Abb. 33 Funktionsweise des Hangschlosses 35 mit rekonstruiertem Steckschlüssel (o. M.)
C) Sonderform
Der Schlüssel 178 geht von einem viereckigen,
massiven Plattengriff über in einen Volldorn mit
kantigem Querschnitt. Der Bart ist von drei Seiten
mit geometrisch rechteckigen und getreppten Aus-
sparungen versehen. Der Schlüssel aus dem 13. Jh.
nimmt eine Sonderstellung ein, die durch die feh-
lende Durchlochung des Kopfes von der üblichen
Schlüsselgestaltung abweicht. Die Nutzung einer
durchbrochenen Reide, etwa zur Befestigung an
einem Gürtel, war hier nicht möglich. Adäquate
Parallelfunde sind m.W. nicht publiziert.
6.2. Hangschloß (Taf. 18, 49.35)
Obgleich die ältesten Vorläufer der Schlösser mit
Federmechanik, zu denen die Hangschlösser zu
rechnen sind, bereits in der Spätlatenezeit zu fin-
den sind, zählen mittelalterliche Funde dieser
Objektgruppe nach wie vor zu einem noch recht
seltenen Kulturgut, dessen vereinzelte Nachweise
weit über den nord-, mittel- und westeuropäischen
Raum streuen 422.
Durch das Braunschweiger Stück läßt sich dieser
Gruppe nun ein weiteres an die Seite stellen (35),
was um so erfreulicher ist, als es sich in einem
guten Erhaltungszustand befindet und in seiner
Abwurfzeit über die Begleitfunde aus der brand-
schuttverfüllten Grube recht eng auf die Mitte des
13. Jhs. zu datieren ist.
Zunächst zum Aufbau und zur Funktionsweise
des Schlosses (Abb. 33):
Das Schloßgehäuse wird aus einem octaedrischen,
unverzierten Außenzylinder gebildet, an dem zu
einer Seite ein randständiger, 8 mm breiter Steg im
rechten Winkel mitgegossen wurde, der in einen
parallel zum Schloßkörper verlaufenden Stab oder
Bügel übergeht. Zum Verriegeln des Schlosses wur-
de in die gegenüberliegende Zylinderöffnung ein
kurzer, mit zwei nach innen gerichteten Sperrfe-
dern besetzter Innenzylinder geschoben. Diese
Sperrfedern durchliefen die Aussparungen einer im
Innern fixierten Scheibe und rasteten ein. Mit dem-
selben Vorgang schob sich eine, über einen zwei-
422 Mangels überregionaler Materialaufnahmen sei hierbeispielhaft auf die Zusammenstellung frühgeschichtlicher und mittel-
alterlicher Vorhängeschlösser aus Polen verwiesen, Jazdzewski 1976, 388-401. Weitere Einzelnachweise z.B. in Ericcson
1981, 109f., Abb. 36. 1-7, Brisbane 1992, fig. IV.13b, 1-6, Kamber 1995, 76f., Melzer 1995, 33f., Trier 1995a, 150-153.
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