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Schwarz, Wolfgang; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]; Reimann, Heike [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 49): Archäologische Funde aus dem Reiderland, Ldkr. Leer — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.68704#0061
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Das Fundgut

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(Kat.-Nr. 125), Weener-Hilgenholt (Kat.-Nr. 128, 129,
131, 138, 139, 141, 142, 143, 144), Weener-Sport-
boothafen (Kat.-Nr. 153), Weener-Kruse Ackers
(Kat.-Nr. 159), Weener-Baumschule (Kat.-Nr. 160),
Weener-Südergaste (Kat.-Nr. 162), Weener-Liebsch
Kolk (Kat.-Nr. 168), Weener-Auf der Gaste (Kat.-Nr.
170) und Weener (Kat.-Nr. 174). Noch stärker als
die Funde der voran gegangenen Zeitspanne deutet
die Menge der Funde auf eine Ausweitung des Sied-
lungsgeschehens im Reiderland hin.
Die zweite Zeitspanne der Römischen Kaiser-
zeit schränkt die typischen Randformen auf die weit-
mündigen Schalen der rhein-wesergermanischen
Form von Uslar I ein, die Schmid (2006) ins 1./2.
Jahrhundert datiert. Obwohl dadurch das Augen-
merk auf die qualitativ hochwertige Feinkeramik ge-
richtet wird (Liste 7), die in der Menge der Ge-
brauchskeramik in den Siedlungsschichten deutlich
zurücktritt, erlaubt sie aber leichter die Zeitstufe ei-
nes Fundkomplexes zu bestimmen. Der Katalog ver-
zeichnet Funde dieser Zeitspanne in Critzum-Kirche
(Kat.-Nr. 8), Critzum-Coldeborger Siel (Kat.-Nr. 10),
Hatzum-Boomborg (Kat.-Nr. 40-42), Holtgaste
(Kat.-Nr. 43), Holtgaste-Jemgumkloster (Kat.-Nr. 45),
Leer-Westerhammrich (Kat.-Nr. 61), Midlum-Leh-
rerwohnungen (Kat.-Nr. 66), Oldendorp-Fuchsgatt
(Kat.-Nr. 73, 74), Pogum (Kat.-Nr. 93), Weener-Hil-
genholt (Kat.-Nr. 129, 144), Weener-Liebsch Kolk
(Kat.-Nr. 168) und Weenermoor (Kat.-Nr. 176).
In der dritten Zeitspanne der Römischen Kai-
serzeit, in das 2./3. Jahrhundert n. Chr., stellt Schmid
(2006) die Trichterschalen und Terrinen mit ver-
dickten, im Profil dreieckigen Rändern, mit außen
abgestrichenen, innen gerundeten Randprofilen
und mit kurzen abgesetzten Rändern (Liste 8). Die-
se Randprofile entsprechen im Wesentlichen den
Formen der Randformentabelle 2.2 (vgl. Abb. 40).
Feinkeramik dieser Art verzeichnet der Katalog
von den Fundstellen in Hatzum-Vulle Wier (Kat.-
Nr. 32), Hatzum-Boomborg (Kat.-Nr. 40, 41), Holt-
gaste-Jemgumkloster (Kat.-Nr. 44), Holtgaste (Kat.-
Nr. 46, 48), Leer-Westerhammrich (Kat.-Nr. 61),
Midlum-Lehrerwohnungen (Kat.-Nr. 66), Midlum
(Kat.-Nr. 70), Oldendorp-Fuchsgatt (Kat.-Nr. 73,
74), Pogum (Kat.-Nr. 75, 76, 83, 96, 100, 102, 104),
Weener-Hilgenholt (Kat.-Nr. 129, 141), Weener (Kat.-
Nr. 140), Weener-Südergaste (Kat.-Nr. 162) und Wee-
ner-Liebsch Kolk (Kat.-Nr. 168).
Die vierte Zeitspanne der Römischen Kaiser-
zeit wird wiederum durch Feinkeramik markiert.
Dem 3./4. Jahrhundert sind die Trichterschalen mit
langgezogenen Randprofilen sowie die mit profi-
lierten Randprofilen der Form Uslar II zugeordnet

(Schmid 2006). Teils finden sich diese Randprofile
bei den Formen der Randformentabelle 2.2 und
teils bei 2.4 (vgl. Abb. 40) (Liste 9). Die Fundstellen
des Kataloges Hatzum-Boomborg (Kat.-Nr. 40, 41),
Holtgaste (Kat.-Nr. 46), Leer-Westerhammrich (Kat.-
Nr. 61), Midlum-Lehrerwohnungen (Kat.-Nr. 66)
und Pogum (Kat.-Nr. 75, 76, 79, 80, 83, 98, 103) ha-
ben Funde dieser Zeitspanne geliefert.
Die fünfte Zeitspanne der Römischen Kaiser-
zeit, bzw. die der Völkerwanderungszeit, ist durch
die so genannte sächsische Keramik gekennzeich-
net (Liste 10). Schmid (2006) datiert die Trichterpo-
kale und die mit Riefen, Rillen, Kanneluren und
Dellen hochdekorierten schalenförmigen Gefäße
ins 4./5. Jahrhundert. Nur noch wenige Fundstellen
des Kataloges enthalten Funde dieser Zeitstellung:
Critzum-Kirche (Kat.-Nr. 8), Holtgaste-Bentumer-
siel (Kat.-Nr. 41, 42), Holtgaste-Jemgumkloster (Kat.-
Nr. 45), Leer-Westerhammrich (Kat.-Nr. 61, 62),
Midlum-Eppingawehr (Kat.-Nr. 64), Midlum-Leh-
rerwohnungen (Kat.-Nr. 66) und Pogum (Kat.-Nr.
75, 76, 111).
Die Verringerung der kennzeichnenden Arte-
fakte von Zeitspanne zu Zeitspanne in der Römi-
schen Kaiserzeit seit dem 3./4. Jahrhundert signali-
siert ein Abnehmen der Siedlungsintensität im
Reiderland. Da aber nur der Rückgang datierbarer
Feinkeramik in der Menge der Gebrauchskeramik
erfasst wurde, kann das eine Täuschung sein, weil
die Versorgung mit Feinkeramik andere Ursachen
als verminderte Siedlungsaktivitäten haben kann.
Nur durch archäologische Untersuchungen, wie auf
der Feddersen Wierde, ist eine Siedlungsentwick-
lung überprüfbar. Dort erlebte die Besiedlung auf
der Wurt im 3. Jahrhundert ihren Höhepunkt und
verringerte sich danach bis sie im Laufe des 5. Jahr-
hunderts endete (Schmid 1984, 204-211). Im Rei-
derland deuten die Funde und Fundstellen einen
gleichen Vorgang an.

7 Mittelalter
Die Siedlungsperiode des Mittelalters erstreckt sich
über den rund tausendjährigen Zeitraum von 500
bis 1500 n. Chr. Obgleich das Ende anscheinend will-
kürlich festgesetzt ist, weil die Entwicklung ungebro-
chen in die Neuzeit übergeht, beginnt die Siedlungs-
periode mit einem grundlegenden Siedlungswandel,
der dem Umbruch in der mittleren Vorrömischen Ei-
senzeit in Ostfriesland teils auffällig ähnelt.
Im Reiderland und im ostfriesischen Küsten-
 
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