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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0066
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Nordwest—Teil

Südost-Tell

Abb. 18 Schwiegershausen-39, Ldkr. Osterode am Harz. Grundriß des linienbandkeramischen Hauses 2
(nach Kaltofen 1998, Abb. 2).

lithische Hauskonstruktionen beschränkt zu sein
schienen268. Bei dem Gebäude von Schwiegers-
hausen konnte darüber hinaus festgestellt werden,
daß die Längswände aus Spaltbohlen gebildet
wurden. Diese Konstruktionsweise, die für die
Linienbandkeramik bisher nur selten bezeugt ist
und wohl eine grundlegende konstruktive Inno-
vation darstellte, galt bisher ebenfalls als ein cha-
rakteristisches Merkmal mittelneolithischer Lang-
häuser269. Ein weiteres Beispiel für das Auftreten
von Anten bzw. Vorbauten am SO-Ende eines
linienbandkeramischen Langhauses konnte bereits
1936 im westfälischen Daseburg, Kr. Warburg,
dokumentiert werden270. Auch auf dem Fundplatz
Langweiler-9, Kr. Düren, war ein linienbandkera-
misches Langhaus (Bau 17) mit einem Vorbau ver-
sehen271 und in Straubing-Lerchenhaid, Ldkr.
Straubing-Bogen (Bayern), konnten zwei linien-
bandkeramische Bauten erfaßt werden, die neben
leicht ausbauchenden Doppelpfosten-Längswän-
den - sofern kein erosionsbedingtes Phänomen
vorliegt - am SO-Ende ebenfalls antenartige Vor-
bauten aufwiesen272.
Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch
die Konstruktion der Längswände linienbandke-
ramischer Bauten, bei denen die dachtragenden
Pfosten zunächst innerhalb des Wandgrabens
positioniert waren und besonders in der Spätpha-

se der jüngeren Bandkeramik in Form einer zwei-
ten Pfostenreihe zunehmend nach außen verlagert
wurden273. Beispiele für eine derartige Wandkon-
struktion konnten im Arbeitsgebiet u.a. bei dem
erwähnten Langhaus von Schwiegershausen-39
(Abb. 18), bei Haus XII von Rosdorf-Mühlen-
grund, Ldkr. Göttingen, und bei dem jüngst unter-
suchten Langhaus von Göttingen-Grone doku-
mentiert werden274.
In Schwiegershausen-39 werden die Wandpfosten
jeweils im Abstand von 0,6-0,7 m in einer gemein-
samen Längsgrube von einem zusätzlichen Außen-
pfosten begleitet, so daß eine zweizeilige Längs-
wand entsteht275. Wahrscheinlich setzt sich diese
Tendenz zur Auslagerung der Wandpfosten in den
Großgartacher/Planig-Friedberger Langhäusern
fort, bei denen schließlich die Außenpfosten einen
Großteil der Dachlast tragen. Mit dieser Entwick-
lung ist eine Vergrößerung der Eingrabtiefe der
Außenpfosten gegenüber den nunmehr entlaste-
ten - flacheren - Wandgräbchen und eine Erwei-
terung des Abstandes zwischen den beiden Kon-
struktionselementen verbunden.
Die Rössener Langhäuser zeigen schließlich eine
rückläufige Tendenz hin zu einem Konstruktions-
prinzip, bei dem die Außenpfosten wieder näher
an den Wandgräbchen liegen bzw. unmittelbar an

268 Vgl. Flindt 1997, 17, bzw. Luley 1992, 7. Siehe auch den LBK-Hausbefund mit antenartigem Vorbau von Göttingen-
Grone bei Arndt 1998, Abb. 1.
269 Flindt 1997, 17. Ein weiterer linienbandkeramischer Beleg für die Verwendung von Spaltbohlen liegt aus Stein, Prov.
Limburg (NL) (Bau 29), vor; Luley 1992, 179: Nr. 158 u. Taf. 22.
270 Luley 1992, 131: Nr. 20 u. Taf. 16.
271 Luley 1992, 144: Nr. 54 u. Taf. 18.
272 Brink 1985, 22: Abb. 2. Luley 1992, 153: Nr. 78 u. Taf. 36-37.
273 Siehe dazu Luley 1992, 7.
274 Vgl. Flindt 1997; Schlüter 1983, Abb. 8; bzw. Arndt 1998, Abb. 1.
275 Flindt 1997, 16-19.

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