzeit ist durch eine B2-zeitliche Rollen-
kappenfibel belegt. Die Keramik bietet keine An-
haltspunkte zu einer weiteren zeitlichen Unter-
gliederung. Sichere Funde aus der jüngeren Römi-
schen Kaiserzeit liegen nicht vor.
70 Vgl. auch Bevern, Kat. Nr. 380 und Hönnersum, Kat. Nr. 185. Bei beiden Fundstellen wird nach der Luftbildauswertung
eine Interpretation als römisches Marschlager diskutiert.
71 Freundliche Mitteilung H. Kroll, Kiel.
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